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Tian'anmen-Unruhen | Festnahmen zum Jahrestag des Pekinger Massakers


Tian'anmen-Unruhen
Festnahmen zum Jahrestag des Pekinger Massakers

03.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Rauchsäulen, Verwüstung und ratlose Menschen auf der Changan Avenue in Peking. Vor 30 Jahren kam es dort zu einem Massaker.Vergrößern des Bildes
Rauchsäulen, Verwüstung und ratlose Menschen auf der Changan Avenue in Peking. Vor 30 Jahren kam es dort zu einem Massaker. (Quelle: Kyodo_News/dpa-bilder)
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Vor 30 Jahren rollten in Peking die Panzer gegen friedliche Demonstranten. Hunderte wurden getötet, Tausende verletzt und inhaftiert. In China ist bis heute jedes Gedenken untersagt.

Vor dem 30. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking an diesem Dienstag sind zahlreiche Aktivisten und Verwandte von Opfern festgenommen, unter Hausarrest gesetzt oder an andere Orte weggebracht worden. Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, wurde auch die Kontrolle von führenden Mitgliedern der "Mütter von Tian'anmen", einem Netzwerk der Familien, deutlich verstärkt.

Bei dem Militäreinsatz gegen friedliche Demonstranten in Peking waren in der Nacht zum 4. Juni 1989 einige Hundert Menschen getötet worden. Die genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. Forscher verweisen auch auf Zahlen des chinesischen Roten Kreuzes, das einst 2.600 Tote genannt hatte. Tausende wurden verletzt und inhaftiert. Das Massaker ist bis heute ein politisches Tabu in China. Jedes öffentliche Gedenken wird sofort im Keim erstickt.

150.000 Menschen nehmen an Demos teil

Während es am Jahrestag in China still sein dürfte, werden am Abend in Hongkong Zehntausende Menschen zu einer Demonstration erwartet. Seit 1990 findet jeweils im Viktoria-Park eine Kerzenandacht statt, an der nach Angaben der Organisatoren in manchen Jahren sogar 150.000 bis 200.000 Menschen teilgenommen haben.

"Ich denke, die Hongkonger haben das Gefühl, dass wir definitiv die Verantwortung tragen, die Bewegung voranzubringen", sagte Richard Tsoi, Vizevorsitzender der Hongkonger Allianz zur Unterstützung der Demokratiebewegung in China. "Wir haben noch Freiheit in Hongkong, deswegen müssen wir unsere Stimme erheben."

Anders als die Menschen in der Volksrepublik genießen die Bewohner der chinesischen Sonderverwaltungsregion größere politische Freiheiten. Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert. Mit dem Anwachsen der demokratischen Kräfte hat die kommunistische Führung in Peking allerdings ihren Griff verstärkt.

So wurde dem früheren Studentenführer Feng Congde die Einreise nach Hongkong verweigert, wie die "South China Morning Post" berichtete. Nach der Ankunft am Montag am Flughafen sei der in den USA im Exil lebende Bürgerrechtler wieder in ein Flugzeug zurück nach Tokio gesetzt worden. Der Aktivist habe in dem Vorgehen den Beweis dafür gesehen, dass Hongkong kein unabhängiges Justizsystem mehr habe.

Zensur läuft auf Hochtouren

In China lief die Zensur vor dem Jahrestag auf Hochtouren. Im Internet beseitigte Software alle Hinweise auf das Blutbad. Die Staatssicherheit verschärfte die Überwachung. Die Möglichkeiten der "Mütter von Tian'anmen", mit der Außenwelt zu kommunizieren oder sich frei zu bewegen, seien schwer eingeschränkt worden, berichtete Human Rights Watch. Besonders betroffen seien die 82-jährige Ding Zilin und die 81-jährige Zhang Xianling, deren Söhne 1989 getötet worden waren.

Staatssicherheitsagenten brachten den bekannten Pekinger Bürgerrechtler Hu Jia am Freitag in "Zwangsferien" in die Hafenstadt Qinhuangdao, wie die Organisation ferner berichtete. Andere seien festgenommen worden. So am 17. Mai der Filmemacher Deng Chuanbin in der Provinz Sichuan, weil er auf Twitter ein Foto mit Hinweis auf das Pekinger Massaker auf Twitter verbreitet habe.


Die Polizei in der Provinz Anhui habe zudem am 16. Mai den Bürgerrechtler und Teilnehmer an der Demokratiebewegung 1989, Shen Liangqing, wegen "Störung der Ordnung" festgenommen. Wie die Organisation berichtete, sei 2016 die letzte bekannte Person, die seit dem Massaker noch in Haft gewesen sei, nach 27 Jahren auf freien Fuß gekommen. Andere damalige Teilnehmer seien aber wegen ihres anhaltenden Engagements für Demokratie wieder inhaftiert worden. Human Rights Watch schilderte acht konkrete Fälle.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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