Wahlen in Berlin Wahlforscher sieht FDP in "sehr, sehr schwieriger Lage"
Die FDP hat bei mehreren Landtagswahlen in den vergangenen Monaten schlecht abgeschnitten. Ein Wahlforscher sieht große Herausforderungen für die Partei.
Die Schlappe bei der Berliner Wiederholungswahl bringt die FDP nach Einschätzung des Wahlforschers Thorsten Faas bundesweit weiter in Bedrängnis. "Die FDP ist ein deutlicher Wahlverlierer", sagte Faas der Deutschen Presse-Agentur. "Das zeigt, dass die Partei insgesamt in einer sehr, sehr schwierigen Lage ist."
Die Freien Demokraten waren bei der am Sonntag wiederholten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Auch bei den letzten Landtagswahlen in anderen Bundesländern hatten sie schlecht abgeschnitten.
"Das sind große Herausforderungen"
Die FDP sei "beim Mitregieren in der Ampel nicht mit sich im Reinen", sagte Faas, Politikprofessor an der Freien Universität Berlin. Eine Opposition innerhalb der Regierungskoalition funktioniere aber auch nicht. "Das sind große Herausforderungen, und die werden auch nicht weggehen."
Die grundsätzliche Idee der Ampel als Fortschrittskoalition habe zu Beginn ganz gut funktioniert, sagte Faas. "Dann hat der Russland-Ukraine-Krieg wieder die klassisch sozialstaatlichen und ökonomischen Fragen in den Vordergrund gerückt, bei denen SPD, Grüne und FDP schwer zueinander finden."
Alle Partner der Ampel müssten sich profilieren, doch dürfe die Koalition nicht wie eine Chaostruppe wirken. Dies gelinge dann, wenn man "wieder eine positive Erzählung für diese Ampel findet", sagte Faas.
Lindner: Strategie nicht ändern
FDP-Chef Christian Lindner sagt zum Ausgang der Wahl: "Die Zahlen sind sehr eindeutig." Die FDP habe bei der Wahl in Berlin sowohl Stimmen an die Union als auch an Nichtwähler verloren. Die Liberalen hätten nicht von der Wechselstimmung profitieren können.
Dennoch wolle die Partei ihre Strategie nicht ändern. Sie werde mittelfristig Erfolge bringen. Unter anderem sei eine Politik gegen das Auto und den Straßenbau nicht im Sinne der Wähler.
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters