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Nach Trump-Entscheidung: Dem Iran droht der wirtschaftliche Kollaps


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Nach Trump-Entscheidung
Dem Iran droht der wirtschaftliche Kollaps

Mohammad Reza Kazemi

Aktualisiert am 10.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Viel beschäftigt: Währungshändler in einer Wechselstube in Teheran.Vergrößern des Bildes
Viel beschäftigt: Währungshändler in einer Wechselstube in Teheran. (Quelle: Archivbild/Raheb Homavandi/TIMA/Reuters-bilder)

Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen wächst im Iran die Sorge vor einem wirtschaftlichen Absturz. Dabei hat sich das Land von letzten Sanktionen noch nicht erholt.

Ein Gastbeitrag von Mohammad Reza Kazemi

Am Mittwoch wachten die Iraner in einer neuen Welt auf. Der Atomvertrag mit den Großmächten, der von vielen als historische Errungenschaft gefeiert wurde, war ins Wanken geraten. Die Garantie dafür, dass es nicht zu einem atomaren Wettbewerb im Nahen Osten oder einem militärischen Konflikt kommen würde, war plötzlich in Gefahr.

Bevor die Iraner am Dienstagabend ins Bett gegangen waren, sahen sie den US-Präsidenten live im Fernsehen. Donald Trump bezeichnete den sogenannten Iran-Deal erneut als “desatrös” und verkündete, dass sich sein Land nicht mehr daran halten werde. Er kündigte zudem die “schärfsten” wirtschaftlichen Sanktionen gegen Teheran an.

Bis heute hat sich der Iran noch nicht von den wirtschaftlichen Strafmaßnahmen der vergangenen Jahre erholt, die 2016 aufgehoben wurden. Ein Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen könnte verheerende Folgen für das Land haben. Befürchtet wird etwa ein Einbruch bei den lebenswichtigen Öl-Einnahmen.

Iranische Regierung reagierte zunächst besonnen

“Wenn sie das Atomabkommen zerreißen, wir werden es verbrennen", hatte das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei gewarnt. Aber trotz dieser und ähnlicher Drohungen fiel die erste offizielle Reaktion aus Teheran ziemlich besonnen aus.

Wenige Minuten nach Trumps Rede erschien der iranische Präsident Hassan Ruhani im Fernsehen und sagte, er wolle das Abkommen vorerst beibehalten. Der Iran sei seinen Verpflichtungen treu geblieben, die USA dagegen hätten bewiesen, dass sie nie ihre internationalen Zusagen halten würden.

Er habe seinem Außenministerium aufgetragen, in den kommenden Wochen mit anderen Vertragspartnern – Deutschland, Frankreich und Großbritannien, sowie China und Russland – zu verhandeln, sagte Ruhani. Wenn der Iran "am Ende einer kurzen Phase" feststelle, dass er auch künftig vom Atomabkommen profitieren könne, würde das Abkommen weiter bestehen. Andernfalls werde sein Land zur “unbeschränkten Urananreicherung zu industriellen Zwecken” zurückkehren, drohte er.

Iranischer Wirtschaft droht der Absturz

Der Präsident versuchte zugleich seine Landsleute zu beruhigen. Seine Regierung habe diesen Moment erwartet und sich darauf vorbereitet, sagte Ruhani. "Die Bevölkerung wird sehen, dass wirtschaftliches Wachstum, Ruhe und Stabilität im Markt weiter bestehen werden."

Die Iraner aber erleben seit einigen Monaten das Gegenteil. Lange Schlangen vor den Banken und Wechselstuben, um Dollar und Goldmünzen zu kaufen, deuteten auf großes Misstrauen und Sorge hin. Die große Nachfrage nach der US-Währung löste eine Krise aus: Der Rial stürzte ab, verlor innerhalb von drei Monaten rund ein Drittel seines Wertes.

Als der Preis für einen US-Dollar die Marke von 50.000 Rial erreichte, griff die Regierung zu willkürlichen Maßnahmen. Sie setzte den Dollarkurs auf 42.000 Rial fest und verbot Händlern, davon abzuweichen. Bei Verstößen drohten Strafen, kündigte Vizepräsident Eshagh Djahangiri im staatlichen Fernsehen an.

Dollarkurs kletterte dennoch weiter

Dabei hatte Präsident Ruhani einst persönlich gesagt, der Markt folge keinem Befehl. Und so war es auch dieses Mal. Der Devisenhandel verlagerte sich in den Untergrund und hinter verschlossene Türen. Die Folge: Im freien Handel stieg der Dollarpreis weiter. Am Montag durchbrach er die historische Marke von 70.000 Rial – annähernd doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Die ungewollte Rekordjagd brachte dem Vizepräsidenten den Spott vieler Nutzer in den sozialen Medien ein. Das Foto einer Dollarnote machte die Runde, auf dem der Kopf des ersten amerikanischen Präsidenten George Washington durch Djahangiris ersetzt wurde.

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Am Dienstag, Stunden bevor der US-Präsident seine Entscheidung über das Atomabkommen verkündete, fiel der Dollarkurs zum Erstaunen vieler auf 65.000 Rial. Experten aber glauben, dass die Regierung Dollars in den Markt gepumpt hatte, um dem Schock entgegenzuwirken. Die Wirkung war auch nur von kurzer Dauer. Schon am Mittwoch durchbrach der Kurs erneut die 70.000-Marke.

Der freie Fall der nationalen Währung bringt die iranische Wirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs. Im Winter des letzten Jahres kam es in mehreren Städten zu Unruhen. Kundgebungen, die als Proteste gegen die wirtschaftlichen Probleme begannen, wuchsen sich zu Demonstrationen gegen das Regime aus. Teilnehmer riefen sogar Parolen für Reza Schah, den Gründer der Pahlavi-Dynastie (regierte von 1925 bis 1941). Eine weitere Zuspitzung der wirtschaftlichen Krise dürfte neue Proteste nach sich ziehen, und das Regime ernsthaft in Gefahr bringen.

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