US-Präsident unter Druck Trump droht Informanten mit "massiven Konsequenzen"
Die Vorwürfe gegen Donald Trump sind gewaltig – doch der US-Präsident bleibt im Angriffsmodus. Den Informanten, der laut Berichten unter Polizeischutz steht,
US-Präsident Donald Trump hat Hinweisgebern in der Affäre um möglichen Machtmissbrauch "massive Konsequenzen" angedroht. In einer Reihe von Tweets schrieb der Republikaner am Sonntagabend (Ortszeit), er wolle dem anonymen Whistleblower gegenübertreten, der mit einer Beschwerde den Skandal ausgelöst hatte, der in einem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump münden könnte. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, mahnte unterdessen Zurückhaltung und Kooperation des Präsidenten an.
Wie jeder Amerikaner verdiene ich es, meinen Ankläger zu treffen", schrieb Trump. Der Whistleblower habe eine "perfekte Unterhaltung" mit dem Präsidenten der Ukraine auf "völlig ungenaue und betrügerische Weise" dargestellt und zudem "Informationen aus zweiter & dritter Hand" präsentiert. Auch wolle er die Person treffen, die in "hohem Maße falsche Informationen" an den Whistleblower weitergegeben habe. "Hat diese Person den US-Präsidenten ausspioniert? Große Konsequenzen!", twitterte Trump.
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Wegen der Enthüllungen über das Telefonat mit Selenskyj ist Trump massiv unter Druck geraten. Der US-Präsident steht im Verdacht des Amtsmissbrauchs, weil er in dem Telefonat Ermittlungen gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und dessen Sohn Hunter forderte. Der anonyme Geheimdienstmitarbeiter reichte deswegen eine interne Beschwerde ein. Der Wistleblower steht einem Medienbericht zufolge unter Polizeischutz. Gegen den Hinweisgeber aus dem Geheimdienst seien Drohungen eingegangen, berichtete der Fernsehsender CBS am Sonntag.
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Der Chef des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Adam Schiff, rechnet allerdings damit, dass der Whistleblower "sehr bald" aussagen werde, wie er dem Sender ABC sagte. Trump hatte vergangene Woche Medienberichten zufolge bereits vor Mitarbeitern der US-Gesandtschaft bei den Vereinten Nationen in New York gesagt, den Tippgeber in der Affäre aufspüren zu wollen, und ihn in die Nähe eines Spions gerückt.
Pelosi ruft zu Zusammenarbeit auf
Pelosi rief das Weiße Haus zur Zusammenarbeit auf. "Lasst uns zusammenarbeiten, damit das eine einende Erfahrung, keine teilende für unser Land wird", sagte sie in einem Interview, das der Sender CBS News am Sonntag ausstrahlte. Es dürfe nicht noch schlimmer gemacht werden, "als es schon ist", sagte sie.
Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus verteidigten ihr Vorgehen gegen den Präsidenten. Ihr Vorwurf: Trump habe die Macht seines Amtes genutzt, um zu erreichen, dass sich ein anderes Land zu seinen Gunsten in die US-Wahl 2020 einmischt. "Diese Anschuldigungen treffen das Herz und die Seele unserer Demokratie", sagte der demokratische Kongressabgeordnete Hakeem Jeffries Fox News. Die Demokraten wollen unter anderem herausfinden, ob Trump Hilfsgelder für die Ukraine zurückgehalten hat, um Druck auf das Land zu machen.
Trumps Anwalt Giuliani rückt ins Zentrum der Affäre
Der US-Präsident und allen voran sein persönlicher Anwalt Rudy Giuliani sehen den Fehler bei Trumps politischen Rivalen Joe Biden. Den Vorwürfen zufolge soll sich dieser als Vize-Präsident um die Entlassung eines Staatsanwalts bemüht haben, um seinen Sohn Hunter Biden vor der ukrainischen Justiz zu schützen. Hunter Biden war bei einem Gaskonzern tätig, gegen den zwischenzeitlich wegen krummer Geschäfte ermittelt wurde.
Giuliani ist längst zu einer zentralen Figur in der Affäre geworden - sein Name fiel mehrfach im Telefonat und wurde auch in der Beschwerde genannt. Bidens Berater forderten einem Bericht der "New York Times" zufolge am Sonntag große Fernsehsender wie ABC, CNN oder Fox News auf, Giuliani nicht mehr in ihre Shows einzuladen. Dort würde er im Interesse von Trump "falsche, entlarvte Verschwörungstheorien" und "Lügen" verbreiten, hieß es in einem Statement, das die Zeitung auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Joe Biden liegt im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur für die Wahl 2020 vorne.
Die Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses sowie des Geheimdienst- und des Kontrollausschusses haben fünf Diplomaten des Außenministeriums für Aussagen in der Ukraine-Affäre vorgeladen – einige schon für diese Woche. Darunter ist auch der bisherige Sondergesandte für die Ukraine, Kurt Volker. Dieser ist nach übereinstimmenden Medienberichten im Zuge der Affäre zurückgetreten. Am Sonntag war unklar, wer den Vorladungen nachkommen wird.
Mehr als 220 Demokraten unterstützen ein "Impeachment"
Freitag läuft zudem eine Frist für Außenminister Mike Pompeo ab, der unter Strafandrohung zur Vorlage von Dokumenten aufgefordert wurde. Schiff kündigte an, der Generalinspekteur der Geheimdienste, Michael Atkinson, werde am Freitag in einer geschlossenen Sitzung gehört.
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Wie lange die nun eingeleiteten Untersuchungen der Demokraten dauern, ist unklar. US-Medienberichten zufolge unterstützen aber mittlerweile mehr als 220 Demokraten in der Kammer die Untersuchungen. Reichen würden schon 218 Stimmen in der Kammer, um ein "Impeachment" – also ein Amtsenthebungsverfahren – gegen Trump anzustrengen. Die Entscheidung über eine tatsächliche Amtsenthebung träfe aber der Senat, wo Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Die Aussichten auf Erfolg eines solchen Verfahrens sind daher gering. Bisher wurde noch kein US-Präsident so des Amtes enthoben.
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und afp