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"Wir sind mehr"-Konzert in Chemnitz: "Das ist nicht unsere Stadt"


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"Wir sind mehr" in Chemnitz
"Ich hatte die Hoffnung, dass dieser Abend anders wird"

Aus Chemnitz berichtet Daniel Koch

Aktualisiert am 04.09.2018Lesedauer: 10 Min.
Das Konzert aus der Vogelperspektive: Rund 65.000 Menschen kamen zu dem Großkonzert gegen Rassismus nach Chemnitz.Vergrößern des Bildes
Das Konzert aus der Vogelperspektive: Rund 65.000 Menschen kamen zu dem Großkonzert gegen Rassismus nach Chemnitz. (Quelle: Hannibal Hanschke/Reuters-bilder)
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In Chemnitz versammeln sich unter dem Motto "Wir sind mehr" rund 65.000 Menschen. Ist das nun ein Konzert oder eine Demo? Und wer spricht eigentlich wirklich für diese Stadt?

"Mutti, mir geht es gut". Das steht auf einem Pappschild, das kurz vor Beginn des Konzerts in den ersten Reihen vor der Bühne zu sehen ist. Eigentlich ein bekannter Festivalgag, aber hier und heute in Chemnitz hat der Spruch einen Beigeschmack. Denn es reicht schon, die offizielle Facebook-Seite der Veranstaltung im Vorfeld zu lesen, um nervös zu werden. In den Kommentaren zu den Postings der Veranstalter mischen sich zwischen dem überwiegenden Zuspruch und Fragen zum Ablauf nämlich nicht nur der Spin von AfD und Pro Chemnitz, dass man hier die Täter feiere und die Opfer verhöhnen würde, sondern auch einige Kommentare, die nach konkreten Drohungen klingen. So postet ein nicht mehr ganz junger, kräftiger Mann mit vielen Profilfotos im Chemnitzer-FC-Trikot: "Kommt ruhig! Hier gibt es viele, die sich auf das Konzert freuen. Aber nicht so, wie ihr denkt." Dazu mischen sich die martialischen Töne jener, die in den letzten Tagen in Chemnitz’ Innenstadt demonstrierten, und dort die Oberhand hatten. Klar, dass sich so manche "Mutti" und auch so mancher "Vati" um ihre Kids sorgen, wenn sie nach Chemnitz fahren, um an #WirSindMehr teilzunehmen.


Als das Programm um 17 Uhr beginnt, ist der Platz vor der Johanniskirche bereits gut gefüllt. Die Stimmung ist jedoch friedlich. Das Publikum bunt gemischt – eher jung als alt. Wer die Umstehenden anspricht, trifft Menschen aus Frankfurt, Berlin, Dresden, Heidelberg, Pirna, Hannover – und immer wieder: Chemnitz. Die 32-jährige Christina zum Beispiel. Sie hat ihre sieben Monate alte Tochter auf dem Arm. Die kleine Kira ist in eine Decke gekuschelt, trägt große Ohrenschützer in Pink. Ihre Mutter wiegt sie sanft auf und ab. "Zu den sogenannten Trauermärschen hätte ich mich so nicht getraut", sagt sie mit bitterem Lächeln. Und fügt hinzu: "Aber ich hatte die Hoffnung, dass dieser Abend anders wird." Allein Christinas Anwesenheit ist ein erstes Zeichen, dass sie recht haben könnte.

Stadtwette mit politischem Auftrag

Hoffnung ist dennoch ein gutes Stichwort. Sie ist die Währung dieser Veranstaltung. Schon ihr Titel macht das deutlich: Zu dem Zeitpunkt, als sich "Wir sind mehr" formiert, ist dieser Satz fast schon eine steile These. Denn die Bilder, die in diesen Tagen die Nachrichten beherrschen sprechen eine andere Sprache. Aber genau darum geht es: Der Abend ist im Grunde wie eine gigantische Stadtwette mit politischem Auftrag. Schafft Chemnitz es, diesen Bildern voller Wut, Gewalt, Hass, blanken Hintern und Hitlergrüßen etwas entgegenzusetzen? Es ist wie in den legendären "Wetten, dass..?"-Sendungen, wenn Thomas Gottschalk in die Kamera blickt und sagt: "Schalten wir nach Chemnitz ...".

Allerdings haben weder Gottschalk noch das ZDF hier ihre Finger im Spiel. Treibende Kraft hinter "Wir sind mehr" sind Chemnitzer, denen ihre Stadt am Herzen liegt. Allen voran Kraftklub, eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands der letzten Jahre. Die Gruppe um Sänger Felix Brummer gab den Anstoß für "Wir sind mehr", nutzte ihre Künstlerkontakte, holte lokale Bündnisse wie "Chemnitz Nazifrei" ins Boot und spannte ihre Agentur Landstreicher Booking in die Planungen ein. Dort kennt man sich mit Großveranstaltungen und Guerilla-Konzerten im öffentlichen Raum aus.

Und man weiß, wie man große Menschenmengen über Social-Media-Kanäle so steuert, dass sie mehr oder minder reibungslos zum Veranstaltungsort gelangen. Außerdem tritt die Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE) als Förderer in Erscheinung. Den höchsten Segen der (Landes-)Politik hat der Abend übrigens nicht: Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte wenige Tage vorher beim Bürgergespräch eher kleinlaut, dass er das Konzert ja nun nicht verhindern könne. Campinos süffisantes Statement dazu auf der nachmittäglichen Pressekonferenz: "Gehen wir es mal positiv an: Wir halten ihm zugute, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, worum es hier eigentlich ging."

Konzert oder Demo – oder vielleicht beides?

Der Vorwurf, man käme hier nur wegen eines Konzertes zusammen, oder um Party zu machen, ist die liebste Waffe der Gegner von "Wir sind mehr". Man tut viel, um diese zu entkräften: Die Schweigeminute für Daniel H. vor den Reden und den Konzerten ist ein starkes Zeichen, ebenso die Tatsache, dass überall auf dem Gelände junge Menschen mit Spendenboxen stehen, und Geld für die lokalen Bündnisse und Daniel H.s Familie sammeln. Auch die engagierten Reden – zum Beispiel vom Bündnis "Chemnitz Nazifrei" – sind hochpolitisch und wenig zimperlich: So bedankt man sich ausdrücklich bei der sächsischen Polizei und Politik – für deren Untätigkeit. Begleitet werden die Reden von wiederholten "Nazis raus!" und "Alerta, alerta, Antifascista!"-Rufen.

Dann beginnt die Musik – und nimmt die Politik ganz selbstverständlich mit. Trettmann, geboren und aufgewachsen in Chemnitz, betritt die Bühne. "Mein Name ist Trettmann", sagt er, "und ich bin heute mit euch allen hier, um zu zeigen, dass das, was letzte Woche hier passiert ist, nicht unsere Stadt ist. Ja, Mann! Ich bin hier geboren, hab meine Jugend hier verbracht, hatte das Glück, nach dem Mauerfall zu reisen, mir die Welt anzuschauen. Und worum geht es in der Welt? Immer geht es ums Überleben. Jeder will immer irgendwie sein Glück finden. Vielleicht steh ich auch deshalb heute hier und nicht auf der anderen Seite. Und ich kann das sagen, denn ich komm hier vom Berg aus dem Heckert-Gebiet. Leute, merkt euch eines: Liebe ist immer größer als Hass!" Allein in dieser Ansage steckt so viel drin.

Trettmann, für viele der Rap-Künstler des letzten Jahres, entkräftet geschickt die Mär, dass nur Pro Chemnitz und die AfD für die Abgehängten der Stadt sprechen. Er selbst fühlte sich so, schaffte es, sich von diesem Gefühl zu befreien und erlebt gerade mit seinem letzten Album "D.I.Y." so etwas wie einen zweiten Frühling seiner Karriere. Sein erster Song an diesem Abend heißt übrigens "Grauer Beton". Darin singt Trettmann: "Seelenfänger schleichen um den Block und machen Geschäft mit der Hoffnung/ Fast hinter jeder Tü" lauert 'n Abgrund/ Nur damit du weißt, wo ich herkomm'/ Grauer Beton, rauer Jargon". Tja, was ist da Musik, was Politik? Was Konzert? Was Demo? Kurz den Nebenmann, den 27-jährigen Steffen aus Dessau gefragt. Seine Antwort: "Ist das nicht scheißegal? Oder nee: alles zusammen!"

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"Scheißrassistenmob" und "Wichser, die ein Messer ziehen"

Auch bei Feine Sahne Fischfilet sind Politik und Musik bekanntlich untrennbar miteinander verwoben. Das bekam kürzlich erst Bundespräsident Steinmeier zu spüren. Als er via Twitter ein Line-up-Poster der Veranstaltung teilte, inszenierten "Bild", "Welt" und AfD eine Empörungswelle, weil die Band aus Mecklenburg-Vorpommern in ihren ersten Jahren einige durchaus radikale Textzeilen gegen die Polizei in ihrem Repertoire hatte – die allerdings auch von unangenehmen biografischen Begegnungen mit Selbiger geprägt waren. Diese kann man durchaus kritisieren, allerdings hat die Band um Jan "Monchi" Gorkow in den letzten Jahren sehr engagiert und konstruktiv gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft gearbeitet und so zum Beispiel die Kampagne "Noch nicht komplett im Arsch" gestartet, für die sie diverse Kulturveranstaltungen in den Dörfern ihres Bundeslandes organisierten. Um das zu organisieren, sei er sogar zum "Schnittchenfressen mit nem CDU-Bürgermeister" gegangen, was "die Linken dann auch wieder nicht so geil fanden", wie er damals dem Magazin "Intro" erzählte. Feine Sahne Fischfilet also plump als "linksradikal" abzustempeln, wird ihrem Engagement und ihrem Standing bei jungen Menschen nicht gerecht. Zudem posteten sie eines der ausgewogensten Statements über das "Wir sind mehr"-Konzert, das man im Netz finden konnte.

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Gorkow positioniert sich auf der Bühne obszön, aber eindeutig, so wie ihn seine Fans schätzen: "Eins ist Fakt, ja? Wenn man in der letzten Woche von Chemnitz gehört hat, dann hat man nicht nur diesen Scheißrassistenmob verachtet, sondern auch irgendwelche Wichser, die ein Messer ziehen, scheißegal, wo die herkommen. Unserer Ansicht nach hätte man der Familie und den Freunden des Opfers danach erst mal Zeit gelassen, um den Schmerz zu verarbeiten. Aber irgendwelche Menschen gibt es hier in diesem Land, die sich scheinbar einen Arsch abfreuen, und innerhalb von einem Tag mit Tausenden Leuten auf die Straße gehen und meinen sie 'trauern'. Und das sieht so aus, dass sie durch die Städte ziehen und abhitlern und Menschen aufgrund ihres Aussehens verprügeln. Mit vollster Verachtung, für euch das nächste Lied: 'Im Dreck der Zeit'."

Bescheidene Lokalmatadore

Nachdem K.I.Z. mit ihrem überdrehten, satirischen Rap sicher den ein oder anderen verschreckt, schlägt Kraftklub eher zurückgenommene Töne an. Zumindest wenn es um die Ansagen von Felix Brummer geht. Man sieht ihm an, dass er vorsichtig agiert, dass die Anfeindungen aus Chemnitz ihn vielleicht sogar getroffen haben. Er beschränkt sich zumeist auf sympathische Danksagungen.

Dafür lässt Kraftklub ihre Setlist sprechen und eröffnet mit "Karl-Marx-Stadt". "Ich komm’ aus Karl-Marx-Stadt, bin ein Verlierer, Baby, original Ostler", heißt es in einem Refrain, der das Verlierersein zur Hymne macht. "Schüsse in die Luft" klingt wie eine Metapher auf die Erfahrungen der linken Gegendemonstranten in Chemnitz, wenn Brummer singt: "Und ich schieße in die Luft (Bang Bang Bang)/ Ich ziehe in den Krieg, aber keiner zieht mit." Als Hoffnungsbringer gibt es zum Schluss "Songs für Liam" mit Casper als Gast – der am Ende zur Zeile "Wenn du mich küsst" tatsächlich den Kraftklub Sänger küsst.

Jenseits der Bühnen

Wer schon einmal auf einer Großveranstaltung mit über 50.000 Menschen war, der merkt, dass dieser "Wir sind mehr"-Abend eine erstaunlich entspannte Stimmung in sich trägt. Trotz der beachtlichen Menschenmasse und dem permanenten Geschiebe in Richtung Bühne gibt es kaum die typischen Aggressionen, die eine Veranstaltung dieser Größenordnung sonst zwangsläufig mit sich bringt. Was sicher daran liegt, dass nur wenig Alkohol getrunken wird, aber auch daran, dass man betont Anstand zeigen will – auch hier, um die Vorwürfe von rechts zu entkräften. Auf Höhe der Leinwand vor der Hauptbühne sieht man zum Beispiel eine Gruppe kleiner Mädchen, die mit ihren Müttern zum Konzert gekommen sind. Die leicht angetrunkenen Jungs daneben nehmen sie ganz selbstverständlich auf die Schultern – wo sie fast das gesamte Konzert verweilen, weil sich die Jungs sozusagen schichtweise abwechseln.

Auf einem Rundgang über das Gelände während des Auftritts von Casper und Marteria zeigen sich viele solche Szenen. Ein älteres Paar schreitet zum Beispiel unsicher durch die Menge und freut sich über den Tipp, dass man auf den gesperrten S-Bahn-Gleisen noch recht viel Platz hat und gut sehen kann. Auf die Frage, wie ihnen der Abend gefällt, grunzt der Mann um die 50 nur kurz, während seine Frau verschmitzt lächelt und sagt: "Weiß ich noch nicht." Ein paar Meter weiter steht eine grinsende junge Frau mit einem riesigen Herzen auf dem Shirt und hält ein Schild mit der Aufschrift: "Nazis nerven mehr als Wespen", und freut sich über jeden, der ein Foto von ihr macht. Auf halber Strecke zum Nischel, dem Karl-Marx-Monument, bestreicht eine Gruppe wie wild Knäckebrote mit Frischkäse und verschenkt diese.

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Karl Marx kommt auch an diesem Wochenende nicht zur Ruhe: Die Bühne des politischen Berliner Technoklubs "://about blank" ist direkt unter seiner Nase platziert und schickt treibenden, harten Techno durch die Straßen. Wenige Meter entfernt sitzen dann jene, denen man noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte. Trotzdem ist die Stimmung an den Ständen von Chemnitz Nazifrei, Mission Lifeline und dem örtlichen AJZ müde aber gut. Man wolle gar nicht näher ans Konzert, sagt eine junge Aktivistin von Chemnitz Nazifrei, da sei es eh zu laut, um Gespräche zu führen. Und die passieren tatsächlich recht häufig: "Hier kommen eigentlich recht viele Leute vorbei, obwohl wir ein wenig abseits stehen. Das Interesse ist da."

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Eher unschöne Szenen samt Polizeieinsatz spielen sich an dem Ort ab, an dem Daniel H. erstochen wurde. Als eine Gruppe Chemnitzer ein Schild mit der Aufschrift: "Danke für das Konzert um den Hinrichter und dessen Unterstützer zu bestärken" aufhängt, kommt es zu einer direkten Konfrontation zwischen Links und Rechts – ausgerechnet an der Stelle, die nun wirklich stilles Gedenken einfordert. Außerdem sieht man immer wieder Menschen, die das mulmige Gefühl zurückholen, das man auf der Hinfahrt noch spürte. Ist der Typ mit der Glatze wirklich ein Nazi? Und seine Freundin? Wenn nicht, warum steht er dann so verkrampft mit geballten Fäusten am Straßenrand? Auf die Frage, wie er den Abend findet, sagt er nur: "Mit dir rede ich nicht."

Sascha grüßt Bernd

Als die Toten Hosen schließlich die Bühne betreten, ist es so gut wie unmöglich, in Bühnennähe zu gelangen. Aber dank der großen Leinwände und dem guten Sound sieht man auch hinten genug. Man kann über Campino und sein manchmal lehrerhaft wirkendes Auftreten jenseits der Bühne sagen was man will, aber mit seiner Band ist er einer der besten Entertainer des Landes. "Alles, was Anstand hat", solle und müsse sich dem rechten Mob entgegenstellen, sagt er einmal – und lässt ähnlich wie Kraftklub vor allem die Musik sprechen. "Dies ist das Land, in dem so viele schweigen,/ Wenn Verrückte auf die Straße gehen,/ Um der ganzen Welt und sich selbst zu beweisen,/ Dass die Deutschen wieder die Deutschen sind." Was klingt wie für diesen Anlass geschrieben, stammt aus "Willkommen in Deutschland", das die Hosen 1993 schrieben. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, muss wohl jeder für sich beantworten. Ähnlich treffend, aber böser, ist natürlich "Sascha ... ein aufrechter Deutscher", ebenfalls aus dem Jahr 1993, und von Campino mit unschönen Grüßen an Björn Höcke rausgehauen. Zum Schluss schreiben sie dann gar noch einmal ein Stück Musikgeschichte: Rod González von Die Ärzte und Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß entern die Bühne und man spielt gemeinsam "Schrei nach Liebe". Ein Song, bei dem es kein Halten mehr gibt und die Leute bis zur letzten Bushaltestelle mitsingen.

Die Stimmung bleibt aber auch bei der wenig chaotischen Abreise friedlich, nur am Bahnhof kommt es zu einzelnen Sperrungen, damit das Gebäude nicht überlastet wird. Erst jetzt, auf dem Weg zum Parkplatz, realisiert man, wie ängstlich verkrampft man nach Chemnitz aufgebrochen ist und wie erleichtert, beseelt und gut unterhalten man nun die Heimfahrt antritt. Denn hier hat man etwas erlebt, was in dieser geballten Form in Deutschland nicht oft zu sehen ist: Einige der kommerziell erfolgreichsten deutschen Musiker der letzten Jahre finden eine Form und eine Haltung, um entschlossen politisch aufzutreten. Sie riskieren dafür in einigen Fällen gar, einen Teil ihrer Fans zu verlieren.

Sie organisieren einen Event, der scheinbar mühelos 65.000 Menschen umfasst und sie sagen – ohne große Reden zu schwingen – einige Dinge so treffend, dass man sie am liebsten mal in den Bundestag schicken sollte. Ist es da am Ende nicht egal, ob man das jetzt eine Demonstration oder ein Konzert nennt?

Daniel Koch ist Kulturjournalist, Co-Moderator der wöchentlichen FluxFM-Sendung "Das große Ganze", Diplom-Kulturwissenschaftler und war von 2014 bis 2018 Chefredakteur des Popkulturmagazins "Intro".

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