Finnlands Nato-Beitritt "Das bereitet mir Bauchschmerzen"
Die Aufnahme Finnlands in die Nato stärkt das Militärbündnis, ist aber Putin ein Dorn im Auge. t-online-Leser denken sehr unterschiedlich über den Beitritt.
Seit Dienstag ist es offiziell: Finnland ist das 31. Mitglied der Nato. Kremlchef Wladimir Putin wertet das als Provokation und existenzielle Bedrohung, widerspricht es doch seinem Grundziel, die Osterweiterung des feindlichen Militärbündnisses aufzuhalten.
Der Großteil der t-online-Leser, die unserem Leseraufruf gefolgt sind, begrüßt Finnlands Nato-Beitritt. Einige halten diesen Schritt jedoch für falsch und sind beunruhigt angesichts möglicher Reaktionen aus dem Kreml.
"Eine logische Reaktion"
"Die Aufnahme Finnlands in die Nato ist eine logische Reaktion auf die Aggression Russlands in der Ukraine. Wäre diese nicht angegriffen worden, wäre ja alles beim Alten geblieben, denn sowohl Finnland als auch Schweden hätten dann keinen Aufnahmeantrag gestellt", glaubt Ekkehard Schmidt. "Es ist alles eine Frage von Ursache und Wirkung – und somit völlig berechtigt und in Ordnung."
"Für mich ist das eindeutig ein Fehler, eine weitere Provokation Russlands, die dieser Verrückte sicher nicht unbeantwortet lässt", vermutet hingegen Frank Kellig.
"Das bereitet mir Bauchschmerzen"
Marion Willige schreibt: "Ich halte das für richtig, weil ich glaube, dass ein starkes Nato-Bündnis eine abschreckende Wirkung darstellt und Putin eine kriegerische Auseinandersetzung mit einer starken Nato eher scheuen wird – so hoffen wir." Außerdem sei es von Finnlands Seite aus gut nachvollziehbar, das Militärbündnis im Rücken zu wollen, da das Land immerhin eine 1.300 Kilometer lange Grenze mit Russland teile.
"Ich finde es nicht gut", meint wiederum Stefanie Schulze. "Das treibt Putin noch mehr in die Enge und provoziert ihn zusätzlich. Die Nato-Osterweiterung sollte nicht voranschreiten. Das bereitet mir Bauschmerzen. Was löst das bei Putin für eine Reaktion aus?", fragt sie besorgt.
"Die Länder sollten sich als gefährdet betrachten"
Beate Richter mailt: "Ich sehe den Nato-Beitritt Finnlands positiv. Klar wird sich Herr Putin davon provoziert fühlen, aber er fühlt sich ja von allem provoziert, was ihm die Sowjetunion nicht zurückbringt. Durch den Beitritt Finnlands hat die Nato auch ihrerseits bessere Möglichkeiten, ihre Ostgrenze zu sichern."
"Die Invasion in die Ukraine hat endgültig gezeigt, dass Russland bereit ist, auch in Europa seinen Machteinfluss mit massiver Gewalt durchzusetzen", sagt Michael Patzer. "Insbesondere Länder, die ehemals unter dem Einfluss des russischen Zarenreiches oder der UdSSR standen, sollten sich als gefährdet betrachten. Finnland gehört zu diesem Kreis der Länder."
"Eine zusätzliche Verschlechterung zwischen Ost und West"
Sascha Nettesheim meint: "Souveränität und die freie Wahl sind die Grundpfeiler einer jeden Demokratie. Finnland hat souverän und frei entschieden, dem Nato-Bündnis beitreten zu wollen. Die Nato-Staaten haben entsprechend souverän und frei entschieden, Finnland aufnehmen zu wollen."
Der t-online-Leser findet: "Kein Aggressor darf als Begründung genommen werden, um demokratische Prozesse infrage zu stellen oder gar auszusetzen. Ansonsten würden wir jegliche Souveränität und den demokratischen Gedanken entwerten, auf denen die Nato sowie die westliche Welt beruhen."
"Ich bin der Meinung, dass durch den Beitritt Finnlands zur Nato sicherlich eine zusätzliche Verschlechterung zwischen Ost und West herbeigeführt wird", äußert sich Hans-Dieter Schulze zu dem Thema. "Zwischen Russland und Finnland gab es jahrzehntelang keine bemerkenswerten Streitereien. Jetzt, da die Nato dichter an Russland gerückt ist, fühlt sich der Staat bedenklich bedroht." Das erinnere ihn an den Kalten Krieg.
"Eine Bereicherung"
Hans Christian Schüler ist hingen froh über das neue Mitglied: "Die Nato ist ein Verteidigungsbündnis, dessen Glaubwürdigkeit und Abschreckungskraft in erster Linie auf dem Versprechen beruht: Wenn ein Mitglied angegriffen wird, kommen die anderen zur Hilfe, egal wer der Angreifer ist. Dieses Versprechen steht für die größte Stärke der Nato und ist zugleich ihre Achillesferse. Es darf niemals gebrochen werden."
Das heiße aber auch, das Militärbündnis dürfe keine Furcht zeigen, "schon gar nicht vor Putins Drohungen und Erpressungsversuchen". Vielmehr müsse es immer umsichtig, aber entschlossen handeln. "Finnland ist eine Bereicherung für die Nato, die man kaum hoch genug schätzen kann", so der t-online-Leser.
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