OB mit türkischen Wurzeln "Ein gutes Zeichen für das Miteinander in unserem Land"
Hannover schreibt ein Kapitel bundesdeutscher Geschichte: Der Grüne Belit Onay ist der erste deutsche Oberbürgermeister mit türkischen Wurzeln. Er setzte sich in der Stichwahl gegen den CDU-Bewerber durch.
Als vierte Großstadt bekommt Hannover einen grünen Oberbürgermeister. Der türkischstämmige Belit Onay ist zugleich das bundesweit erste Oberhaupt einer Landeshauptstadt mit Migrationshintergrund. In der Stichwahl am Sonntag setzte sich der 38-jährige Landtagsabgeordnete mit 52,9 Prozent der Stimmen gegen den CDU-Bewerber Eckhard Scholz durch, der auf 47,1 Prozent kam. Damit stellt die SPD erstmals nach mehr als 70 Jahren nicht mehr den Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Aus der Politik gab es viel Lob für Onay: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: "Meinen herzlichen Glückwunsch. Erster GroßstadtOB mit Gastarbeitereltern in Deutschland. Vielfältig und bunt #Hannover. Das ist Geschichte. Das ist Sensation."
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat dem neuen Oberbürgermeister gratuliert. "Ich kenne ihn aus der gemeinsamen Arbeit im hannoverschen Rat und im niedersächsischen Landtag und bin sicher, dass wir gut zusammenarbeiten werden", sagte der SPD-Politiker, der bis 2013 selbst das OB-Amt in der Stadt innehatte.
"Dass ein Politiker mit türkischen Wurzeln Oberbürgermeister der größten Stadt Niedersachsens wird, ist im Übrigen ein gutes Zeichen für das Miteinander in unserem Land."
Rathausaffäre stürzte SPD-Mann Schostok
Oberbürgermeister von den Grünen gibt es bereits in Freiburg, Darmstadt und Stuttgart. Auch solche mit Migrationshintergrund oder gar ausländischer Staatsbürgerschaft gibt es bereits, wenn auch nicht in einer Landeshauptstadt: etwa in Bonn Ashok-Alexander Sridharan (CDU) mit indischen Wurzeln und in Rostock den Dänen Claus Ruhe Madsen (parteilos).
Auslöser der vorzeitigen Oberbürgermeisterwahl war die Rathausaffäre, die den bisherigen Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) zum Rücktritt zwang. Die Staatsanwaltschaft hatte Ende April gegen ihn sowie seinen damaligen Bürochef und den suspendierten Kultur- und früheren Personaldezernenten Anklage erhoben – wegen schwerer Untreue.
Es geht um unrechtmäßige Gehaltszulagen für den Bürochef und den früheren Feuerwehrchef. Schostok soll laut Anklage davon erfahren haben, ohne diese zu stoppen. Ob und wann es zu einem Prozess kommt, hat das Landgericht noch nicht entschieden.
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Der Verlust des OB-Postens in der Landeshauptstadt, den seit 1946 durchgängig ein SPD-Mann besetzte, war ein herber Schlag für die Sozialdemokraten.
- Nachrichtenagentur dpa