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Flüchtlingskrise: Stimmung in Umfragen kippt - Angst nimmt zu


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Umfragen zur Flüchtlingskrise
Die Angst nimmt zu, die Stimmung kippt

t-online.de mit Material von dpa

Aktualisiert am 09.10.2015Lesedauer: 2 Min.
Flüchtlinge im Regen: Langsam macht sich Katerstimmung breit.Vergrößern des Bildes
Flüchtlinge im Regen: Langsam macht sich Katerstimmung breit. (Quelle: dpa-bilder)
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Kippt die Stimmung wirklich? Axel Leukhardt kann die Frage nicht mehr hören. "Das ist doch Panikmache", schimpft der 51-Jährige. Seit einem halben Jahr betreut der Streetworker Flüchtlinge auf der Schwäbischen Alb.

So wie er leben Tausende die sogenannte Willkommenskultur. Doch wie lange noch? Umfragen zeigen: Eine Mehrheit hält die Flüchtlingszahl für nicht mehr verkraftbar.

Geschenkte Teddybären, herzlicher Applaus, Umarmungen unter Freudentränen: Die warmen Bilder vom Flüchtlingsempfang am Münchner Hauptbahnhof gingen um die Welt. Das Recht auf Asyl mag keine Grenzen kennen. Aber gilt das auch für die Willkommenskultur in Deutschland?

Waren es vor wenigen Wochen noch deutlich über 60 Prozent, die voller Zuversicht an die Flüchtlingswelle herangingen, so scheint die Stimmung nun wahrhaftig umzuschwenken: Am Freitag enthüllt das ZDF-Politbarometer, dass 51 Prozent der Deutschen die Zahl der Flüchtlinge für nicht mehr verkraftbar hält. Exakt die gleiche Zahl hat der ARD-Deutschlandtrend ermittelt. Damit ist erstmals mehr als die Hälfte der Deutschen nicht mehr positiv gestimmt.

Wird "Dunkeldeutschland" noch dunkler?

Vielleicht eine Folge der jüngsten Neueinschätzungen der Lage: Waren die Prognosen erst im August von 400.000 auf 800.000 Menschen angehoben worden, so ist mittlerweile von weit über einer Million die Rede - allein in diesem Jahr. 'Und danach?' fragen viele. Geht die Entwicklung 2016 so weiter? Eine Antwort gibt es bislang nicht.

Die Folge: Das Krisenmanagement der Regierung wird zunehmend kritisiert. Die Politik fährt auf Sicht, lautet der Vorwurf. Der Unmut der Basis der CDU und der Führung der CSU nimmt zu: Ihre Politiker sprechen pausenlos von Überforderung und Kontrollverlust. In Umfragen bekommt derweil Kanzlerin Angela Merkels Ansehen Kratzer.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck spricht Ängste vor Überforderung offen an. Der rechte Rand wittert Morgenluft. Die Alternative für Deutschland (AfD) erlebt in diesen Tagen ein Comeback, die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung erhält wieder Zulauf. Urängste vor dem Fremden machen sich in der Bevölkerung breit. Die Tage werden kürzer, wird "Dunkeldeutschland" noch dunkler?

"Die Euphorie kann man nicht auf Dauer halten"

Vor Ort ist das Engagement der Leute oft unverändert hoch. "Die Zahl der Ehrenamtlichen, die uns massiv unterstützen, steigt und steigt und steigt", berichtet Berthold Weiß, Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen im Ostalbkreis.

Doch nach Meinung des Berliner Medienwissenschaftlers Professor Joachim Trebbe muss auf die Welle der Willkommenskultur zwangsläufig Katerstimmung folgen. "Diese Euphorie kann man nicht auf Dauer halten", sagt er. In den Medien würden nun eher die praktischen Probleme der Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge in den Vordergrund treten.

"Nach der Euphorie beginnt das Alltagsgeschäft - und das Alltagsgeschäft ist hochproblematisch." Die Flüchtlingskrise werde die gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland auseinandertreiben. "Dass das kein friedlicher Prozess wird wie das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg, ist klar. Es wird sehr starke gesellschaftliche Verzerrungen und Risse geben."

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