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FTI ist insolvent: 11.000 Mitarbeiter betroffen


Rettung gescheitert
Reisekonzern ist pleite – sofortige Auswirkungen für Urlauber

Von t-online
Aktualisiert am 03.06.2024Lesedauer: 3 Min.
FTIVergrößern des BildesStellt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens: FTI-Touristik. (Quelle: Rene Ruprecht/dpa/dpa-bilder)

Trotz eines umfangreichen Rettungsversuchs kam für den Reisekonzern FTI die Hilfe zu spät: Der Anbieter und einige Tochtergesellschaften melden Insolvenz an. Gebuchte Reisen finden nicht statt.

Europas drittgrößter Reisekonzern FTI ist in die Pleite gerutscht. Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, stelle am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, teilte das Unternehmen mit. "Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können." Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab dem morgigen Dienstag, dem 4. Juni, nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können.

Trotz eines "langwierigen und komplexen Investorenprozesses" und des Einstiegs von Investoren konnte das Unternehmen nicht gerettet werden. Die Buchungszahlen seien dennoch "hinter den Erwartungen zurückgeblieben".

Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. Wie das Unternehmen mitteilt, werden aber auch weitere Konzerngesellschaften in den kommenden Tagen Insolvenz anmelden. Die Windrose Finest Travel mit der Luxusmarke Windrose ist davon nicht betroffen.

FTI-Zukunft schien bereits gesichert

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, nachdem es in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.

Die Bundesregierung hat nach Angaben des Finanz- und des Wirtschaftsministeriums keine Chance mehr gesehen, eine Insolvenz des Reisekonzerns FTI durch einen erneuten Bundeszuschuss abzuwehren. "Es gibt unterschiedliche Gründe, haushälterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weshalb hier keine weiteren Hilfen über die sehr vielen großen Hilfen hinaus erfolgten", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums. Man habe sich konstruktiv und offen an den Gesprächen beteiligt. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums verwies darauf, dass man am Ende zu diesem Urteil gekommen sei.

In Regierungskreisen wurde zugleich dementiert, dass es sich am Ende nur um einen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt habe, den der Bund hätte aufbringen müssen. Der Bund habe an FTI bereits insgesamt 595 Millionen Euro vor allem aus dem Wirtschafts- und Stabilisierungsfonds (WSF) gezahlt. "Es muss davon ausgegangen werden, dass nur geringe Rückflüsse aus den offenen Forderungen zu erwarten sind", sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Ein Sprecher des Außenamtes verwies auf Gespräche mit dem Reisesicherungsfonds und den Konsulaten, damit Urlauber nicht durch die FTI-Insolvenz allein gelassen werden.

Reisesicherungsfonds soll sich um Urlauber kümmern

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem "Handelsblatt" zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.

Jetzt ist der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds am Zug. Er soll sich bei einer Pleite eines Reiseanbieters um die Erstattung der Vorauszahlungen der Kunden sowie gegebenenfalls um den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern.

Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein.

Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die gesamte Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Zuletzt sah sich der nach Tui und DER Touristik drittgrößte europäische Reisekonzern dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/2023 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzanstieg von zehn Prozent auf 4,1 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Ertrag in zweistelliger Millionenhöhe. Nähere Details zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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