Gemischte Terrorbilanz Zahl der Opfer sinkt – aber nicht in Europa
Ein neuer Report zu Terroranschlägen zieht eine gemischte Bilanz: Die Zahl der Terroropfer geht weltweit zurück, das gilt aber nicht für Europa.
Die Zahl der weltweiten Terroropfer ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. In Europa sind hingegen so viele Tote zu beklagen wie seit Jahren nicht mehr: 826 Menschen starben bei 630 Attacken, vor allem in der Türkei. Das geht aus dem Globalen Terrorismus-Index der Denkfabrik "Institute for Economics and Peace" hervor.
Weltweit gehen die Opferzahlen weiter zurück
Demnach kamen bei Anschlägen weltweit im vergangenen Jahr 25.673 Menschen ums Leben. Das waren 13 Prozent weniger als im Jahr zuvor und 22 Prozent weniger als noch 2014. Angesichts der militärischen Niederlagen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und dem Irak sehen die Forscher deswegen bereits einen Wendepunkt im Kampf gegen islamistischen Extremismus gekommen.
Anders sieht die Lage in den europäischen Ländern aus: Dort gab es im vergangenen Jahr mit 826 Toten fast 60 Mal so viele Opfer wie 2002, davon allein 658 in der Türkei. Für über die Hälfte der Todesopfer sind der Islamische Staat, die kurdische PKK und eine al-Quaida-nahe Gruppe verantwortlich. Vor 15 Jahren gab es nur 14 Todesopfer in Europa. Das Jahr 2002 ist allerdings eine extrem niedrige Vergleichsbasis.
Hoffnung für 2017 in Europa
Über die Hälfte aller rund 10.000 Terroropfer in Europa starben vor dem Jahr 2000 und damit lange, bevor der islamistische Terror Europa erreichte. Allein die baskischen Nationalisten der ETA und die irischen Separatisten der IRA töteten seit 1970 über 2500 Menschen. Im Jahr 2017, prognostizieren die Forscher, werde sich der globale Trend auch in Europa widerspiegeln.
Denn es gelinge den Sicherheitsbehörden immer häufiger, Anschläge zu verhindern. Probleme bereiten jüngst jedoch Attacken, die mit einfachen Mitteln durchgeführt werden können, beispielsweise mit Fahrzeugen. So raste im Dezember 2016 ein Mann aus Tunesien gezielt mit einem Lastwagen in einen Berliner Weihnachtsmarkt. Zwölf Menschen starben. Ähnliche Anschläge gab es in Großbritannien in diesem Jahr.
Zahl der Opfer steigt in Irak um 40 Prozent
Dennoch hat der Terrorismus laut dem errechneten Index nur in Zentralamerika und der Karibik weniger Auswirkungen als in Europa. Die meisten terroristischen Aktivitäten spielen sich in Afrika, dem Nahen Osten und Asien ab. Dort ging die Zahl der Toten 2016 in vier der fünf am stärksten betroffenen Ländern teils drastisch zurück. Den stärksten Rückgang mit etwa 80 Prozent verzeichnete Nigeria.
Ursache sei vor allem eine internationale Militäroperation gegen die Terrormiliz Boko Haram, heißt es in dem Bericht. Auch in Pakistan, Syrien und Afghanistan starben weniger Menschen. Im Irak stieg die Zahl der Opfer drastisch um 40 Prozent auf 9765. Verantwortlich dafür war vor allem die IS-Miliz.
Die im australischen Sydney basierte Denkfabrik Institute for Economics and Peace versucht, Fakten über Krieg und Terrorismus in messbare Größen zu übersetzen. Im fünften Jahr in Folge hat sie nun den Globalen Terrorismus-Index veröffentlicht. Darin analysieren die Experten Zahlen über Opfer und den wirtschaftlichen Schaden durch Terror weltweit.