Früherer Sowjetpräsident Gorbatschow wirft dem Westen "Siegergehabe" vor
Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat dem Westen vorgeworfen, sich nach dem Kalten Krieg schlecht verhalten zu haben. Das habe die Beziehungen beeinträchtigt.
Der frühere Staatschef der Sowjetunion und Begründer der Glasnost-Politik, Michael Gorbatschow, macht dem Westen schwere Vorwürfe. Es sei ein Fehler gewesen, dass Europa nach dem Ende der Konfrontation zwischen Ost und West keine eigene, moderne Sicherheitsarchitektur geschaffen habe, sagte Gorbatschow den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag) anlässlich des 30. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer.
Eine solche Sicherheitsinfrastruktur sei mit dem damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand, dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und US-Sicherheitsberater Brent Scowcroft abgesprochen gewesen, dann aber in Vergessenheit geraten.
"Russland und USA müssen zurück an Verhandlungstisch"
"Stattdessen erklärte der Westen, er habe den Kalten Krieg gewonnen. Dieses Siegergehabe war ein großer Fehler des Westens", betonte Gorbatschow. Russland und die USA müssten sich wieder an den Verhandlungstisch setzen, forderte der 88-Jährige.
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In Deutschland genießt Gorbatschow, der einst mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) Reformen anstieß und damit die Voraussetzungen für die Wiedervereinigung schuf, bis heute großen Respekt. In Russland jedoch gilt er vielen als Totengräber der Sowjetunion.
- Nachrichtenagentur dpa