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Bauernproteste gerechtfertigt? "Wohlstandsgefährdung sieht anders aus"


Deutschlandweite Straßenblockaden
"Das macht die Aussage der Bauern sehr unglaubwürdig"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 12.01.2024Lesedauer: 4 Min.
Landwirte fahren mit Traktoren durch Cottbus: Viele Bauern beteiligen sich an einer Protestwoche.Vergrößern des Bildes
Landwirte fahren mit Traktoren durch Cottbus: Viele Bauern beteiligen sich an einer Protestwoche. (Quelle: Frank Hammerschmidt/dpa)

Größenwahnsinnig oder gerechtfertigt? Die Meinungen über die Bauernproteste gehen weit auseinander.

Die Bauernproteste erregen bundesweit Aufsehen, ist es doch gleich eine ganze Woche, die protestiert werden soll. Doch nicht nur der relativ lange Zeitraum, in dem Leute von herumschleichenden Traktoren behindert werden, regt viele Menschen auf. Auch das Auflehnen gegen Subventionskürzungen in der Landwirtschaft wird vielfach als unverhältnismäßig angesehen.

Viele andere jedoch solidarisieren sich mit den Bauern und begrüßen ihre Aktionen. Auch in der t-online-Leserschaft sind die Ansichten über die Proteste gespalten.

Video | Proteste halten an: Ampel-Fraktionschefs laden zum Gespräch ein.
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Quelle: dpa

"Es geht für alle um die Wurst"

Friederike Winter befürwortet die Anliegen der Landwirte nicht stillschweigend, sondern auf der Straße sichtbar: "Ich stand am Montag am Straßenrand, hielt ein Plakat mit der Aufschrift 'Power to the Bauer' hoch und unterstützte den Protest mit Musik. Alle Passanten und Radfahrer stimmten dem Konvoi mit Handzeichen zu", berichtet die Karlsruherin.

"Es ist wohl bei den Bürgern angekommen, dass es jetzt für alle um die Wurst geht, mit der gegen die eigenen Bürger gerichteten Ampelpolitik." Auf anderen Plakaten habe sie oft gelesen, die Ampel müsse weg. Doch die Stimmung des Protests, dem sie beiwohnte, sei stets friedlich und keinesfalls aggressiv gewesen, so die Einschätzung der t-online-Leserin.

"Eine Unverschämtheit und Rücksichtslosigkeit"

"Ich habe keinerlei Verständnis für dieses kriminelle Vorgehen der Bauern", schreibt Klaus Meschkat. "Meiner Meinung nach sind sie nicht besser als die sogenannte Letzte Generation. Wir Bürger haben alle unsere Sorgen und Nöte. Zum Beispiel ich als Rentner muss mich auch immer mehr einschränken. Aber deswegen kann ich doch nicht den Verkehr lahmlegen und andere Bürger daran hindern, ihrer Beschäftigung nachzugehen. Ich finde, dieses Verhalten ist eine Unverschämtheit und Rücksichtslosigkeit."

Video | t-online spricht mit protestierenden Bauern
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Quelle: t-online

"Wir Landwirte sind Menschen!"

Friedrich-Ernst Voges mailt: "Der 'Angriff' auf Minister Habeck und seine Familie ist scharf zu verurteilen; das teile ich mit der Öffentlichkeit. Ich teile aber nicht, dass es für die Öffentlichkeit selbstverständlich ist, wenn Landwirte denunziert und deren Kinder gemobbt werden, nur weil sie 'Bauernkinder' sind. Wir Landwirte und unsere Familienmitglieder sind Menschen!"

Der Bauer aus Warberg stellt klar: "Es geht bei den Demos nicht um Subventionen, sondern dass im Rahmen rechtlich zulässiger Mittel um Respekt für unsere hohen Produktionsstandards, für deren gerechte Entlohnung und um überlebensfähige, ideologiefreie Wettbewerbsbedingungen gekämpft wird."

"Bauern, die Regierungen stürzen wollen, braucht kein Mensch"

"Die Landwirtschaft bekommt gefühlt für jeden Strauch, den sie am Feldrand pflanzt, Subventionen – und beklagt sich dann, dass darüber auch Rechenschaft abgelegt werden muss", moniert Friedemann Kopp: "Tausende Traktoren auf x 'Sternfahrten' mit von uns allen subventioniertem Diesel machen die Aussage, dass sich Bauern den Sprit nicht mehr leisten können, doch sehr unglaubwürdig."

Zudem kündigt der t-online-Leser an: "Liebe Landwirte, wenn Sie mit diesem von uns allen subventionierten Diesel Arbeitnehmer daran hindern, zu arbeiten und Steuern zu bezahlen, die dann in Form von Subventionen in Ihren Geldbeuteln landen, dann werde ich in Zukunft peinlich darauf achten, landwirtschaftliche Produkte aus dem Ausland zu kaufen. Bauern, die Regierungen stürzen wollen, braucht kein Mensch."

"Die Beschlüsse haben einen Ozean zum Überlaufen gebracht"

Johann Heinrich schreibt: "Als ehemaliger Landwirt unterstütze ich diesen Protest. Die Beschlüsse der Bundesregierung haben nicht nur ein Fass, sondern einen Ozean zum Überlaufen gebracht. Seit Jahrzehnten werden die Bauern durch ständig neue Vorschriften und Gesetze durch EU und Regierung gegängelt. Gleichzeitig werden sie wegen jeden Gramms Dünger oder Pflanzenschutz angegriffen. Grüne und Tierschützer wissen viel besser, wie Landwirtschaft geht", spottet der t-online-Leser.

"Außerordentlich unverhältnismäßig"

"Ich finde den Protest der Bauern außerordentlich unverhältnismäßig", äußert sich Rahel und berichtet: "Unsere Vermieter sind Landwirte. Sie haben im vergangenen Jahr nicht nur unser Vierfamilienhaus gekauft, sondern noch ein weiteres mit vier Familien in der Nähe von Hamburg – aus steuerlichen Gründen. Ihre beiden Töchter studieren Agrarwissenschaften und werden den riesigen Hof mit 3.000 Schweinen und zig Hektar Maisanbau übernehmen. Wohlstandsgefährdung sieht anders aus."

Das Hauptargument von Rahel, die im sozialen Bereich selbstständig tätig ist, ist jedoch, dass alle Branchen Schwierigkeiten hätten zu überleben. "Die Zeiten sind schwierig und unsere Regierung sollte dringendst alles an Umweltschutzmaßnahmen zur Bewahrung vor Klimawandelverschärfungen unternehmen, was möglich ist. Hier brennt die Hütte wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes – und nicht in der Landwirtschaft, im Speditionsversand oder sonst wo. Ich bin das deutsche Wohlstandsgejammer und die deutsche Kurzsichtigkeit so leid."

"Seit Jahren reden Menschen in die Landwirtschaft rein"

Karsten Uebe erklärt: "Die Landwirte ernähren die Bevölkerung. Ein Landwirt ernährt circa 150 Menschen, mit hochmoderner Technik." Die Bevölkerung sei so stark von der Landwirtschaft abgekoppelt, dass sie gar nicht wisse, was diese mache und wie sie funktioniere.

"Seit Jahren reden Menschen in die Landwirtschaft rein und stellen Forderungen nach mehr Tierwohl, weniger Gülle und so weiter. Nur bezahlen wollen sie den dadurch entstehenden Mehraufwand nicht. Alle Städter sollten für drei Wochen im Jahr zum Arbeiten in der Landwirtschaft verpflichtet werden", meint der t-online-Leser, der selbst zwar nichts mit Landwirtschaft zu tun hat, aber die Bauern "gedanklich" unterstützt.

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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