Vance-Besuch in Grönland Trumps Trumpf in der Arktis

Der US-Vizepräsident wird am Freitag einen amerikanischen Militärstützpunkt in Grönland besuchen. Doch warum sind überhaupt US-Soldaten auf der größtenteils menschenleeren Insel stationiert?
Wenn am Freitag der US-Vizepräsident J. D. Vance auf der Insel Grönland eintrifft, ist es alles andere als ein gewöhnlicher Besuch eines ranghohen Mitglieds der US-Regierung: Denn nicht nur US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt häufiger Besitzansprüche auf die Insel geäußert, die formal zu Dänemark gehört. "Wir brauchen Grönland für die internationale Sicherheit. Wir brauchen es. Wir müssen es haben", sagte Trump in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Podcaster Vince Coglianese und fügte an: "Ich sage es nur ungern so, aber wir werden es haben müssen."
Vance soll am Freitag auf der Insel die nördlichste US-Militärbasis mit dem Namen "Pituffik Space Base" besuchen. Doch was genau ist über die Basis bekannt – und warum ist sie für die Vereinigten Staaten von so großer Bedeutung?
Für Troy Bouffard, Professor für arktische Sicherheit an der University of Alaska Fairbanks, hat der Stützpunkt eine enorme Bedeutung: "Im Moment ... ist dieser Stützpunkt der wichtigste geografische Standort, den die Vereinigten Staaten haben", sagt Troy Bouffard dem amerikanischen National Public Radio (NPR).
Einst unter dem Namen Thule Air Base bekannt, wurde die Einrichtung 2023 offiziell in Pituffik umbenannt – aus Respekt vor dem grönländischen Erbe, wie es in einer Erklärung des US-Militärs heißt.
Pituffik liegt direkt gegenüber dem kanadischen Territorium Nunavut – und genau zwischen dem US-amerikanischen Festland und Nordrussland. Von hier aus führen die USA unter anderem Weltraumüberwachungs- und Raketenwarnmissionen durch. Die Station ist die nördlichste Anlage des US-Verteidigungsministeriums.
Schutzmaßnahme gegen Russland
Die Anfänge des Stützpunkts reichen bis in die Nachkriegszeit zurück: 1946 errichteten die USA gemeinsam mit Dänemark zunächst eine Funk- und Wetterstation in der Region. Bereits 1951 folgte der geheime Aufbau der Militärbasis – damals mit dem Ziel, Langstreckenbomber näher an China und die Sowjetunion heranzubringen. Grönland gehört bis heute zum Königreich Dänemark, verfügt aber über weitreichende Autonomierechte.
Nach Angaben des US-Sicherheitsexperten Bouffard ist Pituffik bis heute ein unverzichtbares Element im nordamerikanischen Verteidigungsnetz. Zwar seien die USA in Alaska gut gegen mögliche Angriffe aus westlicher Richtung geschützt, der "zentrale Sektor" im Norden jedoch bleibe ein potenzielles Einfallstor für neue Bedrohungen – etwa durch neu entwickelte Hyperschall-Marschflugkörper aus Russland.
Extreme Wetterbedingungen
Auch China zeige laut US-Verteidigungsministerium wachsende Ambitionen in der Arktis. Präsident Donald Trump hatte die Bedeutung Grönlands für die nationale Sicherheit so hoch eingeschätzt, dass er schon 2019 öffentlich erklärte, die Insel kaufen zu wollen.
Die extremen klimatischen Bedingungen stellen das Militär in Pituffik jedoch weiterhin vor Herausforderungen: Durchschnittliche Wintertemperaturen von minus 13 bis minus 20 Grad Celsius machen den Einsatz moderner Waffensysteme schwierig. Laut Bouffard wurde etwa noch kein US-Flugabwehrsystem dieser Art unter arktischen Bedingungen getestet. In der Vergangenheit waren unter anderem strategische Bomber auf der Basis stationiert. Aktuell dient sie hauptsächlich zur Überwachung von Raketenstarts und zur Beobachtung von Weltraumaktivitäten
- npr.org: "What to know about Pituffik, the only U.S. military base in Greenland" (englisch)
- Nachrichtenagentur AFP
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