Schloss Meseberg So edel tagt die Bundesregierung
Hier übernachten wichtige Staatsgäste, hier trifft sich die Bundesregierung: Dieses Schloss wird regelmäßig zum Schauplatz internationaler Politik.
Kanzler Olaf Scholz geht mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spazieren, Wirtschaftsminister Robert Habeck nutzt eine Pause fürs Joggen: Die Bundesregierung zieht sich ab diesem Dienstag für eine Klausurtagung auf das Schloss Meseberg in Brandenburg zurück. Auf dem Zettel stehen unter anderem Diskussionen über das Wachstumschancengesetz und den Industriestrompreis.
Immer wieder kommt die Bundesregierung dort zusammen – und das schon seit 2007. Was genau hat es mit dem Schloss auf sich? Und wie sieht es dort aus? Ein Überblick:
Was ist das Schloss Meseberg?
Das 1737 erbaute Barockschloss im nördlichen Brandenburg ist seit 2007 das Gästehaus der Bundesregierung. Zuvor brachte die Regierung ihre Besucherinnen und Besucher in der Nähe der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn unter. Doch mit dem Umzug nach Berlin musste ein neues Gebäude her. Die Wahl fiel schließlich auf Schloss Meseberg, 60 Kilometer nördlich von Berlin. Über Jahrzehnte war die Anlage verfallen, bevor die Messerschmitt-Stiftung sie in den 1990er-Jahren erwarb und das Schloss samt Gelände der Bundesregierung zur Verfügung stellte. Die Renovierungsarbeiten dauerten mehr als zehn Jahre und haben rund 25 Millionen Euro gekostet.
Wo liegt Schloss Meseberg?
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Wie ist das Schloss gelegen?
Der bekannte Schriftsteller Theodor Fontane (gestorben 1898) schrieb nach einer Brandenburg-Reise über das Schloss: "Wie ein Zauberschloss liegt es auch heute noch da." Bei der Renovierung in den 90er- und 00er-Jahren wurde darauf geachtet, das Aussehen des Gebäudes möglichst originalgetreu wiederherzustellen.
Das Schloss ist von einer terrassenförmigen barocken Gartenanlage umgeben, auch ein Weinberg wurde damals angelegt. Nach hinten grenzt es an den Huwenowsee. Insgesamt liegt es in einer beschaulichen, hügeligen Gegend. Der Ort Meseberg selbst zählt nur 150 Einwohner.
Wer trifft sich dort?
Die Bundesregierung empfängt ihre Staatsgäste auf Schloss Meseberg in einem repräsentativen Rahmen. Der erste Gast war etwa der damalige französische Präsident Jacques Chirac, der im Februar 2007 für deutsch-französische Konsultationen nach Meseberg reiste. Neben Besprechungen mit ausländischen Staatsgästen wird das Schloss für kleinere Konferenzen und – wie nun auch – Kabinettsklausuren genutzt.
Wie sieht das Schloss von innen aus?
Die Inneneinrichtung ist ebenfalls im barocken Stil wiederhergestellt worden. Das Hauptgebäude erstreckt sich über drei Etagen, allein im Erdgeschoss gibt es zwölf Repräsentationsräume, in denen sich Regierungsvertreter treffen können, so etwa das bekannte Prinz-Heinrich-Zimmer, die Bibliothek und das Kaminzimmer. Im Kellergeschoss befindet sich zudem eine Weinstube. Gäste können in vier großzügigen Suiten im Obergeschoss übernachten.
Für die Begleitungen von Staats- und Regierungschefs sind zwei Delegationsgebäude vorgesehen, in denen jeweils 12 Appartements liegen. Ein weiteres Gebäude ist für die Bundespolizei reserviert, eines für Pressekonferenzen, dazu gibt es noch ein Restaurant.
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Worüber wird diskutiert?
Die Lage ist düster für die Ampel, bereits vor Ende der Sommerpause stritten sich die Koalitionäre über die Kindergrundsicherung. Weil deren Finanzierung nicht geklärt war, blockierte Familienministerin Lisa Paus (Grüne) das Gesetz für mehr Wirtschaftswachstum von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und sorgte damit für einen beispiellosen Eklat im Kabinett.
Inzwischen haben sich Paus und Lindner geeinigt, das Wachstumschancengesetz soll nun auf den Weg gebracht werden. Justizminister Marco Buschmann (FDP) will in Meseberg zudem Eckpunkte für ein Bürokratieabbaugesetz vorlegen.
Die zweitägige Klausurtagung des Bundeskabinetts konzentriert sich stark auf die prekäre Wirtschaftslage und Rezepte zur Besserung. Viele Volkswirte erwarten inzwischen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland auf das Gesamtjahr gerechnet. Von einer Gefahr der Deindustrialisierung ist die Rede und der britische "Economist" fragte jüngst, ob Deutschland schon wieder der "kranke Mann Europas" sei.
Die deutsche Wirtschaft erwartet nun ein klares Signal von Meseberg. "Es muss jetzt im gesamten politischen Handeln die strategische Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes in den Mittelpunkt gestellt werden", fordert zum Beispiel Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.
- bundesregierung.de: Das Gästehaus der Bundesregierung
- schloss-meseberg.de: Website
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa