Chemnitz: Das erste Gratis-Konzert gegen Rechts in Bildern
Rund 65.000 Menschen haben sich in der Chemnitzer Innenstadt zum Protestkonzert versammelt: Zahlreiche Musik-Stars machten sich gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt stark.
Viele Menschen wollten sich das nicht entgehen lassen. Stadtverwaltung und Veranstalter bezifferten die Zahl der Besucher auf 65.000.
Die Chemnitzer Band Kraftklub hatte Musikerkollegen aufgerufen, gemeinsam ein Gratis-Konzert zu spielen.
Die Rockband "Die Toten Hosen" sagte sofort zu, ebenso wie die Punkband Feine Sahne Fischfilet und Rapper Marteria in der sächsischen Stadt.
"Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass man ein Konzert macht, und dann ist die Welt gerettet", sagte Kraftklub-Sänger Felix Brummer vor Beginn. "Aber manchmal ist es wichtig zu zeigen, dass man nicht allein ist."
Mit dem Konzert wollten die Musiker ein lautes Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzen.
Laut Polizei bleibt alles ruhig und friedlich. Einzig am Gedenkort für den verstorbenen Daniel H. soll es zu Reibereien gekommen sein. Die Polizei verstärkte ihre Kräfte dort kurzzeitig.
Der aus Rostock stammende Rapper Marteria fühlte sich an die fremdenfeindlichen Ausschreitungen von 1992 in Rostock-Lichtenhagen erinnert.
Er habe jahrelang damit zu kämpfen gehabt, dass Rostock als "Nazi-Stadt" abgestempelt gewesen sei. "Mir geht es darum, dass die Leute, die aus Sachsen, aus Chemnitz sind, auch sagen können: "Hey, ich bin aus Chemnitz", ohne dass gesagt wird: "Ah, musst Du also ein Nazi sein.""
Doch vor dem ersten Ton herrscht zunächst einmal andächtige Ruhe. Mit einer Schweigeminute wurde zu Beginn der Veranstaltung an den 35-jährigen Deutschen erinnert, dessen gewaltsamer Tod Auslöser der Vorfälle wurde. Tatverdächtig sind ein Syrer und ein Iraker, die in Haft sitzen.
Monchi, Sänger von Feine Sahne Fischfilet, fand dazu deutliche Worte: "Wer meint, Messer ziehen zu müssen, ist ein verficktes Arschloch", rief er den Zehntausenden zu. Aber dass Rechtsextremisten die Trauer ausnutzten, um Menschen wegen ihres Aussehens und ihrer Hautfarbe anzugreifen, das gehe auch nicht.
Tote-Hosen-Frontmann Campino sah das Mini-Festival als Mutmacher. Die Leute zeigten sich durch ihren Konzertbesuch solidarisch mit denen, "die hier bleiben, die diesen täglichen Kampf für uns alle durchziehen, die gegenhalten".