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Hitler-Tagebücher und Buntstift-Wette: Wie Medien auf Fakes reinfielen


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Hitler-Tagebücher und "Varoufake"
Sieben Pleiten: So fielen Medien auf Fakes rein


Aktualisiert am 21.02.2018Lesedauer: 3 Min.
Spektakuläre Fälle: Die Hitler-Tagebücher waren gefälscht, den Varoufakis-Mittelfinger gibt es wirklich.Vergrößern des Bildes
Spektakuläre Fälle: Die Hitler-Tagebücher waren gefälscht, den Varoufakis-Mittelfinger gibt es wirklich. (Quelle: Chris Pohlert/Screenshot)

Eine Titelgeschichte der "Bild"-Zeitung, die auf erfundenen Mails von der Titanic-Redakteurs beruht: Nicht das erste Beispiel, in dem Medien spektakulär mit Fakes vorgeführt wurden. Sieben Beispiele.

Die Hitler-Tagebücher im "Stern"

Die Aktion machte den Maler Konrad Kujau zuerst zum Millionär, brachte ihn dann hinter Gittern – und den "Stern" in eine schwere Krise. Das Magazin hatte 1983 als Sensation den Fund der Hitler-Tagebücher gemeldet – sie waren gefälscht. Eine Echtheitsuntersuchung des Bundeskriminalamtes lief noch, als der "Stern" an die Öffentlichkeit ging. Das Magazin musste sich öffentlich entschuldigen, die Chefredaktion musste gehen.

Die Buntstift-Wette bei "Wetten dass..?"

Ein Werbegrafiker hatte 1988 "Wetten dass..?" aus Jux geschrieben, er könne die Farbe von Buntstiften am Geschmack erkennen, das ZDF war höchst interessiert. In die Rolle des Werbegrafikers schlüpfte dann aber Titanic-Chefredakteur Bernd Fritz. Weil er ja "gut riechen können muss", setzte er sich die Brille schief auf, die verhindern sollte, dass er etwas sieht. Er nuckelte glaubhaft an den Buntstiften und verkündete Farben, die er vorher gesehen hatte. Das "Titanic"-Heft mit der Auflösung war das meistverkaufte, sagte der inzwischen verstorbene Fritz 2017. Das ZDF hatte vor lauter Begeisterung die Wette nicht ernsthaft geprüft.

Der Satire-Bahn-Vorstand Pofalla

Die Satire-Seite "Der Postillon" lässt regelmäßig Satire wie echte Nachrichten aussehen – und schaffte es Anfang 2014 eine echte Nachricht als Satire dastehen zu lassen. Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla sollte in den Vorstand der Deutschen Bahn wechseln, meldeten Nachrichtenseiten am 2. Januar 2014, die Quelle war unklar. Doch dann tauchte ein Text des Postillons vom Vortag auf, gleichlautend, "exklusiv". Der umstrittene Politiker bei der DB – das schien ohnehin wie ein Witz. Deshalb ergoss sich in Windeseile Spott über die Medien, auf die Satiremeldung hereingefallen zu sein. Aber die Nachricht stimmte. Der Postillon hatte nur das Veröffentlichungsdatum zurückdatiert – und ein Fake-Fake produziert. Zwischenzeitlich wusste niemand, was man jetzt glauben soll.

Das Varoufake bei Jauch

Hat der damalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis jetzt Deutschland in einer Rede den Stinkefinger gezeigt oder nicht? Bei "Günter Jauch" lief im März 2015 ein entsprechende Szene, Talkshow-Gast Varoufakis nannte sie eine Fälschung. Dann meldet sich Jan Böhmermann als Fälscher und zeigte in einem Video, wie das abgelaufen sein soll. War aber auch nur Satire, erklärte dann das ZDF: Eine gefälschte Fälschung. Böhmermann führte vor, wie atemlos über ein zwei Jahre altes Video diskutiert wurde und gewann damit den Grimme-Preis. Begründung: "Böhmermann hat nicht nur die Inszenierungsmechanismen der Boulevardindustrie entlarvt, ihm gebührt auch das Verdienst einer großen Medienkritik."

Das #Verafake bei "Schwiegertochter gesucht"

Den Preis gewann Böhmermann dann noch einmal 2017, weil er die menschenverachtenden Mechanismen hinter der Reality-Show "Schwiegertochter gesucht" vorgeführt hatte. Zwei trottelig erscheinende Kandidaten waren von der Redaktion eingeschleust worden. In der präparierten Wohnung wurde RTL vorgeführt. "Ihr habt Robin und René noch dümmer gemacht, als wir sie uns ausgedacht haben", fasste er zusammen.

Der CDU-Ortsverband gegen Waffenexporte

Christdemokraten gegen Waffenexporte? In einer Petition im Mai 2017 forderte die "christliche Wählerbasis der CDU Kanzlerin Angela Merkel auf, einen Verzicht von Kleinwaffenexporten in Deutschland durchzusetzen". Als Initiator trat der CDU-Ortsverband Schwenke auf. Doch den gab es nie, die Auftritte im Netz waren Erfindungen und die vermeintliche CDU-Ortsverbands-Vorsitzende Brigitte Ebersbach war auch Aktivistin. Das "Peng"-Kollektiv hatte in seiner Kampagne gegen Waffen viel Aufwand getrieben, um die Medien in die Irre zu führen. Belohnt wurde Peng damit, dass selbst die "New York Times" über die angebliche CDU-Petition schrieb.

Ryan Gosling bei der Goldenen Kamera

Ein Koch aus München stand im März 2017 plötzlich live auf der Bühne bei der Verleihung der "Goldenen Kamera" im ZDF und nahm den Preis für den Besten Film International an. Die Kategorie hatten die Organisatoren extra eingeführt, nachdem das Angebot einer PR-Agentur gekommen war, Ryan Gosling könne Gast sein.

Doch hinter der Agentur steckten Joko Winterscheid und Klaas Heufer-Umlauf mit "Circus Halli Galli", ihr falscher Ryan Gosling schnappte sich die Kamera und grüßte übers Mikro noch Joko und Klaas. #Goslinggate war geboren.

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