Krise am Golf Saudi-Arabien und Iran weisen sich gegenseitig Schuld zu
Saudi-Arabien und Iran sind erbitterte Rivalen. Nun veranstaltete Riad zwei Krisengipfel gegen Iran. Das wiederum die Saudis attackierte – und Israel gleich mit.
Nach den arabischen Anti-Iran-Gipfeln in der saudischen Stadt Mekka wachsen die Spannungen im Nahen Osten weiter. Saudi-Arabien und die anderen arabischen Staaten warfen dem Iran am Freitag in Abschluss-Erklärungen zweier Krisentreffen vor, die Region zu destabilisieren. Das Land unterstütze Terror und mische sich in Angelegenheiten anderer Staaten der Region ein, hieß es darin. Der saudische König Salman rief die internationale Gemeinschaft auf, den Iran zu stoppen. Dessen "zerstörerische" Aktivitäten bedrohten die internationale Schifffahrt und die Versorgung der Welt mit Öl.
Die Regierung in Teheran wies die Anschuldigungen zurück. "Saudi-Arabien hat den heiligen Monat Ramadan und die heilige Stadt Mekka politisch ausgenutzt, um im Namen anderer Länder grundlose Behauptungen gegen den Iran in die Welt zu setzen", sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi.
Beide Länder sind Erzrivalen
Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran sind Erzrivalen, die in der Region um Macht und Einfluss ringen. Um andere Länder um sich zu scharen, hatte die saudische Führung die Länder des Golf-Kooperationsrates (GCC) und der Arabischen Liga zu Krisengipfeln in Mekka eingeladen. Dem GCC gehören sechs Staaten der Arabischen Halbinsel an. Die Arabische Liga zählt mehr als 20 Mitglieder aus der Region. Beide Organisationen werden von Saudi-Arabien dominiert.
Saudi-Arabien und seine Verbündeten machen den Iran für Angriffe in der Region verantwortlich. Vor allem die Regierung in Riad und die USA haben ihren Ton gegenüber Teheran verschärft und so Sorgen vor einem neuen Krieg in der Region geweckt. Washington entsandte zudem einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in den Nahen Osten. Beide sehen den Iran etwa hinter Sabotageakten gegen vier Handelsschiffe vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
US-Außenminister Mike Pompeo sagte, der Nationale Sicherheitsberater John Bolton werde kommende Woche den UN Beweise vorlegen, dass der Iran die Angriffe auf die Schiffe durchgeführt habe. "Das waren die Bemühungen der Iraner, den Preis für Rohöl weltweit zu erhöhen." Die Führung in Teheran bestreitet die Vorwürfe jedoch und sprach in dieser Woche von "lächerliche Behauptungen".
Deutschland ist auf Ausgleich bedacht
Irans Außenamtssprecher Mussawi erklärte am Freitag, das Hauptziel der islamischen und arabischen Welt sollte die Befreiung Palästinas von illegaler israelischer Besetzung sein – und nicht, sich gegenseitig aufzuhetzen. "Das ist nämlich genau das Ziel des zionistischen Regimes (Israel): vom wahren Feind abzulenken", sagte der Sprecher nach Angaben der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Isna weiter.
Die Bundesregierung will im Konflikt zwischen den USA und dem Iran eine ausgleichende Rolle einnehmen. "Wir wollen deeskalierend wirken", sagte der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer (CDU), im ARD-"Morgenmagazin". Er sprach von einer "besorgniserregenden Entwicklung im Persischen Golf".
Saudi-Arabien will nach eigenen Angaben trotz aller Rivalität keinen Krieg mit dem schiitischen Erzfeind Iran. "Ein Krieg wäre für alle in der Region schädlich, und wir wollen ihn um jeden Preis vermeiden", sagte Al-Dschubair dem britischen Sender BBC. Allerdings müsse sich der Iran zügeln, wenn er zur Normalität zurückkehren wolle.
Krieg im Jemen
In regionalen Konflikten stehen Saudi-Arabien und der Iran auf unterschiedlichen Seiten. So ist der Iran im syrischen Bürgerkrieg einer der wichtigsten Verbündeten von Präsident Baschar al-Assad, während Saudi-Arabien die Opposition unterstützt und bewaffnete. Im Bürgerkrieg im Jemen bekämpft die saudische Armee die Huthi-Rebellen, in denen sie einen Verbündeten der Regierung in Teheran sieht.
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Die Huthis hatten in den vergangenen Wochen mehrfach Ziele in Saudi-Arabien mit Drohnen angegriffen. Sie nahmen unter anderem eine der wichtigsten Pipelines des ölreichen Landes ins Visier.
- Nachrichtenagentur dpa