Vorfall in Saudi-Arabien Polizei nimmt Gäste bei geheimer Schwulenhochzeit fest
Eine Hochzeitsfeier eines schwulen Paares im vielleicht konservativsten Land der Welt: Behörden in Saudi-Arabien haben deshalb neben dem Paar auch Gäste festgenommen.
In sozialen Netzwerken verbreitete Videos einer illegalen Hochzeitsfeier eines homosexuellen Paares haben in Saudi-Arabien zu mehreren Festnahmen geführt. Die Filme zeigen aus verschiedenen Perspektiven zwei Männer, die im Konfetti-Regen über einen roten Teppich schreiten. Die Bilder bekommen angesichts des Modernisierungskurses des Kronprinzen hohe Symbolkraft. "Das ist das neue Saudi-Arabien unter Führung von Mohammed bin Salman", heißt es in diesem Tweet.
Kronprinz Mohammed bin Salman hat mit Reformen und Verhaftungen das Land in Aufruhr versetzt und ist für viele Menschen Hoffnungsträger, das Land ins 21. Jahrhundert zu führen. Saudi-Arabien-Experte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik schätzt den Kurs so ein: Das Land solle sich entwickeln "in ein Saudi-Arabien, in dem die konservativen Gelehrten immer weiter an den Rand gedrängt werden und die liberalen Teile des Landes aufatmen und sich auf viel mehr Freiheiten freuen können".
Saudi-Arabien ringt um Modernisierung
Die Bevölkerung sehe auch Verhaftungswellen wenig kritisch, sagte die Saudi-Arabien-Expertin Fatiha Dazi-Héni gerade der österreichischen Zeitung "Der Standard". Konkurrenten des Kronprinzen und Kritiker des Königshauses wurden oft mit der Begründung der Korruptionsbekämpfung verhaftet. Konservative Gegner des Kronprinzen präsentieren dagegen die Bilder der Hochzeit als Beleg für eine Verlotterung des Lebens in dem wahhabistischen Land, das einige der heiligsten Stätten der islamischen Welt beheimatet. Viele Kommentare auf das Video sind voller Empörung und homophob. In Reaktionen heißt es auch, die dort zu sehende "Perversion" sei Folge der weiteren Annäherung an Donald Trump.
Religiöse Gelehrte hatten auch davor gewarnt, Frauen das Autofahren zu erlauben. Das Königshaus hat im September Richtlinien angekündigt, die Frauen das Fahren ermöglichen sollen. In diesem Jahr sollen auch wieder Kinos öffnen können, am 12. Januar dürfen Frauen erstmals ein Fußballspiel besuchen. "Wir gehen zu dem zurück, wie wir waren: dem moderaten Islam, der offen gegenüber der Welt und allen Religionen ist", hatte der Kronprinz im Oktober angekündigt.
Es sind aber keine Pläne absehbar, Homosexuellen Rechte einzuräumen. Das Land hat kein Strafgesetzbuch, es gelten Dekrete und der Verweis auf islamisches Recht, die Scharia. Gleichgeschlechtliche Beziehungen oder das Tragen von Kleidern des anderen Geschlechts stehen unter Strafe. Homosexuellen drohen Peitschenhiebe, Gefängnis und sogar die Todesstrafe. 2014 wurde das Urteil gegen einen Mann bekannt, der für Verabredungen mit anderen Männern über Twitter drei Jahre ins Gefängnis musste. 2010 hatte ein saudischer Diplomat in den USA wegen seiner Homosexualität Asyl beantragt: Bei einer Rückkehr werde man ihn töten, erklärte er.
Denunziant meldete Hochzeitsfeier
Die Religionspolizei patrouilliert in den Straßen des Landes, um auch das Verhalten und die vorschriftsmäßige Kleidung von Frauen zu überwachen. Sie wurde offenbar von einem Gast der Hochzeitsfeier gerufen, wie die saudische Zeitung "Al Marsd" in einem inzwischen auf ihrer Internetseite nicht mehr erreichbaren Text berichtet.
Die Behörden haben das nach vielen Reaktionen auf Twitter bestätigt. Der Fall ereignete sich demnach am 29. Dezember. Der Zeuge sei zu einer Feier an einem privaten Ort eingeladen gewesen und sei überrascht worden, dass sich dort eine Hochzeitszeremonie abspielte. Ein Mann sei wie eine Frau gekleidet, meldete er laut Mitteilung. Dieser Mann und seine Begleiter seien festgenommen und der Fall dem Staatsanwalt übergeben worden. In sozialen Netzwerken gibt es auch vereinzelte Spekulationen, es habe sich um einen Scherz gehandelt.
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Quellen:
- Eigene Recherchen
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- Bericht "Los Angeles Times" über den Asylantrag des Diplomaten