Verwirrung um Foto Esken: Deshalb saß ich beim Treffen im Kanzleramt ganz außen

SPD-Co-Chefin Saskia Esken saß beim Krisentreffen im Kanzleramt ganz links außen. Das war aber Absicht, sagte sie jetzt – und verrät den Grund.
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken misst einem Foto aus dem Kanzleramt, das in sozialen Medien Irritationen ausgelöst hatte, keine große Bedeutung bei. Kanzler Olaf Scholz hatte am Mittwoch mit CDU-Chef Friedrich Merz, den SPD-Chefs Esken und Lars Klingbeil sowie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt beraten. Esken saß dabei links außen, in sozialen Medien war gemutmaßt worden, sie säße im Abseits, während vier Männer im angeregten Gespräch seien.
"Ich suche mir immer, auch in Talkshows oder bei Pressekonferenzen, den Platz links außen", sagte Esken nun dem Magazin "Stern". "Weil ich nur auf dem rechten Ohr höre", erläuterte sie zur Begründung. Auf dem linken Ohr sei sie taub. Als Kind habe sie eine Hirnhautentzündung gehabt, dabei sei der Gehörnerv abgestorben.
Der Platz am linken Rand ermögliche es ihr, alle Gesprächspartner gut zu hören, sagte die SPD-Chefin. "Ist die Anzahl der Gesprächspartner ungerade, ergibt sich eben eine solche Sitzordnung." Esken betonte: "Bei der Frage, ob ich in dieser Runde mitmische, hat das keine Rolle gespielt. Ich sorge schon dafür, dass mir zugehört wird."
Esken: "Einige Männer sind für das Politikgeschäft einfach oft zu emotional"
Esken wünscht sich aber mehr Frauenthemen bei den Sondierungsgesprächen. Auf die Frage, was anders wäre, wenn es in der Politik mehr Frauen gäbe, antwortete die SPD-Chefin: "Sehr vieles – die Art, wie miteinander gesprochen wird und worüber." Ihrer Erfahrung nach seien Frauen stärker an der Sache orientiert. "Einige Männer sind für das Politikgeschäft einfach oft zu emotional."
Esken spüre das in jeder Runde, wo Frauen und Männer "ausnahmsweise" gleichermaßen vertreten seien. Da verstärke sich der Blick auf Alltagsthemen wie die Zuverlässigkeit von Kitas, den Zustand von Schulen, aber auch Gewalt gegen Frauen. Esken wünscht sich Parität im Parlament, damit sich darin die Realität abbilde: "Damit der Bundestag ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, müssen Frauen nicht nur den halben Kuchen bekommen, sondern die halbe Bäckerei."
- Vorabmeldung des "Stern"