Hitzehilfe für Landwirte "Bauern sind an der Dürre selber schuld"
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Die Dürre bedroht die Existenz der heimischen Landwirtschaft, heißt es. Doch sollten Bauern vom Staat Geld für ihre Ernteausfälle bekommen? Lesen Sie dazu unser Pro & Kontra.
In Deutschland herrscht Dürre. Auch in den nächsten Wochen sind keine großflächigen Regenfälle in Sicht. Besonders die Landwirte klagen über das Wetter. Ihnen drohen Ernteausfälle. Die Landwirte rechnen mit bis zu 30 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zum Vorjahr. Das bedrohe Existenzen, warnen sie.
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Sie fordern eine Milliarde Euro für besonders von der Dürre betroffene Landwirte. Doch ist das angemessen? Unsere Redakteure Johannes Bebermeier und Daniel Schreckenberg sind unterschiedlicher Auffassung. Lesen Sie die Argumente in unserem Pro & Kontra.
Politik und Gesellschaft müssen zahlen
Natürlich müssen wir den Bauern helfen, wenn sie wirklich Hilfe brauchen. Nicht, weil wir sonst bald alle hungern müssten. Sondern aus zwei anderen Gründen.
Erstens: Wir leisten es uns als Politik und Gesellschaft, die Bauern weitgehend von den Kräften des Marktes zu befreien. Zwar wesentlich weniger als früher, als die berüchtigten Milchseen und Butterberge entstanden, aber deutlich mehr als andere Branchen. So soll sichergestellt werden, dass Europa sich im Zweifelsfall selbst mit Lebensmitteln versorgen kann – und wir Einfluss auf Produktionsbedingungen und Qualität haben.
Jetzt Betriebe in Not einfach sterben zu lassen und auf den Markt zu verweisen, führt diese Politik ad absurdum – und damit ziemlich viel Subventionsgeld der vergangenen Jahre.
Zweitens: Es wird argumentiert, Landwirte trügen selbst zum Klimawandel bei, der sie nun in Form von Dürren heimsucht – indem sie nicht nachhaltig genug arbeiteten. Das stimmt. Aber das ist nicht zu allererst die Schuld der Bauern, sondern der Gesellschaft. Die Menschen entscheiden, ob sie mehr Geld für ökologische Lebensmittel ausgeben wollen. Solange sie Billigessen kaufen, wird es auch jemand produzieren.
Natürlich kann Politik Anreize setzen für nachhaltigere Landwirtschaft, kann den Bauern auch mehr abverlangen bei Tierwohl und ökologischen Ausgleichsflächen. Sie bekommen immerhin viel Geld. Aber all das können die Bauern nur umsetzen, wenn es sie dann noch gibt.
Bauern sind an der Dürre selber schuld
Das Klagen der Bauern ist irgendwie verständlich: Wo im letzten Jahr der Regen die Ernte zerstört hat, ist es jetzt die Dürre. Klar, dass die Bauern Geld wollen, es geht um ihre Existenz. Nur: Wer den Bauern hilft, sorgt dafür, dass sie nichts ändern werden. Warum sollten sie auch?
Es ist immer der gleiche Kreislauf: Der größte Teil der Bauern setzt auf Massentierhaltung und die konventionelle Landwirtschaft. Die erzeugt Millionen Tonnen Methan, das in die Atmosphäre geschleudert wird – und den Klimawandel begünstigt. Der wiederum macht das Wetter extrem: mal viel Regen und Unwetter, dann wochenlange Dürren.
Milliarden vom Staat sorgen nicht nur für das Überleben eines Hofes, sondern auch dafür, dass der Bauer weiter macht wie bisher. Er ändert nichts an der Massentierhaltung oder an den Anbaupraktiken und damit am Methan in der Luft. Und alles geht von vorne los.
Bauern sind an der Dürre also auch selber schuld. Und was ist mit den Bio-Bauern? Die leiden ebenso unter der Hitze und können nichts für die Anbau-Art ihrer Kollegen. Wissen Sie, wie viel Bio auf deutschen Höfen ist? Mickrige sieben Prozent der Äcker, beim Fleisch sind es nur ein bis zwei Prozent.
Ja, auch Bio-Bauern müssten leiden, wenn Landwirte kein Geld bekommen – wenn sollte man also nur denen helfen. Für die anderen gilt: Nur wenn die konventionellen Betriebe durch das von ihnen verursachte Klima in die Knie gehen, gibt es Hoffnung, dass sich irgendwann mal etwas ändert: Und damit vielleicht auch weniger Dürre herrscht.
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- Foodwatch: Biofleisch in Deutschland
- Ökolandbau.de: Anbaufläche in Deutschland
- Umweltbundesamt: Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft
- SZ: Fleischkonzerte schaden dem Klima mehr als die Ölindustrie
- Bund für politische Bildung: Landwirtschaftspolitik
- Europäische Union: Landwirtschaft