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Signal-Affäre: Wie Jeffrey Goldberg vom Atlantic in die Chatgruppe kam


Signal-Affäre in Washington
Panne enthüllt: Wie ein Journalist bei der Regierung mitlesen konnte

Von t-online, jha

06.04.2025 - 18:36 UhrLesedauer: 3 Min.
«The Atlantic» Chefredakteur Jeffrey GoldbergVergrößern des Bildes
Jeffrey Goldberg: Der "The Atlantic"-Chefredakteur las Angriffspläne mit. (Archivbild) (Quelle: Brett Duke/The Advocate via AP/dpa/dpa-bilder)
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Jeffrey Goldberg veröffentlichte Textnachrichten von führenden Vertretern der Trump-Administration. Jetzt gibt es eine Erklärung, wie er in die Gruppe kam.

Der US-Sicherheitsberater Mike Waltz hat versehentlich einen Journalisten in einen vertraulichen Signal-Chat eingeladen, in dem hochrangige Regierungsvertreter Angriffspläne im Jemen diskutierten. Wie nun aus einem Bericht des britischen "Guardian" hervorgeht, hatte Waltz die Telefonnummer von Jeffrey Goldberg, dem Chefredakteur des US-Magazins "The Atlantic", fälschlicherweise als Kontakt eines Regierungsmitarbeiters gespeichert.

Der Fehler blieb monatelang unbemerkt und führte schließlich dazu, dass Goldberg am 13. März in einen Gruppenchat der US-Regierung aufgenommen wurde, in dem es um militärische Operationen gegen die Huthi-Miliz im Jemen ging. Laut drei Personen, die über die interne Untersuchung informiert waren, hatte Waltz bereits im Oktober Goldbergs Nummer versehentlich gespeichert.

Die Signal-Affäre rüttelt Washington auf

Die Signal-Affäre hat in Washington zuletzt erhebliche politische Wellen geschlagen. Am 15. März erfuhr die Weltöffentlichkeit, dass die USA Ziele der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen hatte. Am 24. März machte Jeffrey Goldberg öffentlich, dass er die Angriffspläne bei Signal mitgelesen hatte. In der Folge forderten mehrere demokratische Abgeordnete den Rücktritt von Waltz sowie von Pentagon-Chef Pete Hegseth.

Senator Mark Warner sprach von einem "schlampigen, nachlässigen und inkompetenten Verhalten" und warnte vor einem Vertrauensverlust gegenüber internationalen Partnern. Auch innerhalb des Trump-Teams wurde zeitweise über eine Ablösung von Waltz beraten, doch Trump entschied sich dagegen. Stattdessen bezeichnete er die Berichterstattung als "Hexenjagd" und stellte sich hinter Waltz.

Wie der Journalist in den Chat kam

Eine interne Untersuchung des Weißen Hauses hat nun die Hintergründe aufgedeckt, wie der "Guardian" berichtet. Demnach reicht der Ursprung der Affäre zurück bis in den Oktober 2024. Damals hatte Goldberg der Trump-Kampagne eine Anfrage zu einem kritischen Artikel über Trumps Haltung gegenüber verwundeten Soldaten geschickt. Die E-Mail, inklusive Goldbergs Kontaktdaten, wurde innerhalb des Kampagnenteams weitergeleitet und gelangte zu Mike Waltz.

Brian Hughes, damals Sprecher der Kampagne und inzwischen Kommunikationschef des Nationalen Sicherheitsrats, schickte Waltz eine Textnachricht mit Auszügen aus der E-Mail, darunter auch der Signaturblock mit Goldbergs Telefonnummer. Waltz speicherte die Nummer versehentlich auf seinem iPhone – unter dem Kontakt von Hughes. Laut dem Weißen Haus geschah dies automatisch durch eine Funktion namens "Kontaktvorschlag-Aktualisierung". Waltz erklärte selbst, die Nummer sei in sein Telefon "gesaugt" worden.

Die Kriegspläne der "Houthi PC small group"

Erst Monate später, im März, wollte Waltz Hughes zu einer neuen Signal-Gruppe mit dem Namen "Houthi PC small group" hinzufügen, in der hochrangige Regierungsmitglieder über US-Angriffe diskutierten. Stattdessen lud er jedoch Goldberg ein. Der Journalist konnte die Gespräche live verfolgen und später darüber berichten. Waltz selbst sagte nach dem Vorfall, er habe Goldberg nie getroffen oder mit ihm kommuniziert.

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Die interne Untersuchung des Weißen Hauses entlastete Waltz weitgehend. Dennoch ordnete das IT-Büro des Weißen Hauses eine forensische Prüfung an. Diese bestätigte den technischen Ablauf der Panne. Trump ärgerte sich laut dem "Guardian" mehr darüber, dass Waltz die Nummer eines verhassten Journalisten überhaupt gespeichert hatte, als über die Nutzung eines nicht klassifizierten Systems wie Signal für militärische Kommunikation.

Sicherheitsberater Waltz wackelt

Die Nutzung von Signal wurde im Weißen Haus offenbar bewusst in Kauf genommen. Laut dem Bericht existiere bislang keine geeignete Plattform für Echtzeitkommunikation zwischen verschiedenen Behörden. Auch frühere Regierungen, darunter die von Joe Biden, hätten hier keine Alternativen entwickelt. Trump duldet die Nutzung von Signal wohl. Innerhalb des Trump-Teams habe Waltz trotz der Panne Sympathien erhalten.

Trump stärkt seinem Berater nach der Affäre demonstrativ den Rücken. Als Trump am Donnerstag das Weiße Haus verließ, begleitete ihn unter anderem Waltz an Bord des Marine One, dem Helikopter des US-Präsidenten. Doch seine Position ist laut Beobachtern nicht gesichert. Hinter den Kulissen zweifeln laut "Politico" einige Regierungsvertreter an Waltz' Zukunft.

Verwendete Quellen
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