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Iran: USA könnten "irrtümlich" eigene Drohne abgeschossen haben


Verwirrung um neuen Vorfall
Iran: USA könnten irrtümlich eigene Drohne abgeschossen haben

Von dpa, afp, reuters, aj, job

Aktualisiert am 19.07.2019Lesedauer: 4 Min.
Die Straße von Hormus: Die USA haben dort eine iranische Drohne abgeschossen.Vergrößern des BildesDie Straße von Hormus: Die USA haben dort eine iranische Drohne abgeschossen. (Quelle: The Visible Earth/NASA/dpa)

Ein Schiff der US-Marine soll eine iranische Drohne abgeschossen haben. Der Iran will von einer zerstörten Drohne nichts wissen – und liefert eine andere Erklärung.

Die USA könnten nach Angaben von Irans Vize-Außenminister Abbas Araghschi "irrtümlich" eine eigene Drohne über der Straße von Hormus abgeschossen haben. Der Iran habe keine Drohne verloren, begründete Araghschi seine Einschätzung am Freitag auf Twitter. US-Präsident Donald Trump hatte dagegen gesagt, die "USS Boxer" habe am Donnerstag eine iranische Drohne abgeschossen, die dem US-Kriegsschiff "sehr, sehr nahe" gekommen sei.

"Wir haben keine Drohne verloren, weder in der Straße von Hormus noch anderswo", schrieb dagegen Araghschi. Er fürchte, die USS Boxer habe ihre eigene Drohne abgeschossen. Bereits am Donnerstag hatte der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif gesagt, er habe "keine Information über den Verlust einer Drohne am heutigen Tag". Trump hatte gesagt, die Drohne sei dem Marineschiff sehr nahe gekommen und habe die Sicherheit des Schiffes und seiner Crew gefährdet. Mehrere Aufforderungen, die Drohne zurückzuziehen, seien ignoriert worden. Sie sei daraufhin sofort zerstört worden.

Wenige Details zum Vorfall

Der US-Präsident wirkte zurückhaltend in seiner Rhetorik, als er die Öffentlichkeit bei einer Zeremonie mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte über den Vorfall unterrichtete. Trump sprach davon, dass sich die Mannschaft des Schiffs verteidigt habe. "Es ist die jüngste von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Irans gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren." Die USA behielten sich das Recht vor, ihre Interessen, Einrichtungen und Mitarbeiter zu verteidigen. Trump forderte andere Länder auf, Irans Vorgehen zu verurteilen. Von scharfen Drohungen an die Adresse Teherans sah er aber ab.

Aus dem Pentagon hieß es, der Vorfall habe sich am Donnerstag gegen 10 Uhr (Ortszeit) ereignet. Das US-Marineschiff "USS Boxer" habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe. Es befinde sich nun im Persischen Golf. Das US-Verteidigungsministerium wollte sich nicht dazu äußern, wie die Drohne zerstört worden sei. Das US-Militär wollte auch keine Angaben dazu machen, ob es sich um eine bewaffnete Drohne handelte.

Erst wenige Stunden zuvor hatte sich ein neuer Konflikt um einen "ausländischen Tanker" entzündet, den die iranischen Revolutionsgarden in der Meerenge festgesetzt haben. Zwölf ausländische Besatzungsmitglieder sind laut Iran festgenommen worden. Die USA forderten die umgehende Freigabe des Öltankers.

Iran: Öl geschmuggelt

Der Iran wiederum setzte nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf fest und nahm die Besatzung fest. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) teilten am Donnerstag auf ihrem Webportal mit, sie hätten einen ausländischen Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Öl in der Nähe der Straße von Hormus gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder festgenommen. Wie auf einem Video zu sehen ist, das das iranische Auslandsfernsehen Press TV zeigte, handelt es sich dabei um den Öltanker "Riah", dessen Signal am vergangenen Wochenende plötzlich vor der iranischen Küste verschwunden war.

Auf dem Video ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die "Riah" umkreisen. Nach Angaben der Website "Marine Traffic" sendete der Öltanker zum letzten Mal am vergangenen Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keschm. Das Schiff wurde nach iranischen Angaben am Sonntag gestoppt. Wem der mit 68 Meter Länge relativ kleine Öltanker derzeit gehört, ist unklar.

Der Iran wirft der Besatzung vor, illegal Öl geschmuggelt zu haben. Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Irans gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und vorab mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden, erklärten die Revolutionsgarden.

Signale der Verhandlungsbereitschaft

Inmitten der verschärften Spannungen zwischen den USA und dem Iran gab es allerdings auch Anzeichen für Verhandlungsbereitschaft auf beiden Seiten. Der britische "Guardian" berichtete am Donnerstag, der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif habe in Aussicht gestellt, striktere Kontrollen des iranischen Atomprogramms zuzulassen. Im Gegenzug wolle der Iran eine Aufhebung von US-Sanktionen.

US-Präsident Donald Trump sagte vor Journalisten, der Druck auf Teheran habe Wirkung gezeigt und die Verhandlungsbereitschaft der iranischen Führung wachsen lassen. "Alles, was wir wollen, ist ein fairer Deal." Das mit dem Iran ausgehandelte internationale Atomabkommen sei ein "schlechter Deal" gewesen. "Wir können schnell etwas machen, oder wir können uns Zeit lassen", sagte Trump. "Ich habe keine Eile."

Tankerangriffe verschärfen Lage

Seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen haben die Spannungen in der Golfregion massiv zugenommen. Seit Anfang Mai gab es mehrere Angriffe auf Tanker in der Region, für die Washington den Iran verantwortlich machte. Teheran wies jede Verantwortung zurück.

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Im Juni waren zwei Tanker bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt worden. Die "Front Altair" einer norwegischen Reederei geriet nach Explosionen in Brand. Auch der japanische Betreiber der "Kokuka Courageous" berichtete von zwei Detonationen. Die genauen Hintergründe sind bislang unklar. Die Amerikaner machten den Iran für die Attacken verantwortlich. Teheran wies die Anschuldigungen zurück.

Ende Juni brachte der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Straße von Hormus den Iran und die USA an den Rand einer militärischen Konfrontation. US-Präsident Trump stoppte nach eigenen Angaben erst in letzter Minute einen Vergeltungsangriff. Für weitere Spannungen sorgte Anfang Juli die Festsetzung eines Tankers mit iranischem Erdöl vor dem britischen Überseegebiet Gibraltar.


Die Straße von Hormus im Persischen Golf spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im September vergangenen Jahres drohte der iranische Präsident Hassan Ruhani mit einer Blockade.

Für diesen Freitag haben das US-Außenministerium und das US-Verteidigungsministerium in Washington ein nicht öffentliches Treffen mit Diplomaten zu dem Thema angesetzt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
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