Bruch in Syriens Regime Finanzier und Cousin wendet sich mit Videos an Diktator Assad
Jahrelang finanzierte Rami Machluf das Regime seines Cousins Baschar al-Assad. Nun wendet sich der Diktator gegen ihn. Die syrische Elite trägt ihre Familienfehde in der Öffentlichkeit aus.
In Syrien hat sich der mächtige und reiche Geschäftsmann Rami Machluf innerhalb weniger Tage erneut mit Kritik an seinen Cousin und Machthaber Baschar al-Assad gewandt. Darin erhebt der Mann, der stets vom Regime profitierte und seinerseits als Finanzier des Regimes galt, schwere Vorwürfe. Das Video ist ein weiterer Hinweis auf die Brüche innerhalb der syrischen Herrschaftselite.
"Größter Unterstützer während der Kriegsjahre"
Syrische Sicherheitsbehörden hätten Angestellte seiner Unternehmen festgenommen und setzten ihn auf "nicht hinnehmbare und unmenschliche" Weise unter Druck, sagt Machluf in dem Video. In dem am Sonntag veröffentlichten, zehn Minuten langen Mitschnitt appelliert er an Assad, das Vorgehen der Behörden zu beenden.
"Hätte irgendjemand erwartet, dass die Sicherheitsbehörden gegen Rami Machlufs Firmen vorgehen – den größten Unterstützer, Diener und Sponsor dieser Behörden während der Kriegsjahre?", fragt Machluf in dem Clip. Er sei aufgefordert worden, seine Geschäfte aufzugeben und den Anordnungen der Behörden ohne Widerworte zu folgen. Machluf spricht von unfairen Schritten und Machtmissbrauch. Die Lage sei "schwierig und gefährlich".
Machluf schaffte großes Vermögen ins Ausland
Oppositionelle Medien hatten vergangenes Jahr bereits von einer tiefen Spaltung zwischen beiden Männern berichtet. Berichten zufolge soll Assad seinen Cousin vergeblich um finanzielle Unterstützung gebeten haben. In einem am Donnerstag verbreiteten Video hatte Machluf sich in einem seltenen öffentlichen Auftritt per Video bereits direkt an Assad gewandt. Darin beklagt er unter anderem zu hohe Steuerforderungen. Die syrische Regierung äußerte sich bisher nicht zu den Videos.
Der 50 Jahre alte Machluf ist eine der prominentesten Figuren in der herrschenden Elite Syriens. Sein Vermögen machte er unter anderem als Mitbesitzer des Telekommunikationsunternehmens Syriatel. Viele sehen in ihm ein Symbol der ausufernden Korruption in dem Bürgerkriegsland – er steht seit Jahren auf Sanktionslisten der USA und der Europäischen Union. Trotzdem geraten immer wieder seine finanziellen Anlagen bei westlichen Banken in die Schlagzeilen. In der Öffentlichkeit ist er nur selten zu sehen.
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- Nachrichtenagentur dpa