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Iran | Journalist nach Bericht über Vergiftungen an Mädchenschulen inhaftiert


Empörung im Iran wächst
Journalist nach Bericht über Vergiftungen inhaftiert

Von dpa, t-online, reuters
Aktualisiert am 06.03.2023Lesedauer: 2 Min.
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Giftanschlag auf Mädchen: Szenen zeigen zahlreiche Betroffene im Krankenhaus. (Quelle: t-online)

Ein Reporter berichtete über die Vergiftungswelle im Iran – jetzt sitzt er in Haft. Die Stimmen gegen das iranische Regime werden lauter.

Nach der Berichterstattung über die Vergiftungswelle im Iran ist ein Journalist laut Medienberichten festgenommen worden. Der Zeitungsjournalist Ali Purtabatabai sei inhaftiert worden, berichtete die Zeitung "Entekhab" am Sonntagabend (Ortszeit) unter Berufung auf dessen Schwester.

Der Journalist arbeitete demnach in der religiösen Hochburg Ghom, wo vor Monaten die ersten Vergiftungsfälle gemeldet wurden. Genauere Informationen waren zunächst nicht bekannt.

Hunderte Schülerinnen vergiftet

Die Festnahme trage nicht zur "Entmystifizierung der Gerüchte und Nachrichten" bei, schrieb der Reformpolitiker und Journalist Abbas Abdi auf Twitter. Es mache die Gerüchte "noch schlimmer. Ich hoffe, er wird bald freigelassen."

Die ersten Fälle der Vergiftungen wurden bereits im November gemeldet. Irans Regierung geht von gezielten Angriffen von Extremisten aus und gibt an, selbst nichts mit den Vergiftungen zu tun zu haben. Aktivistinnen und Aktivisten streiten diese Darstellung ab und sehen vielmehr die iranische Revolutionsgarde in der Verantwortung.

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Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Beobachterinnen und Beobachter gehen davon aus, dass die Angriffe sich vor allem an Institutionen ereignen, an denen in den vergangenen Monaten lautstark Kritik am iranischen Regime geäußert wurde. Landesweit wurden bisher Hunderte Schülerinnen wegen Vergiftungserscheinungen in Krankenhäusern behandelt.

Eltern und Angehörige sind empört und wütend, noch immer gibt es keine offizielle Erklärung. Sie werfen den Behörden Versagen vor und geben ihnen eine Mitschuld. Ärzte sprechen von Giftgasangriffen.

Am Wochenende war es in mehreren Städten zu Protesten von Eltern gegen die mutmaßlichen Anschläge gekommen. Eine der Kundgebungen in Teheran entwickelte sich Videoaufnahmen zufolge zu einer regierungsfeindlichen Demonstration.

Staatsmedien berichten von Begnadigungen

Indes hat das geistliche und staatliche Oberhaupt des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, die jüngsten Vergiftungen von Schülerinnen als "unverzeihliche Verbrechen" bezeichnet. Die Behörden müssten die Fälle ernsthaft verfolgen, sagte Chamenei laut Staatsmedien am Montag. "Die Täter sollten streng bestraft werden."

Gleichzeitig hat Chamenei angeblich mehr als 80.000 Gefangene begnadigt. Dies berichtete die Nachrichtenagentur IRNA am Montag unter Berufung auf Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi. Zu beachten bleibt: IRNA berichtet staatsnah. Die journalistische Praxis entspricht nicht den Anforderungen einer unabhängigen Berichterstattung.

Die Begnadigungen wurden bereits im Februar kurz vor dem Jahrestag der Islamischen Revolution von 1979 angekündigt. Ähnliche Amnestien gab es immer wieder rund um den Jahrestag. Unter den Begnadigten sollen zahlreiche im Rahmen der jüngsten Protestwelle Inhaftierte sein. Überprüfen lassen sich die Angaben und Zahlen nicht.

Verwendete Quellen
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