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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Äußerst besorgniserregend" Deutscher sitzt wochenlang in US-Abschiebegefängnis

Ein weiterer deutscher Tourist gerät in US-Abschiebehaft. Zwei Wochen hielt man ihn fest, bevor er nach Deutschland zurückkehren durfte.
Der Deutsche Lucas Sielaff ist nach zwei Wochen in US-Abschiebehaft nach Deutschland zurückgekehrt. Seine Einreisebewilligung wurde an der mexikanischen Grenze widerrufen, wie der "Tagesanzeiger" berichtet. Die US-Behörden warfen ihm offenbar vor, sich länger als erlaubt in den USA aufzuhalten.
Sielaff, 25 Jahre alt und aus Bad Bibra in Sachsen-Anhalt stammend, wurde am 18. Februar an der Grenzstation San Ysidro festgenommen. Er war mit einem Touristenvisum in die USA gereist und hatte mit seiner Verlobten einen Ausflug nach Mexiko unternommen. Bei der Rückkehr in die USA kam es laut seiner Partnerin Lennon Tyler zu einem Missverständnis.
Auf die Frage, wo er wohne, habe Sielaff geantwortet, er lebe in Las Vegas. Tatsächlich wohnt dort nur seine Verlobte, während er in Deutschland gemeldet ist. Seine mangelnden Englischkenntnisse habe zu einer Fehlinterpretation der Frage geführt, so Tyler.
Unklarheiten über die Dauer der Haft
Die Grenzbeamten sollen ihn daraufhin für zwei Tage an der Grenze festgehalten haben, bevor er in das Otay Mesa Detention Center überstellt wurde. Laut US-Einwanderungsrecht können Behörden ein Touristenvisum trotz vorheriger Erteilung widerrufen, wenn Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Einreise bestehen. Normalerweise wird Reisenden in solchen Fällen jedoch nur die Einreise verweigert, und sie müssen mit dem nächsten Flug zurückreisen. Warum Sielaff stattdessen in Abschiebehaft kam, bleibt unklar.
Ein ähnlicher Fall betrifft die deutsche Tattoo-Künstlerin Jessica Brösche, die ebenfalls als Touristin in die USA reisen wollte und sich seit Ende Januar in derselben Einrichtung in Haft befindet. Laut Jeff Joseph, Präsident des US-Anwaltsverbands für Einwanderungsrecht, sei ein derart langer Verbleib in einer Abschiebeanstalt "äußerst besorgniserregend". In der Regel könnten Betroffene ihren Antrag zurückziehen und umgehend in ihr Heimatland zurückkehren. Brösche soll wohl am Dienstag zurück nach Deutschland abgeschoben werden.
Lucas Sielaff wurde schließlich nach zwei Wochen in Haft freigelassen. Er buchte selbst ein Flugticket und flog am 6. März von San Diego nach München. Seine Verlobte warnte in einem Gespräch mit dem "Tagesanzeiger" vor Reisen in die USA: "Kommen Sie nicht hierher. Erst recht nicht mit einem Touristenvisum – und besonders nicht über die mexikanische Landesgrenze." Die US-Behörden haben bislang keine Stellungnahme zu Sielaffs Fall abgegeben.
Auch Britin seit fast zwei Wochen in Haft
Neben den beiden Deutschen Brösche und Sielaff haben US-Behörden offenbar auch eine britische Touristin festgenommen. Die Waliserin Becky Burke war nach Angaben ihres Vaters am 26. Februar auf dem Weg aus den USA nach Kanada. Der Grenzübertritt nach Kanada sei ihr allerdings aufgrund eines Formfehlers verwehrt worden.
Beim Versuch der Rückkehr in die USA sei die 28-Jährige festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt worden. Die Behörden warfen ihr plötzlich vor, illegal in den USA zu arbeiten. "Ich verstehe nicht, warum sie meine Tochter einsperren und in einen orangen Jumpsuit stecken müssen, während sie ihre Papiere prüfen", sagte Burkes Vater Paul Burke der BBC.
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Britin: Haftbedingungen "grauenvoll"
Becky Burke kann zwar mit einem unter den Inhaftierten gemeinsam genutzten iPad hin und wieder ihre Familie anrufen, in die andere Richtung funktioniert der Kontakt aber nicht. Auch Geld kann die Familie aus dem Vereinigten Königreich nicht in die USA überweisen.
Die Waliserin sei untröstlich und habe sofort einen Antrag auf freiwillige Ausreise aus den USA zurück nach Wales gestellt, berichtet ihr Vater. Der Ausreiseantrag soll nun angeblich bei einem Gericht liegen – doch bei welchem und wann entschieden wird, das weiß die Familie bislang nicht. Auch das britische Konsulat in San Francisco habe mit seinen Bemühungen keinen Erfolg gehabt. Die Bedingungen in der Abschiebehaft habe Burke ihrer Familie als "grauenvoll" beschrieben, so der Vater.
- tagesanzeiger.ch: "USA-Einreise: Zweiter deutscher Tourist in US-Abschiebehaft"
- tagesanzeiger.ch: "Deutscher Tourist nach zwei Wochen aus US-Abschiebehaft entlassen"
- bbc.com: "US detention of German tourists raises questions" (Englisch)
- Eigene Recherche