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Afrika-Gipfel in Russland: Wladimir Putin bietet Geld und Waffen


Afrika-Gipfel in Russland
Putin bietet Geld und Waffen

dpa, Ralf E. Krüger und Ulf Mauder

Aktualisiert am 23.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Der russische Präsident Wladimir Putin auf dem Afrika-Gipfel in Namibia.Vergrößern des Bildes
Der russische Präsident Wladimir Putin auf dem Afrika-Gipfel in Namibia. (Quelle: ap-bilder)
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Nach jahrzehntelanger Abwesenheit taucht Russland in Afrika wieder als Machtfaktor auf. Das Riesenreich ist zwar spät dran, frischt aber alte Kontakte auf und nutzt Lücken, die die USA und die Europäer lassen. Nun hat Putins großer Afrika-Gipfel in Sotschi begonnen.

203 vor allem russische Soldaten, drei Kampfhelikopter, Militärtechnik der neuesten Generation, zwei Arten von Militärlastwagen in Mosambik zählt die südafrikanische Terrorismusexpertin Jasmine Opperman auf. Die Bewaffneten seien im September in Mosambiks gasreicher Unruheprovinz Cabo Delgado eingetroffen. Auch wenn es an offiziellen Bestätigungen für diese Militärpräsenz oft mangelt: Russland zeigt wieder Flagge in Afrika.

Der beste Beweis dafür ist der erste Russland-Afrika-Gipfel in der Schwarzmeerstadt Sotschi. Bis Donnerstag erwartet Gastgeber Wladimir Putin bei den zweitägigen Treffen 44 Staats- und Regierungschefs vom afrikanischen Kontinent. Eingeladen sind 10.000 Gipfelteilnehmer aus 54 afrikanischen Staaten und Russland. "Afrika wird immer mehr zu einem Kontinent der Möglichkeiten", sagte Putin der Staatsagentur Tass vor dem Gipfelstart. Er kündigte Milliardeninvestitionen für Afrika an.

Dabei will Russland rund drei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch des Kommunismus an alte Kontakte aus Sowjetzeiten anknüpfen. Unter dem Einfluss Moskaus hätten damals die früheren Kolonien des Westens ihre Freiheit erlangt, erinnerte der russische Afrika-Experte Leonid Fituni in einem Beitrag der "Nesawissimaja Gaseta". Die Sowjetunion habe den Ländern damals geholfen, eine eigene Wirtschaft aufzubauen. Hunderttausende Afrikaner seien in Russland ausgebildet worden.

Der Vizechef des Afrika-Instituts der russischen Akademie der Wissenschaften ist überzeugt, dass Russland heute von der "Goldgräberstimmung" in Afrika profitieren könnte. Fituni verweist auf die Chinesen, die schon seit Jahren ihren Einfluss auf dem Kontinent ausbauen. Unter dem Druck antirussischer Sanktionen der USA und der EU könne das Land den afrikanischen Wachstumsmarkt für sich nutzen. "Großes Interesse haben sie an unseren Waffen, besonders seit sie erfolgreich in Zonen regionaler Konflikte eingesetzt wurden", meinte Fituni.

Das Handelsvolumen wird gewaltig wachsen

Wenn Putin mit Ägyptens Präsident Abdel-Fattah al-Sisi als Vorsitzendem der Afrikanischen Union den Gipfel führt, soll es aber um mehr als um Rüstungsgüter gehen. Russland will etwa Getreide und landwirtschaftliche Maschinen, Flugzeuge und Weltraumtechnik, Lastwagen, chemische und pharmazeutische Produkte exportieren. Das Handelsvolumen könnte von 20 Milliarden US-Dollar (2018) in den kommenden Jahren um das Dreifache steigen, heißt es. Zum Vergleich: Das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen liegt schon jetzt um das Zehnfache höher – und zwar bei 204 Milliarden US-Dollar (2018).

Klar ist aber auch, dass es neben wirtschaftlichen Interessen für Russland stark um geopolitisches Kalkül geht. Die unter Putin wieder selbstbewusste Großmacht will Afrika weder China noch dem Westen – besonders den USA – überlassen. Russische Kommentatoren haben Afrika schon zum Schlachtfeld eines neuen Kalten Krieges mit dem Westen erklärt. Mit etwa 30 afrikanischen Staaten haben die Russen Medien zufolge zuletzt militärische und politische Vereinbarungen getroffen.

"Russland engagiert sich vor allem auch militärisch stark in der Zentralafrikanischen Republik", weiß etwa Günter Nooke (CDU), der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung. Vom Kongo über Ägypten, vom Sudan bis zur Zentralafrikanischen Republik mehren sich die Hinweise auf ein verstärktes russisches Afrika-Engagement. Oft sind es – wie in Mosambik – als privat deklarierte paramilitärische Bewachungsdienste oder Militärberater, die Russland entsendet.

"Private militärische Unternehmen sind nicht unbedingt schlecht", erklärte der neue russische Botschafter in Südafrika, Ilja Rogaschow, bei einem Seminar der Universität Pretoria. Auf Nachfrage bestätigte er dem Nachrichtenportal "Daily Maverick", dass Moskau auch die politische Kontrolle über sie habe.

Berichte über diese paramilitärischen Gruppen sind nicht einfach, Nachforschungen mitunter lebensbedrohlich. Drei russische Journalisten, die im Vorjahr in der Zentralafrikanischen Republik über den angeblichen Einsatz von Söldnern aus ihrer Heimat recherchierten, waren bei ihrer Arbeit getötet worden. Die Hintergründe der Tat und die Machenschaften der so bezeichneten privaten Wagner-Gruppe blieben unklar.

Russland hat strategische und kommerzielle Interessen

Es geht aber nicht immer nur um Rohstoffe wie in Mosambiks Cabo Delgado-Provinz, wo ausländische Konzerne bei der Ausbeutung der reichhaltigen Gasvorkommen gerade durch den islamistische Terroristen behindert werden. Strategische und kommerzielle Interessen sind bei Russlands afrikanischem Comeback oft eng verwoben. Russland kann sich dabei – wie im einstigen Bürgerkriegsland Mosambik – oft auf alte Kontakte berufen. In Afrika gab es Stellvertreterkriege, bei denen im Kalten Krieg sowjetisches Militär eine Rolle spielte. Zudem wurden viele afrikanische Politiker einst in Russland ausgebildet.


Auch in Südafrika werden immer weiter Kontakte geknüpft. Die beiden Länder arbeiten in der Gruppe aufstrebender Schwellenländer zusammen – mit Brasilien, Indien und China – kurz Brics. Nachdem Russland lange Zeit vergeblich versucht hat, dem Post-Apartheid-Staat – wie einigen anderen Staaten auf dem Kontinent auch – Atomkraftwerke zu verkaufen, sucht es dort nun militärisch den Schulterschluss. Ende November könnte es daher im südafrikanischen Marinestützpunkt Simons Town eng werden, wenn Kriegsschiffe aus China und Russland dort im Vorfeld eines geplanten Drei-Nationen-Manövers erwartet werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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