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Elon Musk und Donald Trump: Im Kreml herrscht jetzt schon Heiterkeit


Kolumne "Russendisko"
Im Kreml herrscht jetzt schon Heiterkeit

MeinungEine Kolumne von Wladimir Kaminer

19.01.2025 - 10:42 UhrLesedauer: 4 Min.
Elon Musk und Donald Trump: Der alte, neue US-Präsident musste in Sachen Russland bereits zurückstecken.Vergrößern des Bildes
Elon Musk und Donald Trump: Der alte, neue US-Präsident musste in Sachen Russland bereits zurückstecken. (Quelle: Brandon Bell/AP/dpa)
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Nun ist es so weit. Donald Trump zieht erneut ins Weiße Haus. Außer wirren Ideen bringt er wenig mit, getoppt wird er dabei nur von Elon Musk. In Russland amüsiert man sich. Meint Wladimir Kaminer.

Der designierte amerikanische Präsident hat anscheinend über die Feiertage hart gearbeitet. Statt mit seiner großen Familie am Tisch fette Vögel zu essen und "Merry Christmas" zu singen, schrieb er unermüdlich wirre Blogeinträge auf seiner Plattform Truth Social und gab schließlich Pressekonferenzen. Seine Aussagen waren – wie gewohnt – kurze provokante Sticheleien und das Trollen der Weltgemeinschaft, eine neue Form der amerikanischen Politik, an die wir uns gewöhnen sollten.

Die Welt ist in Aufruhr: Trump möchte Grönland kaufen oder zur Not auch besetzen, er schließt einen militärischen Einsatz auf dem Eis nicht aus. Trump beansprucht den Panamakanal und möchte den Golf von Mexiko gerne in Golf von Amerika umtaufen. Außerdem soll sich nach seinem Wunsch der Staat Kanada auflösen. Schade, dass die Journalisten so schnell aufgehört haben, ihn weiter zu seinen Plänen zu befragen.

(Quelle: Frank May)

Zur Person

Wladimir Kaminer ist Schriftsteller und Kolumnist. Er wurde 1967 in Moskau geboren und lebt seit Jahrzehnten in Deutschland. Zu seinen bekanntesten Werken gehört "Russendisko". Sein neuestes Buch "Mahlzeit! Geschichten von Europas Tischen" erschien am 28. August 2024.

Ich bin sicher, dass Trump noch ganz viele andere Ideen hat. Man könnte zum Beispiel das Weiße Haus schwarz anmalen, Chicken Wings am Südpol ansiedeln und die dortigen Pinguine nach Grönland abschieben. Ach, es gibt noch so viel zu tun! Der Mann funktioniert wie eine Maschine zur Produktion von Unsinn und knalligen Zeitungsüberschriften. Da kann ihm nur sein Freund Elon Musk Paroli bieten, der bevorzugt die Europäer trollt und sich in den deutschen Wahlkampf einmischt.

Böse Zungen behaupten, Musk möchte demnächst als Dankeschön für seine Wahlhilfe von der AfD Brandenburg geschenkt bekommen. Die deutsche Presse tut sich schwer in der Kunst, Trump zu deuten. Sie übt noch. Es scheint tatsächlich eine schwierige Aufgabe zu sein, obwohl die Wahrheit nicht zu übersehen ist: Der Kaiser ist nackt.

Trump und seine Jungs

Ein Haufen ungebildeter alter Jungs mit wenig ausgeprägter sozialer Verantwortung und anscheinend dem unterdurchschnittlichen Intellekt einer Fliege haben das Steuerrad der Weltmacht übernommen und drehen es mit großem Enthusiasmus nach rechts. Die Welt schaut mit Erstaunen zu und betet, dass wir aus der Kurve heil herauskommen und die Amerikaner ihre Führung bändigen werden. Das ist aber leichter gesagt als getan. Schweizer Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass dümmere Fliegen länger leben als die klugen. Eine hohe Intelligenz ist nicht immer von Vorteil, denn eifrige Hirnaktivität kostet zusätzliche Energie.

Die deutschen Blätter geben sich ehrlich Mühe, dieses wirre Summen aus dem Trump-Lager als politische Handlung zu deuten. So adelte der "Spiegel" neulich Trumps Auslassungen als "Grönland-Debatte". Wie ist das zu verstehen? Eine Debatte wird im Deutschen als "organisierte Diskussion" definiert, bei der die Teilnehmer über ein Thema streiten. Aber niemand streitet ernsthaft mit Trump über Grönland.

Der AfD-Vertreter Elon Musk wird in den deutschen Medien oftmals mit dem Beiwort "Genie" erwähnt. Dabei hat die Welt schon mehrmals mitbekommen, wie dieser Mann spricht, schreibt und denkt. Die Bezeichnung kann vielleicht dadurch erklärt werden, dass "Genie" im Deutschen gleichzeitig auch ein anderes Wort für "Depp" ist. Dafür spricht, dass Musk in der seriösen Kulturzeitschrift "Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken" kürzlich als "megareiche Dumpfbacke von einem Trottel" und schlicht als "Idiot" bezeichnet wurde.

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Über Putin und seinen Angriffskrieg hat Trump übrigens nichts Kritisches geschrieben oder gesagt, im Gegenteil, er ruderte zurück. Und meint nun, dass es eher doch nicht möglich sein wird, den Krieg gegen die Ukraine innerhalb eines Tages zu beenden. So wie Trump es zuvor behauptet hatte. Deswegen würde er sich nun dafür mehr Zeit nehmen. Im Kreml lachte man herzlich darüber. Trump, der große Dealer, hat den Russen nichts anzubieten. Solange das Geld nach Russland fließt, wird der Krieg weitergehen, und Amerika ist nicht imstande oder willens, den Geldfluss zu behindern. Was wird also demnächst passieren?

Was soll dann kommen?

Mein Herz sagt, der Erwartungsberg wird lediglich eine enttäuschende Maus gebären, es wird gar nichts passieren. Grönland wird weiter unter dänischer Obhut vor sich hinschmelzen, der Panamakanal nicht austrocknen, Putin seinen Krieg weiterführen und sein Land weiter in Armut und Isolation treiben. Trump wird sich mit dem russischen Führer nicht treffen, er wird weiter mit seinem Gerede die Welt erobern wollen und noch mehr Schlagzeilen produzieren, während sein Komplize, Musk, das Genie, das Universum "erobern" wird.

Musk wird zum Mars und zur Venus fliegen wollen, die Milchstraße in Colastraße umbenennen, den Mond für sich allein beanspruchen und seinen nächsten Sohn XXL nennen. Mit der Zeit geht dann das Feuerwerk aus und Trump wird zu einem Geräusch, an das sich alle gewöhnt haben, ein Geräusch, mit dem die USA, einstiger Weltpolizist, vom Sockel fallen. Die Erde dreht sich weiter und bald wird eine neue Sau durchs Dorf gejagt. Eine Geschichte endet und eine neue beginnt.

Verwendete Quellen
  • spiegel.de: "Dumme Fliegen leben länger als kluge"
  • spiegel.de: "Blinken hält die Grönland-Debatte für Zeitverschwendung"
  • Albert Burneko: "Life on Mars?", in "Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken", November 2024

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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