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Angela Merkel: "Eine Öffnung für 14 Tage wäre nicht die Lösung"


Interview in der ARD
Merkel: "Eine Öffnung für 14 Tage wäre nicht die Lösung"

Von t-online, dpa, reuters, sje

Aktualisiert am 03.02.2021Lesedauer: 4 Min.
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"Farbe bekennen": In diesem Interview beantwortete Bundeskanzlerin Angela Merkel wichtige Fragen zur Corona-Strategie der Bundesregierung. (Quelle: t-online)

Lockdown-Müdigkeit und Impfstoff-Probleme – das sind nur zwei der aktuellen Hauptprobleme für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Fernsehen beantwortete sie Fragen zur Corona-Situation in Deutschland.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt nur selten Interviews, noch seltener im Fernsehen. Am heutigen Dienstag stellte sie sich jedoch in der ARD-Sendung "Farbe bekennen" den Fragen – das Erste änderte dafür kurzfristig das Programm. Das 15 Minuten lange Interview wird direkt nach der "Tagesschau" um 20.15 Uhr ausgestrahlt, war online aber schon vorab verfügbar. Am Tag nach dem Impfgipfel ging es vor allem um die aktuelle Lage in der Pandemie.

Auszüge aus dem Interview sehen Sie oben im Video oder hier.

Trotz sinkender Corona-Infektionszahlen machte Merkel den Bürgern keine Hoffnung auf eine schnelle Lockerung der aktuellen Beschränkungen. Sie bitte alle Menschen, "noch eine Weile durchzuhalten", sagte sie. Bund und Länder hätten bei der letzten Konferenz vereinbart, dass man Öffnungsstrategien entwickle, erklärte Merkel. Aber diese dürften sich nicht an Datumsangaben orientieren, sondern müssten an Zahlen geknüpft werden. Dabei gehe es etwa um die Sieben-Tage-Inzidenz, die erfreulicherweise gefallen sei. "Das ist eine gute Leistung, da waren wir lange nicht. Aber damit haben wir noch nicht wieder die Kontrolle über das Virus durch die Gesundheitsämter." Man könne jedoch "noch weiter runterkommen", so die Kanzlerin.

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Sie forderte, langfristig zu denken: "Eine Öffnung für 14 Tage, bei der wir anschließend wieder in ein exponentielles Wachstum kommen, wieder die Intensivstationen stärker belegt sind, wäre nicht die Lösung. Wir brauchen einen nachhaltigen Weg aus der Pandemie." Wichtig sei auch, wie sich die ansteckenderen Virusmutationen verbreitet hätten: "Das einzige Risiko (...) ist, dass uns die Mutation aus Großbritannien oder Südafrika einen Strich durch Rechnung machen könnte, weil es sehr viel aggressiver ist." Sie hoffe darauf, dass man dazu Anfang kommender Woche ein klareres Bild habe.

Aufruf: Abstand halten, vorsichtig sein

Lockerungen werde es aber nicht erst dann geben, wenn alle Bürger geimpft seien. "Das ist nicht der Weg, den wir anstreben." Die Kanzlerin rief die Menschen dazu auf, mit der Einstellung an das Problem heranzugehen, man könne das Virus besiegen, indem man ihm nicht die Bedingungen gebe, um Menschen zu infizieren. Das bedeute, Abstand zu halten und wirklich vorsichtig zu sein. "Wenn wir das noch eine Weile durchhalten, dann wird es besser werden."

Vorzeitige Lockerungen nur für Geimpfte lehnte sie ab: Solange nicht klar sei, ob Geimpfte andere anstecken könnten, sei es nicht möglich, diese anders zu behandeln, sagte die Kanzlerin. Umgekehrt sei die Frage, wie man am Ende bei einem sehr großen Impfangebot trotz der Impf-Freiwilligkeit mit Personen verfahren solle, die sich nicht impfen lassen wollten, fügt Merkel hinzu. Dann stelle sich die Frage, ob man nicht Unterschiede machen müsse nach dem Motto: "Okay, wer das nicht möchte, der kann vielleicht bestimmte Dinge nicht machen."

"Wir können keinen starren Impfplan machen"

Doch gerade beim Thema Impfen sieht sich die Kanzlerin aktuell scharfer Kritik gegenüber. Im Interview warb Merkel jedoch für Verständnis für den aktuellen Ablauf: "Wir können keinen starren Impfplan machen", sagte sie. Die Hersteller hätten den Regierungschefs von Bund und Ländern bei dem Spitzengespräch zum Thema am Vortag erläutert, dass die Impfstoffe unter Hochdruck produziert würden und exakte Voraussagen über die genauen Mengen nicht lange im Voraus getroffen werden könnten. "Wir müssen das modellieren, wir müssen das dynamisch anpassen." Sie betonte aber auch, dass man sich mit der Wirtschaft einig gewesen sei: "Wir wollen das Maximum an Impfstoffen natürlich bekommen."

Bis zum Ende des Sommers solle jede und jeder ein Impfangebot erhalten, bekräftigte Merkel. Jeder solle dann zumindest die erste der zwei nötigen Impfungen bekommen können. Das gelte auch, wenn es keine weiteren Zulassungen weiterer Impfstoffe mehr gebe – für den Fall, dass es zusätzliche Mittel gibt, könne sich das Datum jedoch nach vorne verschieben. Es gebe aber auch Risiken: Wenn eine Virusmutation einen Impfstoff unwirksam machen würde, "würde die Sache anders ausschauen", so Merkel.

"Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen ist"

Auf die bisher geringe Verfügbarkeit des Impfstoffs angesprochen sagte Merkel: "Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen ist." Die Kanzlerin erläuterte, warum in den USA, Israel und Großbritannien die Impfstoffe schon bei größeren Anteilen der jeweiligen Bevölkerung angekommen seien. So habe es in Großbritannien für den Impfstoff von Astrazeneca eine Notzulassung gegeben. In Europa sei dieser mit der Gründlichkeit der normalen Zulassung geprüft worden. "Das war kein Fehler, wir sind auf das Vertrauen angewiesen." Zudem habe die Kommission nicht gesamte Haftung übernehmen wollen für den Fall, dass mit einem voreilig zugelassenen Impfstoff etwas passiere.

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Dazu komme, dass die USA so gut wie keinen Impfstoff exportiere, sondern das dort produzierte Serum selbst verwende. Deshalb seien die Europäer auf ihre eigene Produktion angewiesen. Die Hersteller hätten zu der Frage Stellung bezogen, ob es mehr Impfstoffe geben würde, wenn mehr bezahlt worden wäre. "Die Antwort war Nein", stellte Merkel fest.

Angesichts der Lieferungen von russischem und chinesischem Impfstoff an Nicht-EU-Länder betonte Merkel, dass solche Impfstoffe auch in Europa willkommen seien. "Jeder, der eine Zulassung bei der europäischen Medizinagentur stellt, der ist uns herzlich willkommen", sagt sie. Sie habe mit Russlands Präsident Wladimir Putin darüber gesprochen, es gebe gute Nachrichten über die Wirksamkeit des Impfstoffes Sputnik V. Voraussetzung der Nutzung in der EU sei aber eine Zulassung der Europäischen Arzneimittel-Agentur.

Verwendete Quellen
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