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Scholz vs. Merz: Ein Versuch von Illner und Maischberger scheiterte


Illner und Maischberger
Ein Versuch der Moderatorinnen scheiterte vollständig


Aktualisiert am 10.02.2025 - 08:30 UhrLesedauer: 3 Min.
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"Das hat mit der Realität nichts zu tun": Friedrich Merz im TV-Duell zu Olaf Scholz. (Quelle: reuters)
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Der Kanzler und sein Herausforderer liefern sich ein hartes, aber faires TV-Duell. Dass beide souverän wirken, hat auch mit dem Moderationsstil zu tun.

Am Sonntagabend trafen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein aussichtsreichster Herausforderer, Friedrich Merz (CDU), im ersten von zwei TV-Duellen vor der Bundestagswahl am 23. Februar aufeinander. Geleitet wurde die in ARD und ZDF zur besten Sendezeit ausgestrahlte Sendung von den erfahrenen Talkshow-Moderatorinnen Maybrit Illner und Sandra Maischberger.

90 Minuten lang stellten sich Scholz und Merz live deren Fragen zu Themen wie Asyl, Wirtschaft, Wohlstand und äußere Sicherheit. Die besondere Ausgangslage machte sich im Ton der Antworten schnell bemerkbar. Während Scholz als Amtsinhaber für sich und seine Partei einen zweistelligen Rückstand in den Umfragen aufholen muss und seinen Kontrahenten vor allem als unglaubwürdig anzugreifen versuchte, war Oppositionsführer Merz auf etwas anderes bedacht. Er wollte Scholz als gescheiterten Regierungschef und fern von der Realität der Bürger präsentieren.

TV-Duell ohne Studiopublikum

Anders als beim kürzlich ausgestrahlten Schlagabtausch zwischen den Vertretern der anderen Parteien war bei der Diskussion kein Studiopublikum anwesend. Die Zusammensetzung der vor Ort vertretenen Zuschauerschaft der ZDF-Sendung hatte wegen offenkundiger Parteinahme für Grüne und Linke Kritik nach sich gezogen. Die Abwesenheit eines solchen Unruhefaktors wirkte sich beim TV-Duell zwischen Scholz und Merz positiv auf das Diskussionsklima aus.

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Beide wirkten am Sonntagabend gut vorbereitet und wurden ihrem Ruf als gewissenhafte Sachpolitiker insgesamt mehr als gerecht. Scholz konnte alle Zahlen zum Bundeshaushalt fehlerfrei referieren, Merz hatte ohne Weiteres alle Daten zum Attentat von Aschaffenburg beisammen, vom Alter der Opfer bis zur Länge der Tatwaffe.

Dass die beiden Kanzlerkandidaten ihre inhaltlichen Stärken ausspielen konnten, lag auch am Sendeformat. Illner und Maischberger machten für die Antworten keine Zeitvorgaben und griffen auch sonst selten ein, was beide Politiker für ausführliche Gedankengänge nutzten.

Illner und Maischberger moderierten zurückhaltend

Der Vorteil: Die Duellanten kamen streckenweise in einen Dialog, der ganz unabhängig von der Moderation funktionierte. Besonders Merz hakte mit eigenen Fragen wiederholt bei Scholz nach oder hielt diesem ein eigenes Zitat zum Thema Zustimmung durch die AfD vor. Selbst als er dafür einen Zettel auspackte, um Scholz' Worte aus der Vergangenheit wörtlich wiederzugeben, ging keine der beiden Moderatorinnen dazwischen. "Wenn Sie miteinander reden, soll es uns recht sein", brachte es Maischberger an späterer Stelle auf den Punkt, als ihre Co-Moderatorin doch einmal einschreiten wollte.

Der Nachteil: Die Sendung hatte durch den unaufdringlichen Moderationsstil gewisse Längen, etwa als es aufseiten von Merz um die Steuerpläne der Union ging oder als Scholz sich unwidersprochen über die selbst attestierten Erfolge seiner Kanzlerschaft auslassen durfte.

Der Versuch der Moderatorinnen, die Kanzlerkandidaten von SPD und Union durch ein Satzvervollständigungsspiel zwischenzeitlich doch zu knappen Antworten zu zwingen, scheiterte nahezu vollständig. Und das auch dann noch, als Maischberger den Sinn hinter dieser Maßnahme erklärt hatte, nämlich innerhalb kurzer Zeit die eigenen Positionen zu einer Vielzahl von Themen anreißen zu können.

 
 
 
 
 
 
 

Antipathie zwischen Scholz und Merz spürbar

Wenigstens als es um den politischen Konkurrenten FDP ging, waren die Bemühungen von Erfolg gekrönt. Die Vorgabe "Ein Bundestag ohne die FDP wäre" komplettierte Merz trocken mit "ärmer, aber durchaus lebensfähig". Da musste sogar Scholz, dessen Ampelkoalition am Streit mit den Liberalen zerbrochen ist, zugestehen: "Ich kann es nicht besser formulieren."

Überhaupt gab es neben diversen verbalen Attacken mehrere Momente, die den fairen Umgang der beiden Kontrahenten miteinander markierten. So dankte Scholz Merz für ein vollständiges, also nicht verfälschtes Zitat, dieser wiederum teilte die Meinung des Kanzlers zur langfristigen Gefahr, die von Putins Russland für Deutschland und Europa ausgehe. Als Merz sich daraufhin selbst für seine klare Haltung zum Thema Taurus-Lieferungen an die Ukraine loben wollte, musste er sich von Illner doch mal eines Besseren belehren lassen.

An manchen Punkten wurde zudem doch deutlich, dass sich der Kanzler und sein wahrscheinlichster Nachfolger den Umfragen nach nicht besonders grün sind. "Herr Scholz, bitte, Sie leben nicht in dieser Welt", stellte Merz mit glaubhaftem Zorn fest, nachdem er sich über die komplizierten Abschiebeverfahren in Rage geredet hatte. Über die Pläne des Kanzlers zur Reform der Krankenversicherung spöttelte der CDU-Kanzlerkandidat: "Verstanden habe ich es nicht, aber ich beschäftige mich damit."

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Auch Scholz teilte wiederholt gegen seinen Kontrahenten aus. So bezeichnete er dessen Beiträge und Vorschläge mal als "Sprechblase", mal als Torheit. "Warum soll man so doof sein?", kommentierte Scholz etwa die Asylpläne des CDU-Politikers. Besonders gegen Ende der Sendung versuchte der Kanzler erneut etwas Schärfe in die Diskussion zu bringen, ohne damit allerdings weit zu kommen.

Es bleibt abzuwarten, welche Taktik sich Scholz und Merz für das zweite TV-Duell am 19. Februar zurechtlegen und welche Schlüsse die Moderation aus ihrem Diskussionsstil zieht.

Verwendete Quellen
  • TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz
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