Nach US-Forderungen Polen will keine Entschädigung für Opfer des Holocaust zahlen
US-Politiker fordern Entschädigungen für enteignete Holocaust-Opfer in Polen. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki lehnt dies ab. Dafür gäbe es "keine juristische und moralische Grundlage".
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hat amerikanische Forderungen zurückgewiesen, sein Land solle Holocaust-Opfern das in deutscher Besatzungszeit konfiszierte Eigentum zurückgeben oder Entschädigungen zahlen. Polen sei von Deutschland und der Sowjetunion überfallen worden, es sei das erste und eines der größten Opfer im Zweiten Weltkrieg gewesen, sagte Morawiecki dem katholischen Magazin "Gosc Niedzielny".
Vor diesem Hintergrund seien Forderungen an sein Land nach einer "wie auch immer gearteten Rekompensation" nicht nur falsch, sondern eine Verunglimpfung der historischen Wahrheit. "Für uns hat diese Angelegenheit nicht nur keine juristische, sondern auch keine moralische Grundlage. Polen sollte für die Kriegsschäden Wiedergutmachung erhalten", so Morawiecki.
Das sowjetische Erbe Polens macht die Lage kompliziert
Im August hatten 88 US-Senatoren in einem Brief an Außenminister Mike Pompeo gefordert, Polen müsse die Rückgabe von Eigentum und Entschädigungszahlungen an Holocaust-Opfer und ihre Familien gesetzlich regeln. Dies sei bislang kaum möglich, da viele Immobilien nach dem Krieg unter den Kommunisten in Staatsbesitz übergegangen waren.
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Polen seinerseits fordert Reparationszahlungen von Deutschland. Sowohl Morawiecki als auch Staatspräsident Andrzej Duda haben diese Forderung in den vergangenen Wochen unterstrichen. Eine Arbeitsgruppe des polnischen Parlaments untersucht derzeit die Ansprüche gegenüber Berlin. Deutschland betrachtet die Reparationsfrage als abgeschlossen. Die Bundesregierung beruft sich dabei auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX