Massaker in Syrien Al-Nusra-Kämpfer erschießen zwölf Zivilisten
Auch wenn sich auf der Ebene der Diplomatie in Sachen Syrien momentan viel bewegt: Die Kämpfe in dem Bürgerkriegsland gehen weiter - und die Lage wird immer komplizierter. Militante Islamisten bekämpfen nicht nur Christen sondern auch gemäßigte Glaubensbrüder: In einem Dorf der Provinz Homs tötete die islamistische Al-Nusra-Front nach unbestätigten Berichten zwölf Angehörige der Minderheit der Alawiten.
Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldet, Kämpfer der sunnitischen Front seien in das Dorf Makser al-Hosan eingedrungen. Dort hätten sie die Zivilisten erschossen, bevor sie von den Regierungstruppen wieder vertrieben worden seien. Unter den Toten seien auch Frauen und ältere Menschen. Der Grund für den Angriff sei unklar.
Kriegsverbrechen von beiden Parteien
Der seit zweieinhalb Jahren währende Aufstand in Syrien trägt zunehmend Züge eines religiösen Konflikts zwischen Sunniten und Alawiten, die zu den Schiiten gehören.
Die Mehrheit der Rebellen sind sunnitische Muslime. Präsident Baschar al-Assad gehört der alawitischen Minderheit an. Kriegsverbrechen werden Menschenrechtsinspekteuren der Vereinten Nationen zufolge sowohl von den Rebellen als auch von der Regierungstruppen begangen.
Christ zum Konvertieren gezwungen
Unterdessen gibt es im umkämpften christlichen Wallfahrtsort Maalula nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus keine Anzeichen für Entspannung. Trotz einer Ankündigung, sich aus dem Ort zurückzuziehen, sind weiterhin syrische Aufständische in der Ortschaft, und die Kämpfe halten an.
"Die Armee hat Maalula noch nicht wieder eingenommen", sagte ein Vertreter der syrischen Sicherheitskräfte. Eine Bewohnerin berichtete von "schweren Kämpfen", das Dorf stehe aber nicht unter Dauerbeschuss. Ein weiterer Bewohner erzählte, ein Nachbar sei mit einer Waffe bedroht und gezwungen worden, zum Islam zu konvertieren.
Syrische Rebellen, vor allem die extremistische sunnitische Al-Nusra-Front, hatten Maalula am Wochenende unter ihre Kontrolle gebracht.
Islamisten bekriegen sich gegenseitig
Inzwischen kommt es auch häufiger zu Gefechten zwischen Kämpfern verschiedener islamistischer Brigaden. Ein Aktivist berichtete, in der Provinz Idlib sei ein Kommandeur der islamistischen Ahrar-al-Scham-Brigade in einem Kampf mit Terroristen der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) getötet worden.
Ahrar-al-Scham-Kämpfer hätten versucht, Angehörige einer islamischen Hilfsorganisation aus Malaysia zu befreien, die von ISIS am Dienstag in Idlib entführt worden seien. Die ISIS-Terroristen hätten den Ausländern vorgeworfen, sie seien keine Helfer, sondern Straßenräuber.
Unbekannte haben in einem von sunnitischen Turkmenen bewohnten Dorf der Provinz Tartus ein Ehepaar und dessen beiden Kinder getötet. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldet, die Bewohner eines christlichen Nachbardorfes seien anschließend geflüchtet, weil sie befürchtet hätten, man könne ihnen die Bluttat anhängen.
Die Organisation für islamische Kooperation begrüßte unterdessen den russischen Vorschlag, die Chemiewaffen des Regimes unter internationale Kontrolle zu stellen. Sie forderte vom Weltsicherheitsrat jedoch gleichzeitig Maßnahmen, um das Blutvergießen in Syrien zu beenden.