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Corona-Krise: Exit-Plan? "Zwei andere Dinge sind jetzt viel wichtiger"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Frage der Woche
Exit-Plan? "Zwei andere Dinge sind jetzt viel wichtiger"

Pro & KontraVon Nathalie Rippich und Daniel Schreckenberg

04.04.2020Lesedauer: 1 Min.
Menschenleer: Das Brandenburger Tor.Vergrößern des Bildes
Menschenleer: Das Brandenburger Tor. (Quelle: Reiner Zensen/imago-images-bilder)
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Die Bundesregierung mahnt zu Vernunft, Virologen und Robert Koch-Institut warnen – doch der Ruf nach einer Exit-Strategie wird lauter. | Von Nathalie Rippich und Daniel Schreckenberg.

Das Leben in Deutschland steht still – und zwar mindestens bis nach Ostern. Nachdem Bund und Länder die bestehenden Kontaktbeschränkungen am vergangenen Mittwoch bei einer Schaltkonferenz mindestens bis zum Ende der Osterferien verlängert hatten, wollen Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten die Lage am 14. April neu bewerten. Ein Zeitpunkt für eine Aufhebung der Maßnahmen ist noch vollkommen offen.

Die Rufe nach einer Exit-Strategie werden dennoch lauter. Zuletzt forderte der Chef des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, im Interview mit t-online.de, Geschäftsschließungen nach und nach zu lockern. "Wir könnten die Läden schrittweise wieder öffnen", sagte er. "Wir könnten Zugangsbeschränkungen einführen, Hygienevorschriften durchsetzen und dafür sorgen, dass das Abstandsgebot weiterhin eingehalten wird." Was zu der Frage führt:

Braucht es schon jetzt einen konkreten Exit-Plan?

Pro
Daniel Schreckenberg

Ja, es braucht einen klaren Plan

Klar, eine Pandemie kennt keinen Ablaufplan. Jeder Einzelne von uns ist jeden Tag aufs Neue gefordert, die Regeln zur Einschränkung des Virus bestmöglich umzusetzen. Doch das funktioniert nur mit der Vorstellung im Hinterkopf, dass es einen Ausweg aus dieser üblen Ausnahmesituation gibt.

Es ist das altbewährte Prinzip "Hoffnung", das Menschen dazu bringt, weiter alle Alltagsbeschränkungen zu meistern – und auch zu befolgen. Wenn ich weiß, dass ich schon bald wieder meine Liebsten besuchen kann, dann werde ich nicht heimlich über Ostern zur Verwandtschaft fahren. Wenn ich weiß, dass im Sommer wieder mit Freunden in Parks gepicknickt werden kann, schmeiße ich jetzt zuhause keine Corona-Party.

Und dann ist da noch die Wirtschaft: Ein paar Wochen, vielleicht einen Monat, das werden die meisten gut geführten Unternehmen trotz Virus-Krise überstehen. Das gelingt aber auch nur, wenn sie (und die Banken, die ihnen womöglich Kredite geben) wissen, wann und wie sie wieder durchstarten können.

Natürlich: Die Regierung kann jetzt noch keinen genauen Zeitpunkt nennen, wann der Exit aus dem Corona-Shutdown stattfinden kann. Doch sie muss schon jetzt klar formulieren, wie genau sie es anstellen will. Verschiebt sich der Plan dann um ein paar Tage oder Wochen, werden weder die Menschen noch die Unternehmen meckern. Denn es ist wenigstens klar: Unsere emotionale Ausnahmesituation wird ein Ende haben.

Kontra
Nathalie Rippich

Die Situation ist brandgefährlich

Schon jetzt einen konkreten Exit-Plan zu entwickeln, wäre ein Fehler. Denn damit würden wir verfrüht Hoffnung schüren und genau das riskieren, was wir aktuell am dringendsten brauchen: Geduld.

Natürlich warten wir alle darauf, dass das normale Leben wieder losgeht. Doch Wissenschafter und Politiker können aktuell noch gar nicht absehen, ob die laufenden Maßnahmen ausreichend greifen. Denn wir stehen erst am Anfang der Pandemie.

Viele Menschen werden noch erkranken. Und, ja, leider auch sterben. Verfrühte Exit-Debatten könnten diesen Ernst der Lage verklären und in der Bevölkerung eine Sorglosigkeit im Umgang mit den Ausgangsbeschränkungen auslösen, die brandgefährlich wäre.

In der aktuellen Lage sind nur zwei Dinge wichtig: Wir sollten alle unnötigen Kontakte vermeiden und auf das hören, was die Experten sagen. RKI-Chef Professor Lothar Wieler wiederholt nicht umsonst Tag für Tag, dass die Maßnahmen durchgehalten werden müssten, um die Verbreitung des Coronavirus zu minimieren.

Denn auch wenn Deutschland den Bestand an Intensivbetten und Beatmungsgeräten aufstocken konnte, ist längst nicht klar, ob das am Ende wirklich ausreicht. Wir brauchen keine Pläne, sondern Geduld. Viel Geduld.

Wer hat Recht?

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