Sorgen vor Sabotage Drohnen über Militäranlagen – steckt Russland dahinter?
Drohnenflüge über eine US-Militärbasis und Industrieanlagen: Die Behörden befürchten Sabotage. Doch Verantwortliche wurden bisher nicht gefunden.
In den vergangenen Wochen sind mehrere Drohnenflüge über der US-Militärbasis Ramstein sowie über sensiblen Industrieanlagen registriert worden. Wie das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz auf AFP-Anfrage am Freitag bestätigte, handelte es sich dabei um Drohnen, die "größer als die üblichen kommerziellen 'Hobby-Drohnen'" waren. Mehrere Medien berichteten auch von militärischen Drohnen. Schon in den vergangenen Monaten hatte es ähnliche Drohnensichtungen gegeben.
"In den vergangenen Tagen wurden in Rheinland-Pfalz mehrere Flüge von Drohnen über kritischer Infrastruktur festgestellt", teilte ein Sprecher des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz mit. Zunächst sei das Werksgelände des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen betroffen gewesen. Im Laufe dieser Woche seien dann "Drohnenüberflüge über die amerikanische Airbase in Ramstein" gefolgt, wo die US-Luftwaffe ihr Hauptquartier für Europa hat.
Landeskriminalamt geht nicht von "konkreter Gefahr" aus
Die Drohnen seien mit Beginn der Dämmerung festgestellt worden und "auch in der Dunkelheit aufgrund von Leuchtsignalen gut sichtbar" gewesen, teilte der Sprecher weiter mit. "Nach derzeitiger Gefährdungseinschätzung des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz wird nicht von einer konkreten Gefahr für die betroffenen Einrichtungen ausgegangen."
Ein Ermittlungsverfahren laufe bereits seit Ende November, erklärte der Sprecher weiter. Die Ermittler befänden sich dabei "in engem Austausch mit den Sicherheitsbehörden des Landes und des Bundes".
Bei früheren Drohnensichtungen der vergangenen Monate sei unter anderem der ChemCoast Park Brunsbüttel in Schleswig-Holstein überflogen worden, berichteten die Sender WDR und NDR.
Laut den Sendern vermuten Ermittler, dass es sich dabei um militärische Aufklärungsdrohnen handeln könnte, die von russischen Schiffen in der Nord- und Ostsee gestartet sein könnten.
Außerdem seien ein abgeschaltetes Atomkraftwerk, ein LNG-Terminal sowie Schleusen und der Nordostseekanal betroffen gewesen. Unter den Fluggeräten seien auch Drohnen mit starren Flügeln gewesen, die höhere Geschwindigkeiten erreichen.
Bundeswehr konnte kein Gerät zum Absturz bringen
Im "Spiegel" hieß es unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht deutscher Sicherheitsbehörden, die Flüge über die Basis Ramstein hätten in den Abendstunden des 3. und 4. Dezember stattgefunden. Überflogen wurden demnach in den vergangenen Wochen neben BASF auch Anlagen des Rüstungskonzerns Rheinmetall.
Verwiesen wurde auch im "Spiegel" auf die früheren Drohnenflüge über Brunsbüttel. Die Staatsanwaltschaft Flensburg habe Ermittlungen wegen des Verdachts der "Agententätigkeit zu Sabotagezwecken" eingeleitet. Die Vorfälle waren demnach auch Thema auf der Innenministerkonferenz vergangene Woche.
Verantwortliche für die Drohnenflüge seien bislang nicht ermittelt worden, berichteten WDR und NDR. Auch habe trotz des Einsatzes von Drohnen-Abwehrtechnik der Bundeswehr keines der Fluggeräte zum Absturz gebracht werden können.
Die Ermittler vermuten laut den ARD-Sendern, dass es sich bei einigen Drohnen, die in Brunsbüttel über Wochen immer wieder gesichtet worden sind, um militärische Aufklärungsdrohnen aus Russland handeln könnte. Diese könnten von russischen Schiffen in der Nord- oder Ostsee gestartet worden sein, die möglicherweise zu einer Spezialeinheit der russischen Marine für Spionage gehörten, hieß es.
- Nachrichtenagentur AFP