Israel ist alarmiert Russische Flugabwehr auf dem Weg zur Hisbollah?
Die Hisbollah droht, Israel von Norden her anzugreifen. Jetzt erhält die Terrororganisation im Libanon angeblich Waffenhilfe aus Syrien – von Russlands Söldnertruppe Wagner.
Kremlchef Putin scheint fest entschlossen zu sein, den Konflikt im Nahen Osten weiter anzuheizen und schreckt dabei wohl auch nicht vor Waffenlieferungen an die Feinde Israels zurück. Das legen Berichte verschiedener US-Medien nahe, denen zufolge die russische Söldnertruppe Wagner der islamistischen Terrorgruppe Hisbollah ein Flugabwehrsystem vom Typ Pantsir liefert.
Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Geheimdienstbeamte schreibt, soll das Geschütz von Syrien aus zur Hisbollah im benachbarten Libanon gelangen. Ob die Lieferung schon erfolgt ist, sei unklar. Die Wagner-Truppe agiert seit 2013 in Syrien aufseiten von Diktator Baschar al-Assad, nach dem Tod der Führungsriege um Gründer Jewgeni Prigoschin aber unter der Kontrolle des russischen Verteidigungsministeriums. Im Auftrag des Iran hat auch die Hisbollah in Syrien für al-Assad gekämpft und dort Kontakte zur Wagner-Gruppe geknüpft.
Nach Massaker: Kreml empfängt Hamas
Nach Informationen des US-Senders CNN sei das Pantsir-Geschütz eigentlich für die syrische Armee bestimmt gewesen. Al-Assad habe der Weitergabe der Waffe an die Hisbollah aber zugestimmt. Laut CNN verfolgen US-Geheimdienste das Geschütz schon länger und haben zuletzt festgestellt, dass es transportiert wurde. Sollten die Berichte zutreffen, wäre es eine handfeste Eskalation Russlands gegenüber Israel. Mehr zu den militärischen Fähigkeiten von Hamas und Hisbollah lesen Sie hier.
- Hamas, IS, Hisbollah: Israel im Fadenkreuz des Terrors
Nach dem Überfall vom 7. Oktober weigerte sich der Kreml, den Terror der Hamas zu verurteilen. Im UN-Sicherheitsrat verhinderte Moskau eine Resolution, die das Selbstverteidigungsrecht Israels hervorhob. Vorige Woche empfingen dann hochrangige russische Vertreter eine Delegation der Hamas im Kreml – keine drei Wochen nach dem Massaker mit 1.400 Todesopfern. Israel bestellte daraufhin den russischen Botschafter ein und warf Moskau eine Legitimierung des Terrors vor. Die israelische Armee verfolge die Berichte über die Lieferung des Pantsir-Systems an die Hisbollah genau, sagte deren Sprecher Jonathan Conricus jetzt dem US-Sender Fox.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Eskalation vonseiten der Hisbollah"
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober hat die Hisbollah immer wieder Raketen auf Städte im Norden Israels abgefeuert, zuletzt offenbar immer intensiver: "Was wir dort sehen, ist eine bedeutende Eskalation vonseiten der Hisbollah, die immer tiefer auf israelisches Gebiet feuert und das mit immer verheerenden Waffen", so Armeesprecher Conricus. Hamas und Hisbollah sind enge Verbündete und stehen beide in engem Kontakt zum Mullah-Regime im Iran, das wiederum zu den wichtigsten Verbündeten Russlands gehört. Der Iran soll auch an der Planung des Überfalls auf Israel beteiligt gewesen sein.
Nachweise über eine direkte Beteiligung Russlands an den Taten der Hamas gibt es bislang nicht. Fest steht aber, dass dem Kreml die Eskalation des Konflikts in die Karten spielt, weil er die Aufmerksamkeit vom Krieg gegen die Ukraine abzieht, militärische Ressourcen des Westens bindet und die Unterstützer der Ukraine ideologisch spaltet. Für die israelische Armee stellt die mutmaßliche Waffenhilfe aus Russland aber auch eine ganz konkrete Bedrohung dar.
Israel vor Zweifrontenkrieg?
Die Sorge ist groß, dass die Hisbollah ihre Drohungen wahr macht und mit Bodentruppen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Das Zeichen dazu könnte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einer Liveübertragung am Freitagnachmittag geben. Israels Luftwaffe stehe bereit und könne jedes Ziel der Hisbollah im Süden Libanons treffen, so Armeesprecher Conricus. Für Israels Kampfflugzeuge ist das Pantsir-Geschütz aber eine ernste Gefahr.
Das seit 1994 hergestellte russische Fabrikat dient zur Luftverteidigung auf kurze und mittlere Strecken. Es verfügt über ein Radar und kann insgesamt zwölf Raketen mit einer Reichweite bis zu 100 Kilometern verschießen. Es soll in der Lage sein, Flugobjekte mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit bis zu einer Entfernung von 20 Kilometern und einer Höhe von 10 Kilometern zu treffen. Zusätzlich verfügt ein Pantsir über zwei Maschinengewehre gegen Ziele in direkter Nähe. In Moskau dienen Pantsir-Geschütze auf Hochhäusern zur Abwehr gegen ukrainische Drohnenangriffe.
Es wäre wohl nicht das erste Waffensystem dieser Art in Händen der Hisbollah. "Die intensive Beteiligung der Hisbollah am syrischen Bürgerkrieg hat ihr Zugang zu vielen Waffentypen verschafft, darunter auch fortschrittliche Waffen aus russischer Produktion, die aus Waffendepots der syrischen Armee stammen", heißt es in einem Bericht des israelischen Forschungsinstituts Alma. Dazu gehörten neben mehreren Lkw-basierten Pantsir-Geschützen auch Raketenwerfer vom Typ Osa, die Flugzeuge auf weitaus größere Entfernung abschießen könnten. "In einem künftigen Krieg mit der Hisbollah könnte die israelische Öffentlichkeit mit abgeschossenen Flugzeugen konfrontiert sein."
- wsj.com: Russia’s Wagner Group Plans to Send Air Defenses to Hezbollah, U.S. Says (englisch, kostenpflichtig)
- cnn.com: US intel suggests Syria’s Assad agreed to send Russian missile system to (englisch)
- reuters.com: Israel summons Russian ambassador to protest at Moscow's hosting of Hamas (englisch)
- israel-alma.org: Hezbollah's Missile and Rocket Arrays: A Tough and Complex Challenge for Israel (englisch)