Exklusive Umfrage Union-Anhänger befürworten EVP-Ausschluss der Orban-Partei
Orbans Fidesz-Partei droht der Ausschluss aus der EVP. Am 20. März wollen die EVP-Mitgliedsparteien darüber abstimmen.
Am 20. März wollen die Mitglieder der Europäischen Volkspartei (EVP) darüber abstimmen, ob die ungarische Fidesz-Partei Teil der EVP bleibt. Nach Ansicht der Deutschen ist das Ergebnis aber jetzt schon klar: Knapp 67 Prozent sind der Meinung, dass die Fidesz aus der EVP ausgeschlossen werden soll. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online.de.
Grund für die geplante Abstimmung war unter anderem eine polemische Plakatkampagne der Fidesz-Partei, die unter Parteichef Viktor Orban in Ungarn regiert. Die Kampagne richtete sich gegen EU-Präsident Jean-Claude Juncker und US-Milliardär George Soros. Als Folge hatten 13 Mitgliedsparteien der EVP offiziell die Suspendierung der Fidesz oder ihren Ausschluss gefordert.
Großteil der Deutschen will einen Ausschluss
Auf die Frage "Sollte die Europäische Volkspartei (EVP), der auch die CDU/CSU angehört, Ihrer Meinung nach Viktor Orbans Fidesz-Partei ausschließen?" antworteten knapp 52 Prozent der Befragten mit "Ja, auf jeden Fall." Knapp 14 Prozent stimmten mit noch "Eher ja".
Knapp 18 Prozent der Befragten waren gegen einen Ausschluss ("Nein, auf keinen Fall"), knapp 8 Prozent stimmten mit "Eher nein". 7,5 Prozent der Befragten zeigten sich Unentschieden.
AfD-Anhänger gegen Ausschluss
Auch unter den Anhängern von CDU/CSU ist die Mehrheit für den Ausschluss der Fidesz: knapp 66 Prozent wollen die Orban-Partei nicht länger in der EVP sehen. Knapp 25 Prozent der Union-Anhänger sind gegen einen Ausschluss. Die CDU/CSU ist Mitgliedspartei der EVP.
Auch viele Anhänger der SPD (86,6 Prozent), Grünen (91,2 Prozent) und der Linken (72 Prozent) sind für einen Ausschluss. Unter den FDP-Anhängern teilt etwa die Hälfte der Befragten (52,6 Prozent) diese Ansicht.
Anderer Meinung sind lediglich Anhänger der AfD: Laut der Umfragen sind knapp 81 Prozent dagegen, dass die Fidesz aus der EVP ausgeschlossen wird.
Orban soll zum Einlenken bereit sein
Um einen Bruch der Fidesz mit der EVP zu verhindern, traf sich EVP-Spitzenkandidat und CSU-Politiker Manfred Weber am Dienstag mit Viktor Orban. Weber hatte Orban unter anderem dazu aufgerufen, sich für die Plakataktion zu entschuldigen. CDU und CSU hatten sich zuletzt von Orban distanziert – aber auf die Forderung nach einem Rauswurf verzichtet.
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Nach Informationen der "Welt" sollen Weber und Orban eine Grundsatzeinigung erzielt haben. Der ungarische Ministerpräsident soll bereit sein, die Bedingungen der EVP für einen Verbleib in der Partei zu erfüllen. Unter anderem sollen die Plakate gegen Jucker und Soros entfernt werden. Auch soll sich Orban bei EVP-Kritiker entschuldigen, die er als "nützliche Idioten" bezeichnet hatte.
Zur Methodik
In die Umfrage flossen die Antworten von 5.948 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Menschen ein, die zwischen dem 5. und dem 12. März 2019 online gefragt wurden: "Sollte die Europäische Volkspartei (EVP), der auch die CDU/CSU angehört, Ihrer Meinung nach Viktor Orbans Fidesz-Partei ausschließen?" Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Für die Auswertung nach Wahlabsicht wurde die aktuelle Parteipräferenz der Befragten in der "Bundessonntagsfrage" ermittelt. Die Antworten der unterschiedlichen Parteianhänger werden nur entsprechend ihres Anteils in der Gesamtbevölkerung berücksichtigt. Dementsprechend wurden z. B. für das Ergebnis der CDU/CSU-Anhänger über 1.800 Wahlberechtigte mit der aktuellen Wahlabsicht CDU/CSU berücksichtigt.
- Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey
- Welt.de: "Weber und Orbán einigen sich"
- Mit Material von dpa