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Donald Trumps Größenwahn: "Ich bin eure Vergeltung"


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Trump zwischen Frust und Größenwahn
"Ich bin eure Vergeltung"

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 05.03.2023Lesedauer: 4 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:230305-99-833720Vergrößern des Bildes
Donald Trump bei der rechtskonservativen CPAC-Konferenz: (Quelle: Alex Brandon/AP/dpa)
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Weil Widerstand der Republikaner gegen ihn wächst, setzt Trump zunehmend auf Fantastereien. Sein neuer Größenwahn macht den Ex-Präsidenten erst recht unberechenbar.

Fast könnte man den Eindruck gewinnen, Donald Trump habe wie Wladimir Putin zu lange alte Geschichtsbücher gewälzt. So zumindest wirkt eine Videobotschaft, die er am Wochenende versendet hat. Wenn er wieder Präsident würde, kündigte Trump darin an, dann wolle er in den USA zehn neue Städte bauen lassen.

Mit einem solchen Mega-Projekt, das Trump "Freedom Cities" nennt, gibt er vor, an die amerikanische Expansion nach Westen zu Gründungszeiten der USA anzuknüpfen. Denn diese "Frontier-Bewegung", so Trump in seiner Botschaft, habe bei "früheren Generationen von Amerikanern" dafür gestanden, dass sie "große Träume und gewagte Projekte verfolgten" – auch wenn sie "einst als absolut unmöglich erschienen". Heute aber habe dieses Land diesen Mut verloren. "Unter meiner Führung werden wir das in großem Stil zurückbekommen", kündigte Trump großspurig an.

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Was nach historisch vage untermauerter und übertriebener Fantasterei klingt, ist nur der neueste Hinweis dafür, dass Donald Trump die Erfolgsrezepte auszugehen scheinen. Seine kurios anmutende Ankündigung von zehn neuen Städten reiht sich ein in eine Serie vieler weiterer seltsamer Ideen, mit denen der Ex-Präsident eine Art von Verzweiflung zu kaschieren scheint. Händeringend sucht er nach einer neuen Erzählung. Zwar konnte sich Trump, der bereits seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 angekündigt hat, am Wochenende vor seinen treuen Anhängern nahe Washingtons feiern lassen. Aber sein Auftritt bei der rechtskonservativen Konferenz CPAC kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie groß der Widerstand auch in seiner eigenen Partei gegen ihn ist. Sogar von einer alten Strategie muss sich Trump nun offenbar verabschieden.

"Ich bin eurer Krieger"

Gleich zu Beginn seiner langatmigen und fast zweistündigen Rede stapelte Trump hoch. Im Publikum des nur zu zwei Dritteln gefüllten Saales am National Harbour unweit von Washington, D.C., grüßte er seinen früheren Leibarzt und Chef-Gesundheitsberater Ronny Jackson. "Er hat mir gesagt, dass ich 200 Jahre alt werde", sagte Trump. Über solch eine Bombengesundheit verfüge er.

Dann legte Trump los: Den Krieg in der Ukraine würde er innerhalb eines Tages beenden. "Wir werden den Dritten Weltkrieg haben, wenn nicht schnell etwas passiert", sagte Trump vor seinen Anhängern. "Ich bin der einzige Kandidat, der versprechen kann, den Dritten Weltkrieg zu verhindern." Den Nato-Staaten drohte er dabei: Schutz gebe es nur noch, wenn mehr bezahlt werde.

Sich selbst überzeichnete Trump dabei als eine Art Lichtgestalt. "Ich bin euer Krieger, ich bin eure Gerechtigkeit, ich bin eure Vergeltung", rief er und verdammte wie immer das Washingtoner Establishment.

Trump keilt gegen die Spalter

Auch seine eigene Partei verschonte er nicht. Die Demokraten seien nur so erfolgreich, "weil sie zusammenhalten", sagte Trump. Die Partei des verhassten Joe Biden habe aber eben auch keine Leute wie den Republikaner Mitt Romney in den eigenen Reihen. Dieser gehört schon lange zu einem der größten Kritiker des ehemaligen Präsidenten.

Trump widmete sich auch den Verrätern in den eigenen Reihen. Jene, die es wagen, gegen ihn kandidieren zu wollen. "Sie wollen gar nicht wirklich gegen mich antreten. Sie haben in Wahrheit Angst, gegen mich anzutreten", sagte er, ohne Namen zu nennen. Dabei weiß er, dass Ron DeSantis, Gouverneur von Florida und sein größter parteiinterner Konkurrent, parallel zu dieser CPAC-Konferenz eine große Spendensammelaktion in seinem Heimatbundesstaat veranstaltet. Die großen Geldgeber wandern schon seit Monaten zu DeSantis, während Trump sich damit abmühen muss, die eigenen Anhänger mit fragwürdigem Tand um Geld anzubetteln.

Mitten in Washington findet dazu noch eine weitere innerparteiliche Konkurrenzveranstaltung statt. Es ist ein gegen Trumps "America First"-Politik aus dem Boden gestampfter "Principles First"-Gipfel. Anwesend sind auch dort Republikaner, die ihn ablehnen. Darunter Trumps ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton und der Gouverneur von Ohio, John Kasich. Aber auch Polizisten, die beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 teils schwer verletzt wurden und Trump nun verklagen.

Militär gegen Flüchtlinge und Kontrolle über Washington

So wenig von Trumps ehemaliger Energie übrig geblieben zu sein scheint, so gefährlich wirken ein paar Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt derweil seine weiteren Ideen. Migrationsprobleme will er zur Not mit der Armee bekämpfen. Er verspricht: "Unter meiner Führung werden wir alle notwendigen staatlichen, lokalen, föderalen und militärischen Ressourcen einsetzen, um die größte inländische Abschiebungsoperation in der amerikanischen Geschichte durchzuführen." Rechtsstaatliche Verfahren werden dafür offenbar nicht mehr nötig sein. "Wir werden sie ausfindig machen und wir werden sie aus unserem Land werfen und es werden keine Fragen gestellt", sagte Trump.

Wieder an der Macht wolle er auch die Nationalgarde zur Verbrechensbekämpfung in den Städten einsetzen. "Ich werde die Nationalgarde schicken, bis Recht und Ordnung wiederhergestellt sind." Die US-Hauptstadt selbst sei so verlottert, dass er diese übernehmen wolle. "Offen gesagt sollte die Bundesregierung die Kontrolle und Verwaltung von Washington, D.C., übernehmen", sagte Trump und fügte hinzu: "Ich würde nicht einmal die Bürgermeisterin anrufen."

Ein Akt der Verzweiflung

Weil Trump weiß, dass er die vergangenen Wahlen verloren hat und seine Wahllüge auch bei den eigenen Anhängern immer weniger zieht, sah er sich dann offenbar sogar dazu gezwungen, sich von einem jahrelangen Mantra zu verabschieden. "Aus irgendeinem Grund wählen Republikaner gerne am Wahltag, richtig?", fragte er sein Publikum, um dann einen überraschenden Schwenk zu verkünden.

Stattdessen müssten Republikaner dieses Mal "mit allen rechtmäßigen Mitteln konkurrieren, um zu gewinnen", rief Trump. Seine neue Strategie: "Die Linken mit Briefwahlstimmen, Vorab-Stimmen und Stimmen am Wahltag zu überschwemmen." Und dann fügte er beschwörend hinzu: "Wir müssen es tun. Wir müssen unser Denken ändern." Bislang hatten Trump und seine Anhänger ihre Wahllüge unter anderem damit zu untermauern versucht, dass sie die Briefwahl als pures Betrugssystem der Demokraten diskreditierten.

Den krönenden Abschluss seiner neuen Ideen verkündete Trump schon gemeinsam mit seinem Plan für zehn neue "Freiheits-Städte". Bei seiner Rede wiederholte er sie: Jungen Familien wolle er ab sofort einen "Baby-Bonus" zahlen, um für einen neuen Babyboom zu sorgen. Typisch Trump, verband er dieses Projekt mit einer lohnenswerten Aussicht für seine männlichen Wähler auf mehr Sex mit ihren Frauen. "Oh, ihr Männer da draußen habt so viel Glück. Ihr habt so viel Glück, Männer", schloss Trump seine Rede.

Sein allerletzter Satz verfängt derweil immer weniger: "We will make America great again." Zu diesem Zeitpunkt hatten die ersten Zuhörer schon damit begonnen, den Saal zu verlassen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
  • Trumps "Truth Social"-Profil (in Deutschland nicht verfügbar)
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