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AfD-Chefin Weidel: Empörung über Aussagen zum Weltkriegsende


"Niederlage des eigenen Landes"
AfD-Chefin Weidel empört mit Aussagen zum Weltkriegsende

Von t-online, fls

Aktualisiert am 11.09.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0303363118Vergrößern des Bildes
Alice Weidel: Die Politikerin steht gemeinsam mit Tino Chrupalla der Alternative für Deutschland (AfD) vor. (Quelle: IMAGO/M. Popow)

Der 8. Mai gilt gemeinhin als "Tag der Befreiung" vom NS-Regime. AfD-Co-Chefin Alice Weidel scheint das anders zu sehen.

Die Co-Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) hat den Sieg der Alliierten über Hitlerdeutschland als "Niederlage des eigenen Landes" bezeichnet – und damit empörte Reaktionen ausgelöst. In den sozialen Netzwerken werfen ihr zahlreiche Nutzer, darunter Familienministerin Lisa Paus (Grüne), vor, den "Tag der Befreiung" vom NS-Regime unangemessen umzudeuten.

Hintergrund ist ein Interview, das Weidel am Sonntag dem ARD-Magazin "Bericht aus Berlin" gegeben hatte. Der ARD-Moderator fragte sie, warum sie nicht wie Tino Chrupalla, der neben Weidel der rechtspopulistischen Partei vorsitzt, am 9. Mai dieses Jahres an den Feierlichkeiten zum "Tag der Befreiung" in der russischen Botschaft teilgenommen habe. In Russland wird das Kriegsende traditionell einen Tag später begangen als im Westen. Auf die Frage antwortete Weidel:

"Ich habe für mich entschieden – das ist eine persönliche Entscheidung gewesen –, aus politischen Gründen daran nicht teilzunehmen. Also hier die Niederlage des eigenen Landes zu befeiern mit einer ehemaligen Besatzungsmacht, das ist etwas, wo ich für mich persönlich entschieden habe – auch mit der Fluchtgeschichte meines Vaters –, daran nicht teilzunehmen."

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Familienministerin Paus postete daraufhin auf der Plattform X (vormals Twitter): "Weidel stellt die Befreiung von Nazi-Deutschland durch die Alliierten als Niederlage Deutschlands dar. Dazu fällt mir ein Brecht-Zitat ein: 'Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.'"

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Zugleich verwies sie wie andere Nutzer auf die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes, mit der sich bundesweit die Bezeichnung "Tag der Befreiung" etablierte.

Wörtlich sagte von Weizsäcker damals: "Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft." (Lesen Sie hier genauer nach, was der 8. Mai für Deutschland bedeutet.)

Junge-Union-Chef: "Franz von Papen für Arme"

Der Chef der Jungen Union, Johannes Winkel, kritisierte Weidel als "Opportunistin der schlimmsten Sorte". Noch vor Kurzem habe sie für den Parteiausschluss Björn Höckes votiert, tue aber mittlerweile so, als sei das nie passiert, sagte Winkel t-online. "Daran erkennt man nicht nur, dass Rechtsextremismus in der AfD machtpolitisch tonangebend geworden ist, sondern auch den schwachen Charakter Weidels."

Im Gegensatz zu ihren Amtsvorgängern, die die Radikalisierung der Partei zwar nicht hätten aufhalten können, aber mit ihren Austritten persönliche Konsequenzen gezogen hätten, "steht bei Weidel der blanke Machterhalt über jedem Rest politischer Integrität oder persönlicher Verantwortung", sagte Winkel. "Das macht Alice Weidel so gefährlich. Sie ist sozusagen der Franz von Papen für Arme."

Der Grünen-Fraktionsvize und Innenpolitiker Konstantin von Notz kritisierte Weidels Aussagen ebenfalls deutlich. "Der Versuch, den Tag der Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur, die Deutschland in den absoluten Untergang geführt, systematisch das Menschheitsverbrechen der Shoa organisiert und Aber- und Abermillionen von Kriegstoten direkt zu verantworten hat, zu einem 'Tag der Niederlage' umzudeklarieren, markiert einen weiteren Schritt der AfD in Richtung offener NS-Verherrlichung", sagte von Notz t-online. "Die Partei wendet sich immer offener und aggressiver gegen die verfassungsrechtliche Ordnung unseres Landes."

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Linken-Chefin Janine Wissler sagte t-online mit Blick auf Weidels Aussage zum Tag der Befreiung als "Niederlage": "Das zeigt den Charakter der AfD und wie wichtig es ist, dass es eine Brandmauer gibt und keinerlei Zusammenarbeit." Dass so etwas offen und unverhohlen gesagt werden könne, "ist auch dem geschuldet, dass der Raum für rechte und menschenverachtende Positionen immer weiter geöffnet wird", so Wissler weiter.

Der Schriftsteller und Journalist Hasnain Kazim fragte angesichts Weidels Aussagen bei X: "Mit anderen Worten sagt sie also: 'Hätte Hitler gewonnen, hätte ich gefeiert', verstehe ich das richtig?"

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Spitzenpolitiker der AfD mit Aussagen zur Nazivergangenheit Deutschlands Aufsehen erregt. 2018 sagte Alexander Gauland, der damalige Vorsitzende der Partei, in einer Rede bei der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative: "Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte."

Verwendete Quellen
  • ARD-Bericht aus Berlin
  • Statement von Johannes Winkel
  • Postings auf X
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