Reaktionen auf den Tod von Horst Köhler "Stets ehrlich und ehrenwert und dabei nicht immer bequem"
Horst Köhler ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Tod des ehemaligen Bundespräsidenten ruft vor allem in der Politik Bestürzung hervor.
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Köhler starb am Samstagmorgen nach kurzer schwerer Krankheit mit 81 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Köhler war von Juli 2004 bis zu seinem unerwarteten Rücktritt im Mai 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
"Mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat - für unser Land und in der Welt", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an Köhlers Witwe Eva Luise Köhler. Mehr dazu lesen Sie hier.
Lauterbach: "Auch als Mensch war er sehr sympathisch, immer dem Land verpflichtet"
Die Nachricht über Köhlers Tod verbreitete sich am Samstag schnell in Deutschland. Viele ehemalige Weggefährten nahmen in sozialen Medien von ihm Abschied.
CDU-Chef Friedrich Merz meldete sich mit einem Beitrag auf X zu Wort: "Horst Köhler hat diesem Land mit Anstand, Klarheit und großer Leidenschaft gedient." Der frühere Bundespräsident habe in der Finanzpolitik, in der internationalen Zusammenarbeit und in der Verantwortung Deutschlands in der Welt wichtige Impulse gesetzt. Deutschland verliere mit seinem Tod einen "klugen Kopf, einen aufrichtigen Demokraten und einen Staatsmann, der unser Land geprägt hat". Sein Weitblick und sein Engagement werden fehlen, betonte Merz. "Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie."
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erklärte, dass die Nachricht "betroffen" mache. "Als Bundespräsident, aber auch als Staatssekretär und Spitzen-Ökonom sorgte er für die Menschen und ein herausragendes Ansehen Deutschlands in der Welt", schrieb Söder auf X. Der Ex-Bundespräsident habe sich durch "Seriösität, hohe Empathie und Klarheit" ausgezeichnet." Er war stets ehrlich und ehrenwert und dabei nicht immer bequem. Aber er hatte stets das Beste für Land und Menschen im Blick."
Laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach war Köhler "nicht nur ein sehr guter Präsident". In seinem Beitrag auf X fügte der SPD-Politiker hinzu: "Auch als Mensch war er sehr sympathisch, immer dem Land verpflichtet. Mit seiner Frau hat er sich für die Erforschung seltener Krankheiten stark eingesetzt." Lauterbach sprach Köhlers Familie sein Beileid aus.
Lindner: "Feinsinniger Diener unseres Staates"
FDP-Chef Christian Lindner nannte Köhler in einer Nachricht auf der Plattform einen "feinsinnigen Diener unseres Staates". Schon vor seiner Zeit im Schloss Bellevue habe sich Köhler vor allem "bei der Gestaltung der Deutschen Einheit und der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion" ausgezeichnet. "Als Bundespräsident erkannte er früher als andere, dass es einen breiteren Diskurs über die sicherheitspolitischen Interessen unseres Landes braucht", schrieb Lindner. Früher sei Köhler dafür "diffamiert" worden, "heute erkennen wir seine Weitsicht".
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU im Bundestag, Julia Klöckner, teilte auf X ein undatiertes Foto von sich mit Köhler. Klöckner sprach der Familie des Verstorbenen ihr Beileid aus. "Ich habe ihn sehr geschätzt", so Klöckner. Köhler sei zunächst unbekannt gewesen, dann aber schnell ein beliebter und "mitunter unbequemer" Bundespräsident gewesen. Sie habe stets "aus Überzeugung" für ihn gestimmt.
Aigner: "Köhler hat in höchsten Positionen großen Respekt erworben"
Auch der bayrische Landtag und dessen Präsidentin Ilse Aigner (CSU) erklärten auf X, um Horst Köhler zu trauern. Aigner sagte laut Mitteilung: "Horst Köhler hat in höchsten Positionen großen Respekt erworben." Er habe "im wirtschaftspolitischen Bereich" Verantwortung übernommen und dabei "nie die Menschen aus den Augen verloren". Er habe Deutschland "hervorragend" im In- und Ausland repräsentiert.
Die ehemalige Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärte, Köhler sei ein Bundespräsident gewesen, "der mit wirtschaftlichem Sachverstand, Integrität und einem Blick für globale Zusammenhänge gewirkt hat". In ihrem X-Beitrag schrieb die FDP-Politikerin weiter: "Sein unabhängiger Geist wird mir in Erinnerung bleiben." Ihr Mitgefühl gelte Köhlers Familie und seinen Freunden.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Horst Köhler war von 2004 bis 2010 Nachfolger von Johannes Rau und damit neunter Bundespräsident. Ein Jahr nach seiner Wiederwahl trat er nach sofortiger Wirkung zurück – ein bis dahin einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte.
Auslöser war ein Interview im Deutschlandradio Kultur, das Köhler auf dem Rückflug nach einem Besuch deutscher Soldaten im afghanischen Masar-i-Scharif gegeben hatte. Darin begründete er Auslandseinsätze der Bundeswehr auch mit der Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen. Kritiker warfen ihm vor, er habe so auch den Afghanistan-Einsatz gerechtfertigt, was Köhler dementierte. Er sah durch die Kritik sein Amt irreparabel beschädigt und zog die Konsequenzen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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