In mehreren Bundesländern Deutsche wegen Verdachts der Terrorfinanzierung festgenommen
Militante Islamisten in Syrien sollen in Europa Geldspenden für Waffen und Kämpfer gesammelt haben. Die Bundesanwaltschaft sieht auch Deutschland betroffen. Jetzt ist sie gegen das Netzwerk vorgegangen.
Mit Festnahmen und Durchsuchungen in mehreren Bundesländern sind Ermittler gegen ein internationales Netzwerk vorgegangen, das militante Islamisten in Syrien mit Geld unterstützt haben soll. Zwei Männer und eine Frau wurden am Donnerstagmorgen in Ulm, Delmenhorst und München vorläufig festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Ob sie in Untersuchungshaft kommen, sollte sich im Lauf des Tages entscheiden.
Das Geld sollte den Angaben zufolge Haiat Tahrir al-Scham (HTS) zugutekommen, einem Zusammenschluss militant-islamistischer Terrorgruppierungen. Sie wollen gemeinsam den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stürzen, um einen "Gottesstaat" zu errichten. Kern der Anfang 2017 gegründeten Gruppe, die der Terrororganisation Al-Kaida nahesteht, ist die frühere Al-Nusra-Front.
Ein international operierendes Netzwerk
Zentrale Figur des Finanzierungsnetzwerks war laut Bundesanwaltschaft ein HTS-Mitglied in Syrien. Der Mann soll über eine Internet-Plattform öffentlich zu Spenden aufgerufen haben. Mit dem Geld sollten Waffen gekauft und Kämpfer unterstützt werden.
Die Ermittler sehen ein internationales Netzwerk am Werk, das von Europa aus länderübergreifend agiert haben soll. Die beiden festgenommenen Männer hält die Bundesanwaltschaft für Mittelsmänner, die Geldspenden in Empfang nahmen und weiterleiteten. Einer von ihnen soll 2018 von der Türkei aus direkt mit dem Initiator der Spenden-Plattform in Syrien in Kontakt gestanden haben. Der zweite Mann soll ihm dreimal Geld aus Deutschland transferiert haben.
Weitere Durchsuchungen bei elf Beschuldigten
Die Frau soll zweimal über Mittler Geld nach Syrien überwiesen haben. Die beiden Männer haben laut Mitteilung deutsche Pässe, die Frau hat auch noch die kosovarische und die serbische Staatsangehörigkeit.
Gegen alle drei lagen zunächst keine Haftbefehle vor. Sie sollten am Donnerstag in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt werden, der darüber entscheidet. Erst dann ist klar, ob sie in U-Haft gehen oder wieder freikommen.
Die weiteren Durchsuchungen richteten sich gegen elf Beschuldigte. Bei ihnen bestehe der Anfangsverdacht, dass sie Spenden gesammelt oder die HTS selbst mit Geld unterstützt hätten, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Hiervon betroffen waren Wohnungen und andere Räume in Berlin, München, im Raum Ulm/Neu-Ulm, in Nordrhein-Westfalen in Kerpen (Rhein-Erft-Kreis) und Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis), in Laatzen in der Region Hannover und in Wiesbaden.
- Nachrichtenagentur dpa