Bei niedriger Impfquote Spahn warnt vor "sehr, sehr vielen Infektionen" ab Herbst
Gesundheitsminister Jens Spahn warnt vor einer erneuten Corona-Welle in den Wintermonaten und wirbt für Impfungen. Ein Ende aller Schutzmaßnahmen für Geimpfte verspricht er nicht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eindringlich für Corona-Impfungen geworben und vor Monaten mit vielen Neuinfektionen gewarnt. Entweder man werde geimpft oder man werde infiziert – "mit dem Risiko auch einer Folgeerkrankung", sagte Spahn am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin". "Das ist das, was wir sehen werden im Herbst und Winter, was wir im Vereinigten Königreich und anderen Ländern sehen. Da, wo nicht ausreichend geimpft ist, in den Bevölkerungsgruppen wird es sehr, sehr viele Infektionen geben."
Spahns Appell folgte auf Fragen zur Impfung von Kindern und Jugendlichen. Der CDU-Politiker machte deutlich, dass auch allen interessierten Kindern und Jugendlichen bis Ende August eine erste Impfung verabreicht werden könnte. "Wer geimpft werden möchte, wo der 12-, der 15-, der 17-Jährige das mit den Sorgeberechtigten und/oder dem impfenden Arzt entscheidet, ist das auch möglich. Der Impfstoff dafür ist da", sagte Spahn.
"Wer wieder viel machen will, sollte sich impfen lassen"
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie sei letztlich nur gemeinsam zu gewinnen. "Wir brauchen am Ende auch miteinander ein Bewusstsein dafür, dass es nicht nur um den Schutz für den Einzelnen geht, sondern das ist hier ein Teamspiel, eine Teamaufgabe. Wenn wir, wenn Deutschland, wenn Europa rauswill aus der Pandemie, brauchen wir eine hohe Impfquote." Wer einen guten Herbst und einen guten Winter mit möglichst wenigen Beschränkungen und möglichst wenigen Infektionen wolle, "der braucht eine hohe Impfquote bei allen da, wo geimpft werden kann", so Spahn.
Jedem Einzelnen riet Spahn, wer in den kommenden Monaten wieder viel unternehmen wolle, sollte sich impfen lassen. "Wer viel wieder machen können will, vom Stadion bis zur Party bis zum Familientreffen bis zum Berufsalltag mit viel Sicherheit, der sollte sich impfen lassen und viele davon überzeugen."
Maskenpflicht in einigen Bereichen auch im Herbst
Spahn geht weiterhin davon aus, dass auch im kommenden Herbst und Winter in einigen Bereichen Maskenpflicht gelten wird. "Die Maske im Innenraum, insbesondere wenn mehrere in einem Innenraum sind im Herbst und Winter, die wird es auch wieder brauchen, das ist sehr klar", betonte Spahn. "Ich finde aber, im Vergleich zu allen Einschränkungen ist das Masketragen noch die harmloseste", so Spahn weiter.
Der Gesundheitsminister machte in dem Interview deutlich, dass es bei den Corona-Maßnahmen, wie schon jetzt, auch weiterhin Vorteile für Geimpfte geben wird. "Aber wir werden sicherlich die Basismaßnahmen, die AHA-Regeln, und dazu gehört auch die Maske, in bestimmten Bereichen noch eine ganze Zeit brauchen", erklärte Spahn. Die Abkürzung AHA steht für Abstand, Hygiene und Alltag mit Maske.
Spahn widerspricht Maas
Mit Blick auf den Vorstoß von Bundesaußenminister Heiko Maas, die Maskenpflicht noch im August fallen zu lassen, sagte Spahn, es sei "prinzipiell richtig, dass viele Auflagen nach und nach fallen können, wenn alle ein Impfangebot bekommen haben, vor allem, wenn möglichst viele sich haben impfen lassen". Er wundere sich allerdings schon, "wer sich manchmal wie zu Wort meldet", sagte er mit Blick auf Maas. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht verwirren", fügte er hinzu.
Spahn plädierte dafür, "jetzt nicht mit Daten" zu arbeiten, sondern an dem Ziel, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für eine Impfung entscheiden. Wenn eine möglichst hohe Impfquote erreicht ist, "können wir sehen, wie wir dann weiter damit umgehen". Er halte es für schwierig, jetzt konkrete Zielpunkte zu benennen.
Im Laufe des Juli könne jeder, der das wolle, eine erste Impfung erhalten, betonte Spahn. Beim Impfen gehe es im Moment nicht um einen Wissensmangel, sondern eher um einen "Gelegenheitsmangel". Daher sei es wichtig, niedrigschwellige Angebote zu machen, etwa auf Markt- oder Sportplätzen.
- Nachrichtenagentur dpa