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Gaslecks in Nord Stream-Leitungen: Kreml nennt Vorwürfe "dumm und absurd"


Gaslecks in Nord Stream-Leitungen
Kreml nennt Vorwürfe "dumm und absurd"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 28.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: Sein Sohn will wohl nicht als Freiwilliger an der Front kämpfen.Vergrößern des Bildes
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestreitet die Verantwortung Russlands für die Gaslecks. (Quelle: IMAGO/Sergei Bobylev)
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Wie ist es zu den Gaslecks bei den beiden russischen Pipelines gekommen? Die russische Führung weist nun die Sabotagevorwürfe zurück.

Der Kreml hat Vorwürfe einer angeblichen Verantwortung Russlands für die Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 als "dumm und absurd" zurückgewiesen. "Es ist ziemlich vorhersehbar und vorhersehbar dumm und absurd, solche Annahmen zu treffen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax. In der Ukraine gab es Vorwürfe, Russland habe die Pipelines gezielt sabotiert, um die Energiekrise in Europa zu verschärfen und Panik vor dem Winter auszulösen.

Nach gleich drei Lecks in nur kurzer Zeit an den Ostsee-Gaspipelines wird ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen. In Polen, Schweden, Dänemark und Russland wird ein Anschlag auf die europäische Gasinfrastruktur als Ursache für die als beispiellos geltenden Schäden an beiden Pipelines für denkbar gehalten. Auch aus Sicht deutscher Sicherheitskreise spricht vieles für Sabotage.

Sollte es sich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des Aufwands nur ein staatlicher Akteur infrage kommen, hieß es am Dienstag. Zwar wird derzeit durch keine der Pipelines Gas geliefert, der Gaspreis stieg angesichts der Verunsicherung aber. Am Montag war in den Leitungen von Russland nach Deutschland ein plötzlicher Druckabfall beobachtet worden.

Von der Leyen geht von Sabotage aus

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geht davon aus, dass die Lecks an den Nord Stream-Pipelines wahrscheinlich durch Sabotage verursacht wurden. Sie habe mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen darüber gesprochen, schreibt von der Leyen auf Twitter. Es sei von größter Bedeutung, die Vorfälle jetzt zu untersuchen, um vollständige Klarheit über die Ereignisse und den Grund zu erhalten. Jede absichtliche Unterbrechung der aktiven europäischen Energieinfrastruktur sei inakzeptabel und werde zu der "stärksten Reaktion" führen.

Die Behörden seien zu der eindeutigen Bewertung gekommen, dass es sich um absichtliche Taten handle und nicht um ein Unglück, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Dienstagabend vor Reportern in Kopenhagen. Innerhalb kurzer Zeit seien mehrere Explosionen beobachtet worden. Es gebe noch keine Informationen dazu, wer dahinterstecke. Es handle sich nicht um einen Angriff auf Dänemark, sagte sie auf eine Frage, ob es sich um eine gegen ihr Land verübte Kriegshandlung handle.

Am Mittwoch teilte der EU-Außenbeauftragte Borrell im Namen der 27 Mitgliedstaaten mit, dass Sabotage der wahrscheinlichste Grund für die Lecks an den Gaspipelines sei. "Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind." Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur werde "mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden".

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Der dänische Klima- und Energieminister Dan Jørgensen bestätigte vorherige Angaben von Geologen, dass es am Montag zunächst um 2.03 Uhr eine Explosion an Nord Stream 2 südöstlich von Bornholm sowie um 19.03 Uhr eine weitere an Nord Stream 1 nordöstlich der Insel gegeben habe. Die Gasleitungen lägen tief im Wasser und bestünden aus Stahl und Beton. Die Größe der Lecks deute darauf hin, dass es sich nicht um ein Unglück etwa mit einem Schiffsanker handeln könne.

CIA warnte Berlin vor Gefahr von Anschlägen auf Pipelines

Der US-Geheimdienst CIA soll die Bundesregierung vor möglichen Anschlägen auf die Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 gewarnt haben. Das berichtet der "Spiegel". Demnach ging ein entsprechender Hinweise bereits im Sommer in Berlin ein.

Ein Regierungssprecher teilte auf eine Nachfrage des Mediums mit, man nehme zu Angelegenheiten, die Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich keine Stellung. Mehrere Personen, die mit der Sache vertraut sind, sollen die Vorwarnungen dem Bericht zufolge allerdings bestätigt haben. Die deutsche Regierung gehe laut den Recherchen derzeit davon aus, dass es sich bei den Zwischenfällen um gezielte Angriffe handle.

Andersson: Vermutlich absichtliche Tat

Auch die schwedische Regierung vermutet eine Sabotage an den Gasleitungen. Die Informationslage sei noch alles andere als vollständig, aber zwei Explosionen seien identifiziert worden, die drei Lecks verursacht hätten, sagte Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Basierend auf schwedischen und dänischen Informationen komme man zu dem Schluss, dass es sich vermutlich um eine absichtliche Tat handle. "Es ist also wahrscheinlich eine Frage der Sabotage", sagte sie.

Man arbeite unter anderem mit Deutschland und den USA eng zusammen. Sie habe dazu am Abend mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, Bundeskanzler Olaf Scholz und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg telefoniert.

"Das ist etwas, das wir sehr genau beobachten", sagte Stoltenberg. Grundsätzlich habe es Auswirkungen auf alle, dass Russland Energie als Waffe in dem Ukraine-Konflikt nutze.

Polen glaubt auch an Sabotageakt

Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte: "Wir kennen heute noch nicht die Details dessen, was da passiert ist, aber wir sehen deutlich, dass ein Sabotageakt vorliegt." In Moskau will die Regierung einem Sprecher zufolge keine Variante ausschließen. Auch der Betreiber von Nord Stream 2 ist skeptisch: Die Leitungen seien so verlegt, dass eine gleichzeitige Beschädigung mehrerer Leitungen etwa durch einen einzelnen Schiffsunfall höchst unwahrscheinlich sei.

Insgesamt drei Lecks waren – nach einem ersten Druckabfall in der Nacht auf Montag – sowohl in einer der Röhren von Nord Stream 2 wie auch in beiden Röhren der Nord-Stream-1-Pipeline entdeckt worden. Dänische Behörden lokalisierten diese in der Ostsee vor der dänischen Insel Bornholm, teils in schwedischen Gewässern. Wegen der Gefahr für die Schifffahrt richteten dänische Behörden Sperrzonen ein.

Verwendete Quellen
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