Rassistische Darstellung? San Francisco streitet über historische Wandgemälde
Die Fresken bilden das Leben des ersten US-Präsidenten ab – und sie zeigen Sklaven und Indigene in einer Weise, die viele verstört. Die Bilder hängen in einer Schule.
Seit über 80 Jahren zieren 13 große Wandgemälde des russischen Künstlers Victor Arnautoff die George Washington High School in San Francisco. Doch nun haben die Fresken in der liberalen Westküstenstadt eine heftige Debatte ausgelöst. Übermalen, abdecken oder vorzeigen? Schüler, Lehrer, Behörden, Historiker und Politiker ringen in dem brisanten Streit um Zensur, Rassismus und politischer Korrektheit um eine Lösung.
Kritiker stoßen sich an der Darstellung über das Leben des ersten US-Präsidenten George Washington vor allem an der Abbildung von Sklaven und getöteten Ureinwohnern. "Es ist aber wichtig, unsere Geschichte zu bewahren", betonte der Geschichtsprofessor Robert Cherny am Samstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Historiker und Experte für Arnautoffs Kunst sieht es als einen Verstoß gegen ein kalifornisches Gesetz zum Schutz historischer Ressourcen an, die Werke zu verdecken oder gar zu übermalen.
Arnautoff (1896-1979), der die Fresken 1936 schuf, habe als Künstler der Neuen Sachlichkeit die Gesellschaft in realistischer und kritischer Weise dargestellt, sagt Cherny.
Die Behörde hat sich für einen Kompromiss entschieden
Ein Entschluss der Schulbehörde im Juni, die "Life of Washington"-Fresken zu übermalen, hatte eine heftige Debatte und Proteste ausgelöst. Am Dienstag stimmte das Gremium nun mit knapper Mehrheit dafür, die Malereien zu erhalten, sie aber mit einer Verkleidung abzudecken. "Unsere Schulen müssen Orte sein, wo alle Studenten sich sicher und unterstützt fühlen", sagte der Leiter der Schulbehörde, Stevon Cook. Auch der Kompromiss, die Fresken zu verdecken, werde nicht allen Seiten gerecht, räumte Cook ein.
Einige Schüler hatten bekundet, die Bilder von schwarzen und indigenen Unterdrückten zu sehen, sei für sie traumatisierend.
Danny Glover will die Fresken erhalten – als Mahnung
Zu den Verfechtern der Wandfresken gehört unter anderem der schwarze Schauspieler und Aktivist Danny Glover (73), der als Jugendlicher die Schule besucht hatte. Sie zu vernichten oder zu verstecken, verglich Glover mit Bücherverbrennungen. Die umstrittenen Darstellungen seien vielmehr eine mahnende Erinnerung an die Unterdrückung von Menschen, sagte er dem Sender KPIX.
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Cherny würde einen Kompromiss befürworten, die Wandfresken weitgehend sichtbar lassen und nur wenige Ausschnitte abzudecken. Vorerst könnte die Schulbehörde nichts unternehmen, sagt der Historiker. Er rechnet mit einer längeren gerichtlichen Prüfung. Solange wären Arnautoffs Kunstwerke weiter zu sehen sein.
- Nachrichtenagentur dpa