Gesprächsprotokoll mit Selenskyj Trump zieht auch über Merkel her – so reagiert die Kanzlerin
Das Weiße Haus hat ein Telefonprotokoll von US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten veröffentlicht. Darin beschweren sich beide Politiker über Kanzlerin Merkel.
US-Präsident Donald Trump hat in dem umstrittenen Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj Ende Juli Kritik an Kanzlerin Angela Merkel geübt. Trump sagte Selenskyj nach dem veröffentlichten Gesprächsprotokoll des Weißen Hauses, Merkel spreche über die Ukraine, "aber sie tut nichts".
Die USA wendeten viel Zeit und Anstrengungen für die Ukraine auf. "Viel mehr, als die europäischen Staaten es tun, und sie sollten Ihnen mehr helfen, als sie es tun. Deutschland tut fast nichts für Sie. Alles, was sie tun, ist reden." Die USA behandelten die Ukraine dagegen "sehr, sehr gut".
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Selenskyj sagte im Anschluss, Trump habe zu "tausend Prozent" recht – unklar blieb, ob er sich auf die Vorwürfe gegen Deutschland, auf die US-Unterstützung oder auf beides bezog. Selenskyj fügte hinzu, er habe in Gesprächen mit Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesagt, dass diese bei den Sanktionen gegen Russland nicht genug unternähmen. "Obwohl logischerweise die Europäische Union unser größter Partner sein sollte, sind die Vereinigten Staaten technisch ein viel größerer Partner als die Europäische Union."
Bundesregierung: "Wir kommentieren das nicht"
Merkel (CDU) ließ die in dem Telefonat geäußerte Kritik an ihrer Ukraine-Politik unkommentiert. Ein deutscher Regierungssprecher erklärte auf Anfrage in Berlin: "Wir kommentieren das nicht."
Die US-Demokraten im Repräsentantenhaus hatten am Dienstag die Vorbereitungen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump eingeleitet. Sie werfen ihm wegen des Umgangs mit der Ukraine Verfassungsbruch vor. Den Demokraten zufolge soll Trump versucht haben, mit Hilfe einer ausländischen Regierung den US-Wahlkampf zu beeinflussen. Trump wollte mit der Veröffentlichung des Gesprächsprotokolls die Vorwürfe entkräften.
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Trump war verdächtigt worden, Militärhilfe für die Ukraine an dortige Ermittlungen gegen Ex-Vizepräsident Joe Biden gekoppelt zu haben, der sich bei den Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur bewirbt. Das geht aus dem Gesprächsprotokoll allerdings nicht hervor. Trump hatte auch am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung europäische Staaten dazu aufgefordert, die Ukraine stärker zu unterstützen. Ausdrücklich nannte er dabei Deutschland und Frankreich. "Warum sind die USA die einzigen, die für die Ukraine bezahlen?", fragte er.
- Nachrichtenagentur dpa