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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drohende Eskalation in der Region Das sind Israels heimliche Verbündete im Nahen Osten
Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf den Iran zögert Teheran mit einer Antwort. Sorgt sich das Regime vor einer Reaktion der arabischen Partner Israels?
Angriffe auf iranisches Territorium in der Nacht auf Freitag lassen die Sorgen über eine Eskalation im Nahen Osten weiter wachsen. Laut übereinstimmenden US-Medienberichten ist Israel für die Attacken verantwortlich. Demnach sagen US-amerikanische und israelische Regierungsvertreter, dass es sich um eine erste Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende handeln soll. Israel selbst hat sich noch nicht offiziell bekannt.
Aus dem Iran sind plötzlich maßvolle Töne zu hören. Noch am Donnerstag hatte Außenminister Hussein Amirabdollahian gedroht, dass man "unmittelbar und mit maximaler Härte" auf einen israelischen Gegenschlag reagieren wolle. Direkt nach dem mutmaßlichen Angriff aber lässt ein Regierungsvertreter durchscheinen, dass zunächst keine Vergeltung geplant sei. Wie kommt es zum mutmaßlichen Umdenken in Teheran?
Israel hat mittlerweile Unterstützer in der arabischen Welt
Vieles davon könnte mit den Lehren zu tun haben, die die iranische Führung aus dem Großangriff auf Israel gezogen hat. Denn obwohl die iranischen Streitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf Ziele in Israel abgefeuert hatten, hat es kaum Zerstörung gegeben. Vielmehr brüstete sich Israel mit einer Abschussrate von 99 Prozent durch seine Flugabwehr. Geholfen haben außerdem Verbündete des Landes: Besonders die USA, Großbritannien und Frankreich unterstützten dabei, die iranischen Geschosse vom Himmel zu holen. Und zudem bekam Israel noch Hilfe von ungewohnter Seite.
Denn auch das arabische Nachbarland Jordanien aktivierte am vergangenen Wochenende seine Flugabwehrsysteme, die iranische Drohnen unwirksam machten. Später kursierten Videos, auf denen sogar Trümmerteile einer iranischen Rakete zu sehen waren, die in Jordanien geborgen wurden.
Mairav Zonszein, israelische Analystin der Denkfabrik Crisis Group, nannte die jordanische Hilfe auf der Plattform X "bemerkenswert" – vor allem für eine "Generation von Israelis, die sich daran erinnert, vor Angriffen aus Jordanien Schutz gesucht zu haben". Ihr Fazit: "Diplomatische Vereinbarungen sind für die Stabilität unerlässlich." Zwischen Israel und Jordanien herrscht erst seit 1994 Frieden, nachdem Jordanien und weitere arabische Länder Israel am Tag seiner Staatsgründung im Jahr 1948 den Krieg erklärt hatten. Durch den Gazakrieg galten die Beziehungen zuletzt wieder als belastet. An einer Eskalation zwischen Israel und dem Iran dürfte Jordanien aus sicherheitspolitischer Sicht aber auch nicht interessiert sein.
- Hunderte Flugkörper abgeschossen: Deswegen erreichten nur so wenige Raketen Israel
Hat Saudi-Arabien bei der Abwehr des iranischen Angriffs geholfen?
Außerdem soll Saudi-Arabien eine entscheidende Rolle gespielt haben: Laut ersten israelischen Medienberichten lieferte das Land Geheimdienstinformationen an die USA, die auf die iranische Attacke hindeuteten. Bestätigt wurde das von keiner Seite. Saudi-Arabien sah sich sogar gezwungen, die Berichte zurückzuweisen. Man habe weder Geheimdienstinformationen übermittelt, noch direkt bei der Abwehr des Großangriffs geholfen, ließ das Verteidigungsministerium verlauten. Die iranischen Drohnen und Raketen hätten den irakischen und jordanischen, nicht aber den saudischen Luftraum durchquert, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Ministeriumskreisen in Riad.
Saudi-Arabien befindet sich angesichts der Spannungen in Nahost in einer Zwickmühle. Das Land hatte sich zuletzt sowohl mit Israel als auch mit dem Iran an diplomatischer Annäherung versucht. Riad und Teheran hatten unter Vermittlung Chinas vor einem Jahr nach langer Eiszeit wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Zugleich führte Saudi-Arabien vor Beginn des Gazakriegs auch Gespräche über eine mögliche Normalisierung seiner Beziehungen zu Israel. Das Land hofft bei solch einer Zusage auch auf mehr Sicherheitsgarantien der USA.
Ägypten ist Israels wichtigster arabischer Partner
Der dritte Partner Israels in der Region ist Ägypten. Das Land war der erste arabische Staat, der Israel anerkannt hat – und das schon im Jahr 1979. Zuvor war auch Ägypten mit Israel im Kriegszustand. Seit dem Friedensvertrag von 1979 gilt Ägypten als wichtigster arabischer Partner Israels. Bei der Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel hat das Land wegen seiner geografischen Lage jedoch nicht mit Flugabwehr ausgeholfen. Im Gazakrieg ist Ägypten ein wichtiger Vermittler. Gespräche zwischen Delegationen Israels und der Terrororganisation Hamas haben zuletzt in Kairo stattgefunden.
Diese drei Staaten könnten bei einer erneuten Reaktion des Iran wieder eine wichtige Rolle spielen. Wie der "Bild"-Journalist Paul Ronzheimer unter Berufung auf Militärkreise meldet, haben sowohl Jordanien als auch Saudi-Arabien und Ägypten Israel bereits die Botschaft übermittelt, im Falle eines erneuten iranischen Angriffs bei der Abwehr von Drohnen und Raketen helfen zu wollen. Offizielle Verlautbarungen dazu gibt es nicht.
- Eigene Recherche
- cbc.ca: "Why Jordan, and maybe even Saudi Arabia, helped defend Israel" (englisch)
- twitter.com: Beiträge von @MariavZ und @ronzheimer
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa