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US-Wahl in Pennsylvania: Das sagen Wähler über Trump und Harris


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US-Wahlkampf in Pennsylvania
"Letzte Chance, bevor er ins Gefängnis geht"


Aktualisiert am 22.10.2024Lesedauer: 6 Min.
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Trump- und Harris-Unterstützer stehen sich gegenüber: Die Stimmung in Pennsylvania ist Wochen vor der Wahl mächtig aufgeheizt. (Quelle: t-online)
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Das Ergebnis in diesem Bundesstaat könnte am 5. November die Präsidentschaftswahl entscheiden. Wie blicken die Wähler des Swing States Pennsylvania auf das Rennen?

David Schafbuch berichtet aus Lancaster

Einen solchen Ansturm ist die Kleinstadt Lancaster an einem Sonntagnachmittag nicht gewohnt: Um mehrere Straßenecken wickelt sich eine Schlange von Menschen, die alle ins County Convention Center wollen, um Donald Trump wenigstens kurz zu sehen. Gerade noch hatte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner medienwirksam Pommes frites in einem McDonalds zubereitet und verteilt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Bilder von dieser Aktion haben die meisten Menschen in Lancaster noch gar nicht erreicht, als sie erwartungsvoll in die Halle strömen. Am Ende werden viele von ihnen Trump überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Denn in der Halle, die bis zu 6.500 Personen fasst, ist kurz vor Beginn der Wahlkampfveranstaltung kein einziger Platz mehr frei. Zahlreiche Anhänger müssen draußen bleiben.

Wie blicken die Anhänger Trumps auf den bisherigen Verlauf der Wahl und warum spricht der 78-Jährige sie mehr an als Kamala Harris, die an diesem Tag ihren 60. Geburtstag feiert? t-online hat mit Besuchern gesprochen – aber auch mit Gegnern des Republikaners.

Allan Getz: "Typische Spinnerin aus dem öffentlichen Dienst"

"Ich würde nie für einen Kandidaten stimmen, der sein gesamtes Leben im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, so wie Kamala Harris", sagt Allan Getz. Das gelte auch für Joe Biden. Harris und Biden fehle der Bezug zu Menschen, die in der freien Wirtschaft arbeiten. "Sie will die Unternehmenssteuer erhöhen. Das wird mich um eine Gehaltserhöhung bringen und Jobs kosten." Getz nennt Harris eine "typische Spinnerin aus dem öffentlichen Dienst".

Neben der Wirtschaft ist für den Trump-Unterstützer die Migration das wichtigste Thema in der Wahl. "Ich bin für Migration, aber sie muss legal sein." Trump sei für ihn der geeignete Kandidat bei diesen Themen. Den Vorwurf, dass dieser sich nicht immer präsidentiell verhalte, sieht Getz anders: Trumps Wortwahl sei im Vergleich zu einem Präsidenten wie Theodore Roosevelt mild. Sein Auftreten sei daher kein Problem: "Es stört mich kein bisschen."

Jason Bainbridge und Tara Saia: "Geht hier um Gut gegen Böse"

Was für Donald Trump spreche? "Wir hatten beide mehr Geld in der Tasche, als er Präsident war", sagen Jason Bainbridge und Tara Saia, die gemeinsam nach Lancaster gekommen sind. Es gehe in diesem Wahlkampf nicht um die Frage, ob die Demokraten oder die Republikaner gewinnen, meint Bainbridge: "Es geht hier um Gut gegen Böse."

Warum vertrete Kamala Harris aus seiner Sicht die Seite des Bösen? Bainbridge sagt, dass man sich nur die liberale Abtreibungspolitik von Harris anschauen müsse: Harris setze sich dafür ein, dass wieder ein landesweites Recht auf Abtreibung eingeführt wird. Seit zwei Jahren ist nach einem Urteil des US-Supreme Court das Abtreibungsrecht Sache der Bundesstaaten, wodurch in verschiedenen Orten der USA ein Schwangerschaftsabbruch praktisch kaum mehr legal möglich ist.

Gegen Harris spreche zudem, dass sie als Vizepräsidentin bereits dreieinhalb Jahre Zeit gehabt habe, um ihre Versprechen umzusetzen. "Sie soll jetzt nach Washington fahren und ihre Versprechen in die Tat umsetzen, anstatt darüber zu reden", meint Bainbridge. Trump hingegen sei ehrlicher, weswegen Bainbridge und Saia ihn mögen: "Mir ist lieber, dass er er selbst ist, als dass er sich wie ein typischer Politiker verhält."

Einfach sei die Lage in ihrem Land allerdings nicht: Beide spüren, dass es eine tiefe Spaltung gebe. Bainbridge's Söhne seien als Wähler der Demokraten registriert: "Sie verabscheuen Trump." Früher hätte er mit ihnen über Politik diskutiert, "aber das ergibt heute keinen Sinn mehr".

Ted O'Grady: "Müssen aufhören, uns gegenseitig umzubringen"

Der gläubige Christ Ted O'Grady hält während des Gesprächs eine Bibel in der Hand. Er sieht einen Werteverfall in der Gesellschaft: "Die christliche Wertevorstellung ist in Gefahr." Trump und die republikanische Partei seien für den 69-Jährigen die Bewahrer dieser Werte. Dabei ist O'Grady eigentlich in einem anderen politischen Umfeld aufgewachsen: Der Katholik stammt aus Boston und hat irische Vorfahren. Die Stadt liegt in dem Bundesstaat Massachusetts an der Ostküste und ist traditionell eine Hochburg der Demokratischen Partei.

O'Grady habe Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass er eigentlich ein Konservativer sei. "Ich hoffe aber, dass Trump als Präsident eine Politik aus der Mitte betreibt." Er erhoffe sich auch, dass Trump außenpolitisch für mehr Stabilität sorgt. Als Präsident traue O'Grady ihm zu, für Frieden im Nahen Osten und in der Ukraine zu sorgen: "Wir müssen aufhören, uns gegenseitig umzubringen."

Tim und Kathy McConnell und ihre Enkelkinder: "Haben schon einen Bürgerkrieg überlebt"

Tim und Kathy McConnell aus der Stadt Philadelphia haben ihre Enkelkinder mit nach Lancaster gebracht. Einer von ihnen, Tim III., ist ein so großer Fan des ehemaligen Präsidenten, dass er sich gerne wie sein Vorbild verkleidet. "Ich mag ihn und er ist ein gut aussehender Kerl", sagt der Junge dazu.

Trump-Veranstaltungen besucht die Familie bereits seit 2016, als Trump die Präsidentschaftswahl gegen Hillary Clinton gewann: Auch Trump hat den jungen Tim schon für seine Verkleidung gelobt: "Wenn deine Eltern dich nicht wollen, nehme ich dich", soll Trump zu ihm gesagt haben. Das entsprechende Zitat und ein Foto des Ex-Präsidenten mit Tim trägt die restliche Familie auf ihren T-Shirts.

Auch die McConnells nehmen eine tiefe Spaltung in der US-Gesellschaft wahr. Sie sei "wahrscheinlich schlimmer als je zuvor", glaubt Kathy. Großvater Tim hat dafür keine Lösung parat. "Ich glaube, dass es zu einem Bürgerkrieg kommen kann. So wie es schon einmal passiert ist", sagt er dann. Obwohl das viel Tod mit sich bringen würde, denke er, dass das Land am Ende auch diesen Bürgerkrieg überstehen werde, schiebt McConnell schnell hinterher, als seine Frau ihm einen warnenden Blick zuwirft.

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Ruth Kanagy: "Letzte Chance, bevor er ins Gefängnis geht"

Vor dem County Convention Center steht auch Ruth Kanagy. Die Frau aus Lancaster trägt ein Kamala-Harris-T-Shirt und wollte damit zu Trumps Veranstaltung gehen. Allerdings wurde sie nicht mehr in die Halle gelassen, weil keine Plätze mehr frei waren. Sie sagt, sie sei in ihrem Leben noch nie auf einer Wahlkampfveranstaltung gewesen, weshalb sie sich nun politisch fortbilden wolle.

Trump habe sie bisher nur aus den Medien gekannt. "Ich dachte: Das ist meine letzte Chance, ihn zu sehen, bevor er ins Gefängnis geht", scherzt Kanagy. Gegen Trump laufen aktuell mehrere Verfahren. In einem Schweigegeldprozess mit einer Pornodarstellerin wurde er unter anderem Ende Mai in allen 34 Anklagepunkten für schuldig gesprochen.

Kanagy unterstützt Harris, weil sie Trump nicht vertrauen könne: Ihr geht es vor allem um Demokratie, Freiheit und Frauenrechte. Der 78-Jährige kümmere sich dagegen nur um sich selbst, allerdings würden viele Mitbürger das bisher nicht bemerkt haben. "Den Menschen wurde irgendwie das Gehirn gewaschen." Zudem sei der Ex-Präsident zu alt und mental nicht mehr auf der Höhe.

Garrysson, Zay und Gavin: "Die meisten wissen nichts von Trump"

Drei junge Männer aus Lancaster werden bei dieser Wahl zum ersten Mal überhaupt abstimmen: Garrysson, Zay und Gavin unterstützen Kamala Harris und Tim Walz. Für gewöhnlich sei die Kleinstadt sehr liberal, erklärt Gavin. Trump-Unterstützer finde man eher am Stadtrand und in den ländlicheren Regionen.

Sie seien heute mit einigen Trump-Fans ins Gespräch gekommen, sagt Garrysson: "Die meisten von ihnen wissen nichts von Trump oder seiner Politik." Er sei besorgt, weil er viele junge Unterstützer von Trump gesehen habe. Sie würden in Zukunft etwa von seiner Abtreibungspolitik oder seiner fehlenden Klimapolitik betroffen sein, falls er erneut zum Präsidenten gewählt werde.

Um die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden, müsse man sich wieder auf echte Gespräche einlassen, meint Zay: "Das sehen wir hier allerdings nicht." Gavin fürchtet, dass Trump als Präsident die Rechte von ihm und seinen Freunden einschränken könnte. Denn alle drei seien homosexuell.

Jake Moore: "Das ist keine Führung"

Ein Mann sticht mit seinem blauen Schild aus der Masse heraus: "Republikaner für Harris" steht darauf geschrieben. Dabei sieht sich Jake Moore eigentlich nicht als klassischer republikanischer Wähler: Er habe sich bei den Republikanern registriert, um zu verhindern, dass Trump die Vorwahlen der Partei gewinnt. "Das hat leider nicht geklappt." Er sehe sich eher als wirtschaftsnah und sei auch nicht von allen Inhalten der demokratischen Partei überzeugt.

Die Abtreibungsrechte, für die sich Harris einsetzt, seien Moore allerdings wichtig: "Das kann man uns nicht einfach wegnehmen." Neben der Abtreibungsdebatte sei für Moore der Krieg in der Ukraine das zweitwichtigste Theme in dieser Wahl. Moore wünscht sich – anders als Trump – mehr Unterstützung für die Ukraine im Kampf gegen Russland: "Russland muss in seine Schranken gewiesen werden." Sollte das Regime von Wladimir Putin stärker werden, sei das schlecht für die gesamte westliche Welt.

Trotz seines Engagements glaubt Moore, dass Trump die Wahl gewinnen wird: In seinem Umfeld würden die meisten Menschen für den 78-Jährigen stimmen. Er habe insgesamt die bessere Wahlkampagne und einen Hype um sich geschaffen, meint Moore. "Vieles, was er tut, finde auch ich lustig. Aber das ist keine Führung, sondern soziale Manipulation."

Mitarbeit: Bastian Brauns

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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