Umstrittener Hochzeitsbesuch Österreichs Außenministerin tanzt mit Putin
Österreichs Außenministerin Karin Kneissl hat geheiratet. Und wie angekündigt, war Wladimir Putin dabei. Russlands Präsident tanzte medienwirksam mit der Braut.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Hochzeit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl besucht – und medienwirksam mit der Politikerin getanzt, die von der rechten FPÖ für ihr Amt vorgeschlagen wurde. Putin hatte einen großen Blumenstrauß und einen kleinen Männerchor dabei.
Der russische Präsident war zuvor auf dem etwa 50 Kilometer entfernten Flughafen Graz gelandet und mit einer Wagenkolonne auf gesperrter Autobahn zum Ort der Trauung gefahren. Er hatte zehn Don-Kosaken mitgebracht, die bei der Feier mehrere Lieder sangen.
Nach rund 90 Minuten brach Putin wieder auf. Er wurde am Abend von Kanzlerin Angela Merkel zu politischen Gesprächen in Schloss Meseberg bei Berlin erwartet.
Harsche Kritik an Einladung
Kneissl hatte ihren Lebensgefährten geheiratet, den Unternehmer Wolfgang Meilinger. Das Ereignis war überschattet von anhaltender nationaler und internationaler Kritik an der Einladung an den Kreml-Chef.
Irritationen hatte hervorgerufen, dass sich Kneissl und Putin noch nicht besonders lange kennen – wahrscheinlich erst seit wenigen Monaten. Kritiker meinen daher, Putin könnte den Besuch politisch instrumentalisieren. Die parteilose Kneissl ist von der rechten FPÖ als Außenministerin ausgewählt worden. Die FPÖ unterhält eine "strategische Partnerschaft" mit der kremltreuen Partei "Einiges Russland".
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Im Vorfeld wurde auch kritisiert, die Nähe und Vertrautheit signalisierende Geste könne die Vermittlerrolle Österreichs zum Beispiel im Ukrainekonflikt beschädigen. Österreich hat aktuell den EU-Ratsvorsitz inne. Der Europasprecher der oppositionellen österreichischen Sozialdemokraten, Jörg Leichtfried, bezeichnete den Vorgang als "befremdlich, naiv und geeignet, nachhaltigen Schaden an Österreichs außenpolitischer Position anzurichten". Es stelle sich die Frage, der unzulässigen Vermischung privater und öffentlicher Interessen. "Die Optik ist jedenfalls desaströs."
Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky sprach in der "Bild"-Zeitung von einem "merkwürdigen Vorgang, der sowohl innen- und außen- als gesellschaftspolitisch nicht ins Konzept des Landes" passe.
Am Abend wird Putin in Berlin erwartet
Nach der Hochzeit flog Putin weiter nach Deutschland. Dort trifft er sich am Abend mit Kanzlerin Merkel. Die beiden treffen zum zweiten Mal innerhalb von gut drei Monaten zusammen. Themen sind die Konflikte in Syrien und der Ostukraine, ferner der Streit mit den Nachbarländern über die Gas-Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland.
- dpa, Reuters