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Viertagewoche: Sinnvoll? "Sonst würde man Feuer mit Benzin bekämpfen"


Kommt die Viertagewoche?
"Sonst würde man Feuer mit Benzin bekämpfen"

Von t-online, TiK, ann, fls

30.05.2023Lesedauer: 2 Min.
imago images 0243019531Vergrößern des Bildes
Mann bei der Arbeit (Symbolbild): Weniger arbeiten – ergibt das gesellschaftlich Sinn? (Quelle: IMAGO/Sylvio Dittrich)
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Nur noch vier Tage in der Woche arbeiten, bei vollem Gehalt? Arbeitgeberpräsident Dulger hält das für gefährlich. Seine Kritiker sagen: Er hat den Anschluss verpasst.

Martin Schirdewan, Vorsitzender der Linkspartei, kritisiert Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger indirekt für seine deutliche Ablehnung der Viertagewoche. "Eine Viertagewoche ist eine zeitgemäße Alternative für eine bessere Zukunft in der Arbeitswelt", sagte der Linken-Chef t-online. "Wer das Modell als keine Alternative zum derzeitigen Arbeitsalltag ansieht, hat den Anschluss verpasst."

Im Interview mit t-online hatte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger vor den negativen wirtschaftlichen Folgen einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich gewarnt. "Wir befinden uns wirtschaftlich in einer wirklich angespannten Lage", sagte Dulger t-online. "Nichts wird besser, wenn wir alle weniger arbeiten." Eine Viertagewoche bei gleichem Gehalt "gefährdet unseren Wohlstand".

Grund dafür sei unter anderem der demografische Wandel: Dass die Babyboomer-Generation nun in Rente gehe, sei bereits eine "schwierige Situation". "Wenn wir dann aber noch weniger arbeiten, wird das Rentensystem in seiner aktuellen Form unfinanzierbar", so Dulger.

Weniger Arbeit als Mittel gegen Fachkräftemangel und Burn-out

Schirdewan widerspricht Dulger deutlich. Die aktuell breit geführte gesellschaftliche Debatte zeige, dass die Idee Potenzial habe. Viele Modellversuche liefen, die wichtige Beiträge für die Praxis lieferten. Der Fachkräftemangel sei kein Argument gegen die Viertagewoche. "Im Gegenteil, sonst würde man Feuer mit Benzin bekämpfen. Fachkräftemangel kann man nicht mit noch mehr Arbeitszeit bekämpfen, sondern es braucht ein attraktives Arbeitsumfeld und mehr Personal, auch aus dem Ausland."

Die Zahl der Burn-out-Erkrankungen stiegen, so Schirdewan weiter. "Hier darf die Politik nicht tatenlos zusehen. Das Modell der Viertagewoche ist ein gutes Instrument, dem entgegenzusteuern. Die Arbeitsverteilung bei der unbezahlten Arbeit in Haushalten würde besser machbar werden." Umfragen zeigten, dass bis zu 80 Prozent der Beschäftigten den Vorschlag begrüßten.

Klar ist aus Schirdewans Sicht, dass es einen vollen Lohn- und Personalausgleich benötigte. Denn die bisherigen Modellprojekte zeigten, dass die Produktivität nicht abnehme. Das Arbeitszeitgesetz müsse den Rahmen vorgeben, die Tarifpartner die genaue Ausgestaltung verhandeln. "Ziel muss sein, dass Arbeitszeit zum Leben passt, überall und individuell."

Scharfe Kritik aus der CDU

Die Chefin des mächtigen CDU-Wirtschaftsflügels, Gitta Connemann, zeigt sich von den Vorschlägen einer Viertagewoche entsetzt. Sie sagt t-online: "Die Forderung nach einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich kommt zur absoluten Unzeit. Zwei Millionen Stellen können in Deutschland nicht besetzt werden. Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist Wachstumsbremse Nummer 1." Der Mittelstand sei "nicht mehr flüssig".

Die CDU-Politikerin sagte weiter: "Die Viertagewoche wäre da verheerend: Weniger Arbeit für den gleichen Lohn macht Produkte und Dienstleistungen noch teurer. Schon heute ist es möglich, weniger zu arbeiten und dafür auf Lohn zu verzichten. Der Mittelstand in Deutschland braucht dringendst Flexibilität und Entlastung. Die Einführung einer starren Viertagewoche ist das Gegenteil davon."

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Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Martin Schirdewan und Gitta Connemann
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