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Russische Armee bedroht Wagner-Söldner in Syrien: Prigoschin-Anhänger?


Prigoschins letzte Bastion?
Russische Armee bedroht Wagner-Söldner in Syrien

Von t-online, mk

Aktualisiert am 14.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Wagner-Söldner mit ihrem ehemaligen Chef Jewgeni Prigoschin in Bachmut: Er kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.Vergrößern des Bildes
Wagner-Söldner mit ihrem ehemaligen Chef Jewgeni Prigoschin in Bachmut: Er kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. (Quelle: Concord Press Office)
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In Syrien wäre es fast zum Showdown zwischen russischen Soldaten und Wagner-Söldnern gekommen. Der Kreml fürchtet offenbar die Loyalität der Kämpfer dort.

Bis Ende Juni galt die Söldnertruppe Wagner als schlagkräftiges Element der russischen Außenpolitik, dann marschierte der Chef der Privatarmee mit Tausenden Kämpfern Richtung Moskau und forderte Kremlchef Putin heraus. Kurz vor der russischen Hauptstadt sagte Jewgeni Prigoschin die Rebellion zwar ab, starb aber zwei Monate später unter dubiosen Umständen bei einem Flugzeugabsturz. Doch jetzt fürchtet sich der Kreml offenbar vor Prigoschins Märtyrerstatus, wie ein Vorfall in Syrien zeigt.

Wie der kremlnahe Telegram-Kanal "Fürst Tscherkassi" berichtet, kam es dort am Dienstag beinahe zu einer gewaltsamen Konfrontation zwischen regulären russischen Soldaten und Angehörigen der Wagner-Truppe. Demnach habe die russische Armee einem Wagner-Flugzeug mit 170 Kämpfern an Bord die Landung auf dem russischen Militärstützpunkt Hmeimim verweigert. Bei den Kämpfern habe es sich um Syrer gehandelt, die für die Privatarmee in Libyen gekämpft hätten, nun auf Heimaturlaub gewesen seien.

Beinahe-Showdown auf Militärstützpunkt

Als die Transportmaschine daraufhin zur syrischen Luftwaffenbasis Tiyas weiter flog, hätten dort russische Soldaten mit Fahrzeugen die Landebahn blockiert, berichtet "Fürst Tscherkassi". Sollte die Transportmaschine mit den Wagner-Söldnern trotzdem landen, würden sie mit Kampfhubschraubern das Feuer auf die Maschine eröffnen, hätten die Kommandeure der russischen Armee gedroht, heißt es. Die syrischen Soldaten auf der Basis hätten sich den russischen Befehlen zunächst widersetzt, sich angesichts der kreisenden Kampfhubschrauber aber zurückgezogen.

Daraufhin hätten die Wagner-Kommandeure gedroht, die russische Basis in Hmeimim anzugreifen, sollte das Flugzeug beschossen werden. Erst als der Maschine beinahe der Treibstoff ausging, hätten die Wagner-Kommandeure den stellvertretenden russischen Verteidigungsminister Junus-Bek Jewkurow erreicht, der dem Wagner-Flugzeug schließlich die Landung in Tiyas erlaubt habe. "Die Syrer erzählten mir davon aufgeregt, mit großen Augen, winkten mit den Armen und fragten, was ist da los?", berichtet "Fürst Tscherkassi".

Wagner-Söldner seit 2013 in Syrien

Es ist wohl kein Zufall, dass die Spannungen zwischen der regulären russischen Armee und der Wagner-Truppe ausgerechnet in Syrien zu eskalieren drohen. Nach der Söldner-Rebellion Ende Juni hat das russische Verteidigungsministerium die Firma Wagner systematisch entmachtet. Viele Kämpfer sollten in die russische Armee integriert werden, andere wurden entlassen. Schweres Kriegsgerät musste Wagner der russischen Armee zurückgeben, staatliche Aufträge wurden stark zurückgefahren. Im Krieg gegen die Ukraine spielt die Privatarmee praktisch keine Rolle mehr, ihr bleiben nur ihre Aktivitäten in afrikanischen Ländern – und ihr Einfluss in Syrien.

Dort kämpft die Truppe seit 2013 auf der Seite von Machthaber Baschar al-Assad, der sich dank der russischen Hilfe im Bürgerkrieg gegen islamistische und demokratische Kräfte durchgesetzt hat. Die Wagner-Kämpfer in Syrien gelten als gut ausgebildet und ausgerüstet, kampferprobt – und als besonders loyal gegenüber Jewgeni Prigoschin: "Es nicht ganz klar, warum das russische Verteidigungsministerium dem Wagner-Flugzeug die Landung verwehrt hat", schreibt die US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" (ISW) zu dem Vorfall. "Aber der Kreml fürchtet vermutlich eine Auflehnung der Söldner dort gegen die russische Armee."

Noch Hunderte Wagner-Söldner in Syrien

Das ISW weist darauf hin, dass Syrien das einzige Land ist, in dem eine nennenswerte Zahl von Wagner-Söldnern und die reguläre russische Armee zugleich im Einsatz sind. Den Kriegsforschern zufolge ist die Sorge des Kreml womöglich nicht unbegründet: "Der jüngste Vorfall zeigt, dass die Wagner-Truppe in Syrien noch immer ein eigenständiges Kommando hat und teilweise unabhängig vom Kreml handeln kann. Das zeigt sich auch darin, dass die Wagner-Führer vor Ort in direkten Kontakt mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister treten konnten." Das ISW glaubt, dass der Vize von Sergeij Schoigu die Abwicklung der Wagner-Truppe überwachen soll.

Sorge vor einer unkontrollierten Söldner-Truppe im Land hat wohl auch die syrische Regierung. Noch am Abend des Aufstandes am 23. Juni in Russland seien Kräfte des Assad-Regimes gemeinsam mit russischen Soldaten gegen die Wagner-Gruppe vorgegangen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters Anfang Juli. Demnach seien die Söldner-Kommandeure festgesetzt und ihre Kommunikation unterbrochen worden. Die meisten Wagner-Kämpfer hätten das Land in der Folge verlassen müssen. Laut syrischen Quellen sollen sich jetzt noch etwa 250 bis 450 russische Söldner in dem Land aufhalten.

Verwendete Quellen
  • Telegramkanal "Fürst Tscherkassi": Einträge vom 13. September (russisch)
  • understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment, 13 September (englisch)
  • reuters.com: Syria brought Wagner fighters to heel as mutiny unfolded in Russia (englisch)
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