Studie über Desinformationen Deutsche sehen Fakenews als Gefahr für Demokratie
Jeden Tag können im Internet Hunderte Falschinformationen herumschwirren. Die Mehrheit der Deutschen sieht darin eine Gefahr für die Demokratie.
Sie können Wahlen beeinflussen und verunsicherten bereits in der Corona-Pandemie viele Menschen: Falschinformationen, die verbreitet werden, um Ängste zu schüren oder Feindbilder zu schaffen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen Desinformationen für ein (sehr) großes Problem halten.
81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Falschinformationen eine Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedeuten. Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, sagt: "Den meisten Menschen ist inzwischen bewusst, dass Desinformation eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft darstellt." Mit Blick auf das laufende Superwahljahr sei es eine Herausforderung, diese Entwicklung zu lösen, "um unsere liberale Demokratie zu schützen".
Vor allem kontroverse Themen betroffen
Hinter den Motiven für die Verbreitung von Desinformationen vermuten die Befragten zu 90 Prozent, dass die Absenderinnen und Absender die politische Meinung der Bevölkerung beeinflussen wollen. Ähnlich hoch sind die Zahlen bei der Beeinflussung von Wahlen und der Spaltung der Gesellschaft. Am häufigsten würden Falschinformationen nach dem Empfinden der Befragten bei kontroversen Themen, wie Einwanderung, Gesundheit, Krieg und Klimakrise, genutzt.
Über die Hälfte der Befragten bemängelte in der Studie, dass das Thema zu wenig Aufmerksamkeit bekäme. Vor allem in sozialen Medien würden sie Desinformationen wahrnehmen. Als Quelle der Falschnachrichten vermuteten sie Protest- und Aktivistengruppen (60 Prozent), gefolgt von Influencern (60 Prozent), ausländischen Regierungen (53 Prozent) und Politikern sowie Parteien (50 Prozent). Sie kämen laut den Befragten allerdings gleichermaßen aus dem In- und Ausland.
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Den Autorinnen und Autoren der Studie zufolge müssten Politik, Medien und Zivilgesellschaft noch aktiver werden. "Wir brauchen bessere Vorgaben. Die sozialen Netzwerke sollten verpflichtet sein, Faktenchecks und Vertrauensbewertungen einzubinden", so Cathleen Berger, Co-Autorin der Studie. Generell müsse es Nutzerinnen und Nutzern erleichtert werden, Informationen zu überprüfen und zu melden.
Ergänzend dazu brauche es ein unabhängiges Monitoring digitaler Inhalte durch mehrere, nicht-staatliche Akteure und es gelte insgesamt, das Spannungsverhältnis zwischen dem Schutz der Öffentlichkeit vor Desinformation und dem Schutz der Meinungsfreiheit sorgsam auszutarieren. Das könne laut den Forschenden nur durch einen breiten und regelmäßigen gesellschaftlichen Diskurs gelingen.
Für die repräsentative Studie "Verunsicherte Öffentlichkeit" wurden im Auftrag der Bertelsmann Stiftung 5.055 Deutsche ab 16 Jahren im Zeitraum vom 4. bis 17. Oktober 2023 online befragt. Die Umfrage und Auswertung führte das Meinungsforschungsunternehmen pollytix research gmbh durch.
- Studie der Bertelsmann Stiftung