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Klimawandel: So schlimm sind die Folgen wirklich


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Studien zur Klimakrise
Die Wirklichkeit ist viel schlimmer als die Warnungen


Aktualisiert am 20.09.2019Lesedauer: 5 Min.
Waldbrände in Portugal: Aktuelle Studien zeigen: Der Klimawandel hat bereits jetzt konkrete Auswirkungen auf unser Leben.Vergrößern des Bildes
Waldbrände in Portugal: Aktuelle Studien zeigen: Der Klimawandel hat bereits jetzt konkrete Auswirkungen auf unser Leben. (Quelle: imago-images-bilder)
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Hysterisch, apokalyptisch, voyeuristisch – Warnungen vor der Klimakrise gelten oft als überzogen. Doch aktuelle Studien zeigen: Das Gegenteil trifft zu.

Waldbrände, überhitzte Ozeane, schmelzender Permafrost: Die Klimakrise zeigt sich schon jetzt in sichtbare Konsequenzen. Wie drängend das Problem ist, verdeutlichen mehrere aktuelle Studien – besonders große Sorgen bereiten dabei Ergebnisse von kanadischen Forschern. Ein Überblick:

Der Klimaforschung und denen, die Maßnahmen gegen die Erderhitzung fordern, wird zwar häufig unterstellt, sie seien Angstmacher oder quasi-religiöse Apokalyptiker. Sie würden in überzogenen Katastrophenszenarien Panik schüren. Sogar von "Climate Porn" oder "Doom Porn", also der pornographisch-lustvollen Zurschaustellung am Untergang ist die Rede.


Ein Blick auf neuere Studien legt aber den Schluss nahe: Die Warnungen und Prognosen sind eher vorsichtig, eher konservativ, eher zu zurückhaltend als zu apokalyptisch. Allein im vergangenen Jahr haben zahlreiche Studie gezeigt, dass die Erderhitzung schneller voranschreitet als gedacht. Ein Überblick.

Oktober 2018: Der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC), der anerkanntesten Institution auf dem Gebiet, die das Wissen aus Studien aus aller Welt zusammenträgt, vergleicht die wahrscheinlichen Auswirkungen einer Erwärmung um 1,5 Grad und um 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Die auf den ersten Blick gering scheinenden 0,5 Grad haben, so der Bericht, tatsächlich massive Auswirkungen. Unter anderem werden Dürren und Waldbrände viel wahrscheinlicher und häufiger; der Meeresspiegel wird massiv stärker steigen; mehr Tierarten werden aussterben; Korallenriffe werden bei einem Temperaturanstieg um 2 Grad fast vollständig verschwinden. Und mehr Permafrostboden wird auftauen – auf der zwei- bis vierfachen Fläche Frankreichs. (Quelle)

31. Oktober 2018: Ein Team von Wissenschaftlern veröffentlicht in "Nature" eine Studie, derzufolge die Ozeane mehr Wärme aufnehmen als bisher gedacht – beziehungsweise dass die radikalsten Szenarien zuzutreffen scheinen. Zwei Wochen später veröffentlicht "Nature" allerdings eine Revision: Die Ergebnisse, sagen die Forscher nun, seien weitaus weniger sicher als ursprünglich angenommen. Zeke Hausfather von der Universität Berkeley, der kurz darauf (siehe 10. Januar 2019) eine Studie mitveröffentlicht, stellt fest: Nach der Revision decken sich die Ergebnisse des Forscherteams mit denen anderer aktueller Studien. (Quelle / Revisionhinweis eines Mitautors)

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26. November 2018: Im vierten "National Climate Assessment" der US-Regierung prognostizieren die Autoren horrende Kosten und katastrophale Folgen für die USA. Sie verweisen auch darauf, dass das arktische Eis instabiler zu sein scheint und dass der Permafrost schneller auftaut als gedacht, dass Schneedecken in einigen Staaten schneller dünner werden als bisher angenommen. Insgesamt: "Neue Beobachtungen und Vorhersagen weisen darauf hin, dass Entscheider weniger Zeit haben als bisher gedacht, um auf die Folgen der Klimaveränderung zu reagieren." (Quelle (pdf))

5. Dezember 2018: Forscher schreiben in "Nature", es gebe Hinweise darauf, dass die Erhitzung schneller voranschreite als gedacht und dass die Erde nicht erst im Jahr 2040 um 1,5 Grad wärmer sein wird als in der vorindustriellen Zeit, sondern schon im Jahr 2030. Grund seien steigende Emissionen, schneller sinkende Luftverschmutzung, die durch Reflexion des Sonnenlichts zur Kühlung beiträgt, und natürliche Zyklen. "Die Politik hat weniger Zeit, um darauf zu reagieren, als gedacht", schreiben Yangyang Xu, Veerabhadran Ramanathan and David G. Victor vom Scripps Institution of Oceanography in San Diego. (Quelle)

10. Januar 2019: Forscher, unter anderem der erwähnte Zeke Hausfather, berichten aufgrund neuer Daten, die Meere erwärmten sich schneller als bisher gedacht. Die Ozeane heizen sich demnach um 40 Prozent schneller auf als im fünf Jahre alten vierten IPCC-Sachstandsbericht angenommen. Damit könnte der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um weitere 30 Zentimeter ansteigen. (Quelle)

21. Januar 2019: Das Eis im Südwesten Grönlands schmilzt schneller als bisher angenommen, wie eine Studie zeigt. Dabei handelt es sich nicht um Gletschereis, sondern um das Eisschild selbst, in einer Gegend, die bisher nicht als sonderlich gefährdet galt, wie einer der Autoren sagt. (Quelle)

12. Februar 2019: Das Volumen der meisten Gletscher in Asien ist kleiner als bisher angenommen, schreiben Forscher der ETH Zürich in "Nature Geoscience". Das hat Folgen für die Wasserversorgung für viele Staaten in Asien, in denen die Himalaja-Gletscher wichtige Süßwasserspeicher sind. (Quelle) Anfang April erscheint in "Nature" eine Studie, die sich mit der weltweiten Gletscherschmelze befasst und zum – allerdings nicht ganz sicheren – Ergebnis kommt, dass die Gletscher schneller zu schmelzen scheinen als bisher berichtet (Quelle).

24. Februar 2019: Kanadas Wälder speichern wegen Klimaschäden, Waldbränden, Insektenbefall und Abholzung weniger CO² als bisher gedacht und werden in der Klimabilanz des Landes bisher nicht angemessen berücksichtigt. (Quelle)


27. März 2019:
Das Umweltprogramm (Unep) der Vereinten Nationen warnt: Neue Daten legen nahe, dass der arktische Permafrost viel schneller auftaut als bisher gedacht. Damit könnten schneller große Mengen Methan in die Atmosphäre gelangen, die im vereisten Boden gespeichert sind. Methan hat eine viel stärkere Treibhauswirkung als CO2. Damit würde sich die Erderhitzung beschleunigen und könnte schnell außer Kontrolle geraten. Wenn das passiert, wäre erreicht, was Wissenschaftler "Kipp-Punkt" nennen: Der ganze Prozess gerät völlig außer Kontrolle, verstärkt sich selbst und der Mensch hat keine Möglichkeit mehr, einzugreifen. (Quelle)

6. Juni 2019: Wissenschaftler aus Harvard kommen zu dem Schluss, dass die Gefahr durch auftauende Permafrostböden noch viel größer ist als gedacht – weil die in Alaska etwa zwölf Mal mehr N2O (Distickstoffmonoxid, bekannt als Lachgas) abgeben als bisher gedacht. Und N2O ist ein extrem wirksames Treibhausgas, es erhitzt die Erde viel stärker als CO2. Bisher war die Wissenschaft eher davon ausgegangen, dass Lachgas in Permafrostböden keine sonderlich große Gefahr darstellt. (Quelle)

18. Juni 2019: Forscher der Universität von Alaska Fairbank haben festgestellt, dass der kanadische Permafrostboden viel schneller taut als gedacht. Sehr viel schneller sogar: An allen Messpunkten sei der Boden jetzt so stark oder stärker getaut, als es Prognosen für das Jahr 2090 vorhergesagt haben – also 70 Jahre früher als gedacht. (Quelle)

Dazu stellen Wissenschaftler von der University of Georgia fest, dass das Grönland-Eis momentan so schnell schmilzt wie erst für den Juli prognostiziert, und dass eine neue Rekordschmelze droht – so dass sich Schlittenhunde durch einen See kämpfen müssen, wie ein beeindruckendes und ungewöhnliches Foto zeigt. (Quelle)

Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 21. Juni 2019.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen (Quellen jeweils nach den Studien)
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